1. FC Köln vor SchalkeDas Jahr eins nach Baumgarts Revolution

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Steffen Baumgart muss gegen Schalke improvisieren.

Köln – Es ist nun ein Jahr her, dass Steffen Baumgart den Fußball beim 1. FC Köln revolutionierte. Der Trainer übernahm im Sommer 2021 eine Mannschaft, die unter Markus Gisdol vor allem gelauert hatte und den Gegner nun tief in dessen Hälfte attackieren sollte. Dass Baumgarts Transformation die Kölner bis auf Platz sieben und in die Playoffs der Conference League führte, darf nach wie vor als Sensation gelten. Doch der aktuelle Effekt der vergangenen Saison ist, dass der Trainer bei seiner Rückkehr aus den Ferien etwas vorfand, worauf er aufbauen konnte. Das lässt den Trainer an ein weiteres gutes Jahr glauben, trotz eines reduzierten Etats, trotz der Mehrfachbelastung durch den europäischen Wettbewerb und trotz des Umstands, dass sich die Konkurrenz nicht mehr überraschen lassen wird vom Spiel der Kölner.

„Unkenrufen entgegentreten“

In seiner letzten öffentlichen Ansprache vor dem Start in die neue Bundesligasaison (Sonntag, 17.30 Uhr) gegen den FC Schalke 04 gab sich Baumgart gefestigt. Der 50-Jährige kennt den Verein mittlerweile, das Gerüst seiner Mannschaft hat er behalten und auf den im Frühjahr definierten Problempositionen des Kaders sind Alternativen besorgt worden. Dass mancher Experte den Kölnern wenig zutraut, stört ihn nicht. Jeder dürfe schließlich seine Meinung haben. „Wir wollen Leistung auf dem Platz bringen, das ist zunächst die Vorgabe für den Start am Wochenende: Dass wir unseren Fußball erfolgreich fortführen und den ganzen Unkenrufen entgegentreten. Wir wollen nicht nur offensiv nach vorn spielen, sondern auch ergebnisorientiert und erfolgreich. Daran werden wir alles setzen“, sagte Baumgart.

Das Pokal-Aus sei aufgearbeitet; die Leistung habe ja gestimmt, wiederholte Baumgart. „Wir wollen aus guten Spielen auch wieder gute Ergebnisse holen. Wir belohnen uns im Moment nicht“, sagte Baumgart auch mit Blick auf die beiden letzten Bundesliga-Partien der vergangenen Saison gegen Wolfsburg (0:1) und in Stuttgart (1:2).

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Uth verpasst Spiel gegen Schalke

Personell ist die Lage vor dem Auftakt schwierig, zwei Abteilungsleiter werden fehlen: Mark Uth in der Offensive und Timo Hübers in der Abwehr konnten nach Blessuren aus dem Pokal in dieser Woche nicht trainieren, daher werden sie nicht berücksichtigt. Beide waren für die erste Elf vorgesehen“, gestand Baumgart.

Uth verpasst damit erneut die Gelegenheit, mit dem 1. FC Köln gegen Schalke anzutreten. Als er in der Rückrunde 19/20 von den Gelsenkirchenern nach Köln ausgeliehen war, durfte er wegen einer Vertragsklausel nicht gegen Schalke spielen. Als es am letzten Spieltag der Saison 20/21 zum Duell zwischen Schalke und Köln kam, das der FC gegen bereits abgestiegene Schalker gewinnen musste, um noch die Relegation zu erreichen, spielte der mittlerweile nach Gelsenkirchen zurückgekehrte Uth nicht, weil sein Trainer Dimitrios Grammozis ihn dazu nicht in der Lage sah – offenbar zurecht. Nun wird für Uth erneut nichts aus einem Spiel mit Köln gegen Schalke, Grund sind Adduktorenprobleme aus dem 120 Minuten langen Spiel in Regensburg.

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Dass auch Timo Hübers nach einem Zusammenstoß mit Torwart Timo Horn ausfällt, ist ein weiterer Verlust. Allerdings gab sich Baumgart gelassen – trotz des nicht fehlerfreien Auftritts von Innenverteidiger Jeff Chabot in Regensburg, der am Sonntag mit Luca Kilian die Innenverteidigung besetzen wird. Mit der Suche nach Schuldigen könne er nichts anfangen, sagte Baumgart. „Zum Gegentor gehören immer mehrere.“

Kilian war in der Vorbereitung einerseits verletzt, „andererseits hat er es in den Testspielen nicht immer so gut gemacht, wie wir uns das vorstellt haben“, beschrieb Baumgart: „Deswegen war er zunächst draußen. Seit zwei, drei Wochen ist er wieder auf einem aufsteigenden Ast. Wir freuen uns daher auch, dass er nicht nur bereit ist. Sondern auch eine gute Leistung bringen wird.“

Die Frage nach dem Ersatz für Uth beantwortete Baumgart weniger eindeutig. Das liegt daran, dass der Trainer darüber nachdenkt, taktisch flexibler aufzustellen. Zwar sei Ellyes Skhiri „nominell“ als einziger defensiver Mittelfeldspieler vor der Abwehrkette gesetzt, erklärte der Coach. Jedoch denke er darüber nach, seine Mannschaft gegen den Ball auf ein Zweier-Mittelfeld umzustellen. Mit Ondrej Duda, der in Regensburg wegen Trainingsrückstands gefehlt hatte, wäre diese Form der Flexibilität weniger denkbar als mit Dejan Ljubicic, den Baumgart ebenso als Kandidaten nannte wie den erstaunlichen Nachwuchsmann Mathias Olesen. Der 21-jährige Luxemburger mit dänischen Wurzeln könnte eine etwas überraschende Variante sein, Baumgart schloss das am Freitag nicht aus.

Tigges wird weiter aufgebaut

Auch Steffen Tigges wird nicht zum Spieltagskader gehören. Der Zugang von Borussia Dortmund hatte sich nach langer Verletzungspause über den Sommer zurückgekämpft und versuchte sich in der vergangenen Woche im Team der Kölner Regionalliga-Mannschaft. Doch anschließend kamen die Verantwortlichen zu der Ansicht, dass der 24-jährige vorerst weiter auf dem Trainingsplatz arbeiten und auch nicht mehr in der U21 auflaufen soll, bis er uneingeschränkt bereit ist für den Wettkampf.

Ein konkretes Saisonziel formulierte Baumgart vor dem ersten Wochenende der neuen Saison nicht. „Ich werde keine Platzierung ausgeben, die kommt von alleine. Aber ich gehe davon aus, dass wir besser sein werden als Sechzehnter. Wenn ich einen Wunsch äußern dürfte, würde ich gern  wieder unter die ersten Zehn kommen. Und wenn wir Fußball spielen wie im letzten Jahr, werden wir weiter erfolgreich sein.“

Voraussichtliche Aufstellungen

Köln: Schwäbe - Schmitz, Kilian, Chabot, Hector - Skhiri - Thielmann, Ljubicic, Kainz - Adamjan - Modeste. – Schalke: Schwolow - Brunner, Yoshida, Kaminski, Ouwejan - Krauß, Kral - Zalazar, Mohr - Polter, Drexler.

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