Kein FC-Frust nach 0:4 gegen BayernNicht nur Neuers Trikot tröstet Trainer Baumgart

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Bemerkenswerter Tausch nach dem Abpfiff: Bayern-Torwart Manuel Neuer (l.), FC-Trainer Steffen Baumgart

Köln – Dieser Tausch zwischen einem fünfmaligen Welt-Torhüter und einem in Köln sehr populären Trainer war wohl nicht nur einmalig, sondern er spiegelte am Samstagnachmittag auch gut die Stimmungslage beider Mannschaften wider. Spieler und Trainer des 1. FC Köln ärgerten sich nicht überbordend über die 0:4-Heimniederlage, und die des FC Bayern München waren zufrieden mit dem Ergebnis, ihrem souveränen Auftritt und der Tatsache, dass sie eine Woche nach der 1:2-Niederlage einer Notelf gegen Gladbach fast in alter Stärke wieder alte Stärke gezeigt hatten.

Und so kam es direkt nach dem Abpfiff zu dieser bemerkenswerten Szene: Bayerns Torhüter Manuel Neuer tauschte mit Steffen Baumgart, der Weltmeister bekam im Gegenzug für sein Torwart-Trikot die zum Kult gewordene Schiebermütze des FC-Trainers. Ein rares Gut, denn die Mütze ist im Fanshop des Klubs bereits seit Monaten vergriffen.

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„Die Kappe ist schon legendär, die würde jeder gerne haben. Ich bin froh, dass ich sie jetzt habe. Die bekommt einen Ehrenplatz“, sagte Neuer nach dem Abpfiff. Später präsentierte der 35-Jährige dann auf Instagram ein Foto von sich, die Mütze auf dem Kopf und fragte seine elf Millionen Follower: „Und steht sie mir? Danke, Steffen Baumgart.“ Dessen Antwort via Instagram folgte prompt: „Überragend.“

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„Und steht sie mir?" Manuel Neuer testet die Baumgart-Mütze

Die Utensilien dürften sogar in beiden Haushalten einen Ehrenplatz bekommen, da es der Kölner Coach, der besondere Trikots sammelt, ebenfalls auf den Tausch angelegt hatte. Als Profi von Energie Cottbus hatte der einstige Stürmer in der Saison 2006/07 zweimal gegen Neuer gespielt, doch der war damals noch Jungprofi und nicht der seit Jahren beste Torhüter der Welt. Und so hatte sich seinerzeit ein Tausch nicht ergeben. Der erfolgte 15 Jahre später.

„Ich wollte von Manu schon seit langer Zeit ein Trikot haben. Meine Tochter hat sich das sehr lange gewünscht und lange darauf gewartet. Ich freue mich natürlich auch, dass Manuel auch meine Mütze haben wollte“, sagte Baumgart, der sich bereits eine Woche zuvor das Trikot von Herthas Kevin-Prince Boateng gesichert hatte.

Trainer sieht „guten Weg"

Der Coach ist nicht unter die professionellen Trikotjäger gegangen, hatte nach Niederlage und Abpfiff dennoch gute Laune. Er tauschte, war aber nicht enttäuscht. Denn trotz der Höhe der Niederlage fand der 50-Jährige nicht alles schlecht, was er von seiner Mannschaft gesehen hatte. Man sei „auf einem guten Weg“, sagte Baumgart. „Wir waren heute den Bayern nicht gewachsen. Das muss man auch sagen. Aber wir wollen ja diesen großen Abstand verkürzen und das funktioniert nur, wenn du deinen Fußball spielst.“

Die Kölner hielten sich daran, was ihr Trainer von ihnen gefordert hatte: Die FC-Profis versuchten bei ihrer Spielweise zu bleiben und stellten sich nicht hinten rein, sondern liefen den Gegner engagiert früh an. Auf nicht alltägliche 49 Prozent Ballbesitz kamen die Kölner am Ende, gaben elf Torschüsse ab und hatten ihre Chancen. Doch es fehlten Genauigkeit und Glück. Mark Uth stand beim Treffer zum vermeintlichen 1:2 knapp im Abseits, Timo Hübers köpfte den Ball in der 72. Minute an die Latte.

Ballverluste wie von Ondrej Duda und Florian Kainz bestraften die Gäste allerdings mit frühen Gegentoren durch Robert Lewandowski und Corentin Tolisso, der traumhaft ins linke Eck traf. Insbesondere Lewandowski bekam der FC nie in den Griff, der eine Demonstration in Sachen Antizipation, Technik und Abschlussstärke lieferte und seine Saisontore 21, 22 und 23 erzielte.

Dem Spielstil treu bleiben

Baumgart hatte es mit einer mutigen 4:1:3:2-Formation probiert. Im Nachhinein lässt sich vielleicht sagen, dass dieses System gegen diesen Gegner zu mutig und offensiv gewesen sein könnte. Auf Salih Özcan rollten immer wieder die Münchener Angriffe zu. Unterstützung in Person von Dejan Ljubicic hätte ihm gut getan. Doch Baumgart entschied zu Spielbeginn für Louis Schaub, dem allerdings wenig gelang.

Dass die offensive Spielweise gegen den Rekordmeister und souveränen Tabellenführer vielleicht etwas zu naiv gewesen sei, diesen Eindruck wollten die Kölner nicht aufkommen lassen: „Unser Offensivspiel hat uns die vergangenen Wochen stark gemacht. Wir wollten unseren Stil fortführen. Das ist, was wir am besten können und an dem wollen wir festhalten“, sagte Torhüter Marvin Schwäbe. Ähnlich äußerte sich Mittelfeldspieler Florian Kainz. „Wir werden unseren Weg weiter gehen, unser Ding durchziehen und haben am Dienstag schon das nächste Spiel“, sagte der 29-Jährige.

Dann empfängt der FC im Achtelfinale des DFB-Pokals den Hamburger SV. Gegen den Zweitligisten rechnet Baumgart mit einer Partie „auf Augenhöhe“ – auch wenn seine Mannschaft als Favorit in die Partie gehen wird. Der Gegner hat  keine Spieler eines Kalibers von Neuer oder Lewandowski. So dürfte der Reiz zum Trikot-Tausch bei Baumgart am Dienstag (18.30 Uhr) nicht so groß sein.

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