FC in der AnalyseMutig, aber glücklos: 1. FC Köln verliert deutlich gegen Bayern

Lesezeit 5 Minuten
Baumgart feuert an

Feuert sein Team an: FC-Trainer Steffen Baumgart

Köln – Nach drei Siegen in Folge hat der 1. FC Köln wieder eine Niederlage einstecken müssen. Gegen einen souverän auftretenden FC Bayern München war die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart am Ende chancenlos und verlor vor 750 zugelassenen Zuschauern mit 0:4.

FC Zuschauer Osttribüne

Die spärlich besetzte Osttribüne im Rheinenergie-Stadion.

Das Wichtigste zuerst

Gegen den Rekordmeister ist für den FC weiterhin nichts zu holen. Auch im 16. Anlauf in Folge gelang den Kölnern kein Sieg, sie waren an diesem Tag auch weit davon entfernt. Mit zwei Treffern bis zur 25. Minute stellten die Gäste früh die Weichen auf Sieg. Wieder einmal war es Starstürmer Robert Lewandowski, der seine Extraklasse zeigte und mit drei Treffern der entscheidende Mann auf dem Platz war. Kölns Coach Baumgart hatte vor dem Duell von einer realistischen Sieg-Chance des FC gesprochen, doch dafür hätte für sein Team an diesem Tag schon alles perfekt verlaufen müssen. Zudem hätten die Bayern, bei denen Stars wie Manuel Neuer, Leroy Sané oder Corentin Tolisso nach Corona-Infektionen zurückgekehrt waren, schwächeln müssen. Das taten sie allerdings nicht. Nach dem eindrucksvollen Dortmunder Sieg tags zuvor standen sie schon etwas unter Druck. Doch sie ließen im Rhein-Energie-Stadion nichts anbrennen, präsentierten sich spiel- und einsatzfreudig, wenn auch hinten nicht immer sattelfest.

Kilian ggen Musiala

Luca Kilian im Zweikampf mit Jamal Musiala

Die Tore

Das 0:1 fiel in der neunten Minute nach einem Ballverlust von Ondrej Duda. Die Bayern nahmen die Einladung dankbar an, konterten exzellent. Thomas Müllers Pass in die Schnittstelle erreichte Lewandowski, der frei vor FC-Torwart Marvin Schwäbe eiskalt zur Führung traf. Dem 0:2 in der 29. Minute ging wieder ein Kölner Ballverlust voraus, diesmal von Florian Kainz. Marcel Sabitzer verlagerte das Spiel gekonnt mit einem Flügelwechsel auf Corentin Tolisso. Nach dessen technisch starken Doppelpass mit Müller traf der Franzose aus 15 Metern äußert sehenswert ins linke Toreck. Mit dem 0:3 in der 62. Minute war die Partie entschieden. Der soeben erst eingewechselte Leroy Sané führte sich glänzend ein, bediente mit einem Pass in die Tiefe Lewandowski, der Schwäbe erneut keine Chance ließ. Das 0:4 in der 74. Minute war fast eine Kopie des 3:0. Sané spielte Lewandowski frei, der ins rechte Toreck einschob.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Das war gut

Während die Kölner in der jüngeren Vergangenheit gegen die Bayern nur darauf bedacht waren, zu reagieren und etwas zu verhindern, versuchte Baumgarts FC diesmal mitzuspielen. Er hatte gegen Bayern nicht alltägliche 49 Prozent Ballbesitz und gab elf Torschüsse ab. Doch es fehlten Genauigkeit und Glück. Mark Uth stand beim Treffer zum vermeintlichen 1:2 knapp im Abseits, Timo Hübers köpfte in der 72. Minute an die Latte.

Das war schlecht

Ballverluste wie von Duda und Kainz sind gegen einen Gegner der Klasse der Bayern tödlich. Konsequent bestraften die Gäste diese Fehler. Baumgart hatte es mit einer mutigen 4:1:3:2-Formation probiert. Im Nachhinein lässt sich sagen, dass dieses System gegen diesen Gegner wohl zu mutig und offensiv war. Auf Salih Özcan rollten immer wieder die Münchener Angriffe zu. Unterstützung in Person von Dejan Ljubicic hätte ihm gut getan. Doch Baumgart entschied zu Spielbeginn für Louis Schaub, dem allerdings wenig gelang.

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Spieler des Spiels

Robert Lewandowski. Seine Treffer sind alles, nur kein Zufall. Der Pole hat das Gefühl für Raum und Zeit, startete immer wieder zum perfekten Zeitpunkt in den Kölner Strafraum und vollstreckte dann gnadenlos und technisch stark. Die Treffer in Köln waren bereits seine Saisontore 21, 22 und 23. Am Montag könnte seine Krönung erfolgen: Der Stürmer zählt zu den drei Finalisten bei der Fifa-Wahl zum Weltfußballer des Jahres 2021. Der 33-Jährige hätte sich die Auszeichnung verdient.

Moment des Spiels

Das 2:0 von Corentin Tolisso in der 25.Minute: perfekt herausgespielt, traumhaft vom Franzosen abgeschlossen.

Das sagen die Trainer

Steffen Baumgart (Trainer 1. FC Köln): „Die Bayern haben es in allen Situationen sehr gut gemacht. Wir waren nicht in der Lage, die Situationen, die sich geboten haben, zu nutzen. Man muss ganz klar sagen, dass wir auf eine sehr, sehr gute Bayern-Mannschaft getroffen sind, da hatten wir am Ende keinen Stich und gehen als verdienter Verlierer vom Platz. Unzufrieden sehen Sie mich nicht, weil wir insgesamt auf einem guten Weg sind.“

Julian Nagelsmann (FC Bayern München): „Es war wichtig, den Sechs-Punkte-Vorsprung wiederherzustellen. Gegen einen Gegner, der eine sehr gute Saison spielt und sehr mutig ist. Wir hatten eine gute Kontrolle und waren immer in der Lage, auch torgefährlich zu werden. Vier Tore zu schießen und keins zu kriegen, ist einfach gut und wichtig für uns.“

Modeste gegen Kimmich

FC-Stürmer Anthony Modeste behauptet den Ball gegen Joshua Kimmich.

Das sagen wir

Auch wenn der 1. FC Köln hoch verlor und mindestens zwei Tabellenplätze einbüßte, dürfte das Spiel kein wirklicher Rückschlag gewesen sein. Die Bayern haben eine andere Kragenweite. Der FC versuchte mitzuspielen, leistete sich aber einige Fehler im Aufbau, die die Gäste gnadenlos bestraften. Die Kölner werden die Niederlage und ihre Leistung sicherlich richtig einordnen können. Am Dienstag steht für sie weit mehr auf dem Spiel: Im Pokal-Achtelfinale gegen den Zweitligisten Hamburger SV sind sie wieder der Favorit. Ein Weiterkommen wäre auch aufgrund der schwierigen finanziellen Situation des Klubs von enormer Wichtigkeit. Trotz der klaren Niederlage gegen den Rekordmeister hat der FC Grund, mit Zuversicht in dieses Spiel zu gehen. Dafür lief zuletzt einfach zu viel in die richtige Richtung.

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