U-19-CoachRuthenbeck über Zeit als Profi-Trainer und Ziele mit dem Nachwuchs

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Stefan Ruthenbeck

Köln – Herr Ruthenbeck, nach gut sechs Monaten im Profifußball sind Sie  zurück im Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Köln. Ein zumindest ungewöhnlicher Schritt. Wo liegt Ihre Motivation?

Ich habe immer gesagt, dass ich mich nicht über eine Position definiere. Ich möchte Trainer sein und bin vor der vergangenen Saison ganz bewusst als U-19-Trainer zum 1. FC Köln gewechselt. Meine Motivation, mit Talenten zu arbeiten, ist riesengroß.

Es soll für Sie Trainerangebote aus der ersten und zweiten Bundesliga, auch aus dem Ausland, gegeben haben. Eine Alternative waren diese offenbar zu keinem Zeitpunkt. Wieso?

Es ist nicht so, dass ich mir nicht Gedanken gemacht hätte. Aber mir war schnell klar, dass der FC mein Klub ist und dass ich das, was ich hier im Sommer 2017 angefangen habe, weiterführen möchte.

Sie haben mehrfach betont, dass eine Rückkehr zur U19 des Klubs für Sie kein Rückschritt sei. Ein Karriereplaner hätte Ihnen vermutlich widersprochen. Wie schätzen Sie die Situation ein? 

Ein Karriereplaner hätte mir wahrscheinlich nach meinen Cheftrainer-Stationen in der Zweiten  Bundesliga schon den Schritt ins Nachwuchsleistungszentrum  des 1. FC Köln nicht empfohlen. Mir ist wichtig, dass ich das tun kann, was mir Spaß macht und worin ich mich wiederfinde.

Was nehmen Sie aus Ihrer Zeit als Cheftrainer des 1. FC Köln zu den Junioren mit?

Jede Erfahrung hilft, auch wenn sich die beiden Welten schwer vergleichen lassen – alleine, was die öffentliche Aufmerksamkeit angeht, die bei einem Klub wie dem FC riesig ist und einen viel größeren Teil des Jobs einnimmt als im Nachwuchs. Was ich auf jeden Fall mitnehme, ist Dankbarkeit und Wertschätzung dafür, dass ich diese Chance hatte, als Kölner meinen Klub in der Bundesliga zu trainieren, zwei Derbys zu gewinnen, mit Spielern wie Jonas Hector oder Timo Horn arbeiten zu können.

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U-19-Trainer Stefan Ruthenbeck

Die elf Unentschieden in der abgelaufenen Saison der A-Junioren-Bundesliga  waren Ligaspitze. Dennoch wurde der FC Tabellenvierter. Was war gut, was weniger?

Ich finde, die Jungs haben eine ordentliche Saison gespielt, wenn man bedenkt, was aufgrund der sportlichen Situation der Profis alles auch auf den Nachwuchsbereich eingeprasselt ist.

Schalke 04 und Borussia Dortmund dominieren seit drei Spielzeiten das Geschehen im Westen. Kann es der FC der Saison 2018/2019 mit dem Duo aufnehmen?

Das werden wir sehen, ich halte nichts davon, vor einer Saison große Sprüche rauszuhauen. Wir sind eine Mannschaft, deren Aufgabe es ist, Talente an den Profifußball heranzuführen und individuell zu fördern – und zugleich ist es für die Lernkurve der Spieler und für den Klub auch wichtig, möglichst viel zu gewinnen. Das ist ein Spagat, der für uns  Trainer sehr reizvoll ist. 

Man gewinnt den Eindruck, dass der  Fußball einen Innovationsschub gut gebrauchen könnte und alle einst erfolgreichen Strategien entschlüsselt und damit durchschaubar geworden sind. Es leben die Standardsituationen. Wie ist Ihre Meinung?

Ich sehe das nicht so. Ob bei den Italienern mit ihrer Taktik in den neunziger  Jahren oder später auf dem Höhepunkt der spanischen Dominanz mit dem Tiki-Taka – gefühlt alle zehn Jahre glaubt man: „Das war’s. Der perfekte Fußball ist entdeckt und entschlüsselt, da kommt nichts mehr.“ Und dann entwickelt sich das Spiel doch wieder weiter.

Die deutsche Niederlage gegen Mexiko resultierte aus einem Konter. Ist Ballbesitzfußball inzwischen  antiquiert und die Zeit reif für eine Renaissance?

Ich tue mich schwer damit, als U-19-Trainer des 1. FC Köln aus der Ferne Szenen einer Fußball-Weltmeisterschaft zu bewerten. Aber wie ich schon sagte: Es gibt im Fußball immer Trends, die in verschiedene Richtungen gehen können. Dass man in der Vorwärtsbewegung den Ball verliert und ausgekontert wird, das gab es immer und wird es immer geben.

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