Baumgart warnt vor Schlusslicht„Bochum ist wichtiger als alles andere davor"

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FC-Trainer Steffen Baumgart ballt die Faust nach dem 4:2-Sieg gegen Slovacko.

Köln – Dieses Spiel hat der 1. FC Köln gebraucht. Nach den beschämenden Ereignissen in Nizza erlebte der Bundesligist im ersten Heimspiel in der Gruppenphase der Conference League gegen den 1. FC Slovacko (4:2) einen berauschenden Abend, der sportlich nicht frei von Schwächen war, dennoch erfolgreich endete und Zuversicht verbreitete.

Die Kölner Fanszene präsentierte sich geschlossen, erzeugte nicht nur mit einer beeindruckenden Choreographie eine sagenhafte Atmosphäre, die der Mannschaft insbesondere in kritischen Situationen gegen die  couragierten Tschechen half. Die Anhänger setzten ein positives Zeichen, das für alle im Klub wichtig war.

Baumgart über Stimmung bei FC-Fans: „Affengeil“

Für Kölns Trainer Steffen Baumgart war die Stimmung „affengeil“, wie er auf der Pressekonferenz anmerkte. Der Übersetzer hatte Probleme, das Wort ins Tschechische zu übersetzen, blieb beim deutschen Ausdruck – und sorgte für Schmunzeln bei allen Beteiligten. Baumgart wirkte glücklich – mit der Leistung seines personell veränderten Teams und mit dem Verhalten der Fans. „Ich freue mich, wenn ein ganzes Stadion in eine Richtung marschiert. Es hat die Jungs nach vorne gepeitscht und ihnen Sicherheit gegeben. Wir sollten uns auf jedes Spiel freuen und es genießen“, sagte der  Coach. Das taten seine Spieler.

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Wie Torhüter Marvin Schwäbe, der allerdings sein Team gleich mehrfach retten musste. „Wie uns die 50.000 nach vorne pushen und hinter uns stehen, ist ein tolles Gefühl“, sagte der Keeper, in Abwesenheit von Jonas Hector erstmals Kapitän: „Das  erfüllt mich mit Stolz.“

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Baumgart hatte mit seiner großangelegten Rotation bei manchem für Verwunderung gesorgt, schließlich saßen die zuletzt besten Kölner Hector, Florian Kainz, Ellyes Skhiri und Timo Hübers nur auf der Bank. Das machte sich bemerkbar. Die Partie hätte nach den Gegentoren zum 2:2, die der FC in einer katastrophalen Phase unmittelbar nach der Pause kassierte, auch kippen können, tat sie aber nicht. Denn kurz danach wechselte Baumgart  seine Leistungsträger ein. Das Team fing sich und entschied das Spiel durch zwei Treffer des besten Kölners, Dejan Ljubicic. Der erste Sieg brachte die Tabellenführung in Gruppe D.

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Der eingewechselte FC-Stürmer Steffen Tigges (l.) feiert den doppelten Torschützen Dejan Ljubicic.

Der Erfolg gab Baumgart  Recht, der mutige Plan des Trainers war aufgegangen. Und wenn nicht im Heimspiel gegen das limitierte Slovacko, gegen welchen Gegner soll der Trainer bei den vielen Englischen Wochen sonst rotieren? „Ich kann mir vorstellen, dass einige die Aufstellung als Risiko gesehen haben“, sagte Baumgart, mit Blick auf die Belastung von elf Pflichtspielen in 47 Tagen sei sie aber alternativlos: „Ich habe einfach die frischeste Mannschaft auf den Platz gebracht. Auch wenn dann fußballerisch nicht sofort alles klappt, ist das unser Weg.“

Respekt vor Bochum

Die vielen Wechsel erfolgten  auch im Hinblick auf die wichtige Bundesliga-Partie am Sonntag (17.30 Uhr/Dazn). Sollten die Kölner beim VfL Bochum gewinnen, könnten sie sich im oberen Liga-Drittel einnisten und hätten  ein größeres Polster auf die Abstiegszone. Auf die leichte Schulter wird der FC den VfL nicht nehmen und sich nicht davon blenden lassen, dass dieser punktlos Letzter ist.

„Wir haben am Sonntag Bochum und das ist – das mag jetzt nicht jeder hören – wichtiger als alles andere davor“, sagte Baumgart und warnte vor dem Gegner, für den es das erste Spiel nach der Trennung des lange Zeit so erfolgreichen und mit Baumgart befreundeten Trainers Thomas Reis ist. „Wir sollten die Bochumer alle nicht am Tabellenstand messen. Sie hätten locker drei, vier Punkte haben können.“

Spiel eins nach Thomas Reis

Auch Ljubicic forderte: „Wir dürfen keinen Deut nachlassen, müssen total fokussiert  antreten und zu 100 Prozent in die Zweikämpfe gehen. Vor der Länderspielpause wollen wir  die drei Punkte“, sagte der Mittelfeldspieler, der im Gegensatz zu Kainz („Ich verstehe das auch nicht, Kainzi ist bei uns  überragend gewesen“) erneut für die österreichische Nationalmannschaft berufen wurde. Die  ausgeruhten Bochumer  sind heiß auf das Westduell.

„Die Jungs haben gut trainiert und sie sind scharf“, sagte Sportgeschäftsführer Patrick Fabian. Unter Interimscoach Heiko Butscher könnte es Veränderungen in der Startelf geben. Welche, das sagte er nicht: „Weniger labern, mehr machen.“ Ein Motto, das allerdings auch alle Kölner so unterschreiben könnten.

VfL Bochum: Riemann - Janko, Masovic, Lampropoulos, Soares - Losilla, Förster - Zoller, Stöger, Holtmann - Hofmann.

1. FC Köln: Schwäbe - Schmitz, Hübers, Soldo, Hector - Martel, Skhiri - Thielmann, Ljubicic, Kainz - Tigges.

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