FC in der AnalyseTrotz einiger Wackler – Köln schießt sich an die Gruppenspitze

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Jubel vor der Kurve

Freude mit den Fans: Die FC-Profis stehen auf Rang eins in ihrer Gruppe.

Köln – In den Schlussminuten rollte sogar die Welle über die Ränge Müngersdorfs, die Fans skandierten „Spitzenreiter, Spitzenreiter“ und feierten die Tabellenführung in Gruppe D der Europa Conference League: Nach einem spannenden, teils kuriosen und nur selten hochklassigen Spiel am Donnerstagabend prangte ein 4:2 (2:0)-Sieg des 1. FC Köln über den tschechischen Außenseiter 1. FC Slovacko auf der Anzeigetafel.

Sargis Adamyan (11.) und Florian Dietz in der 42. Minute hatten die Kölner in Führung gebracht. Nach dem Wechsel war den Gästen jedoch durch einen frühen Doppelschlag (49., 52.) der Ausgleich gelungen. Doch dank einer Steigerung und dreier entscheidender Wechsel hatte Dejan Ljubicic (65./FE, 74.) die Gelegenheit zu zwei Toren gehabt und für späte Verzückung gesorgt. „Ich verstehe nicht, was genau nach der Pause passiert ist. Nach den Gegentoren ist es noch einmal spannend geworden“, sagte Ljubicic. „Natürlich sind wir deshalb sehr glücklich, dass wir das Spiel noch gewinnen konnten.“

Einwechselspieler bringen Sicherheit

Steffen Baumgart hatte seine Mannschaft nach dem 0:1 gegen Union Berlin auf fünf Positionen verändert. Weil Luca Kilian am Sonntag (17.30 Uhr) in Bochum gesperrt ist, erhielt Nikola Soldo bereits vor seinem Bundesligadebüt die Gelegenheit, sich unter Wettkampfbedingungen an seine Mannschaft zu gewöhnen. Allerdings nicht an seinen potenziellen Nebenmann Timo Hübers, der Abwehrchef wurde geschont – wie auch Schmitz, Skhiri, Kainz und Hector.

Soldo macht sich warm

Nach zehn Minuten schienen die Dinge soweit geklärt: Den Gästen gelang es weder, die Lücken vor dem eigenen Tor zu schließen. Noch fanden sie Mittel, in die Hälfte der Kölner vorzudringen. Weil zudem Tomas Frystak im Tor bei den ersten Ecken nicht gut ausgesehen hatte, war mit einer klaren Angelegenheit zu rechnen. Und tatsächlich gelang dem FC schon in der elften Minute das 1:0. Maina trat eine Ecke, Kilian verlängerte an den zweiten Pfosten, wo Adamyan lauerte und aus nächster Distanz vollendete.

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Rätselhafterweise sackte das Kölner Spiel anschließend in sich zusammen. Als Reinberk in der 34. Minute Marvin Schwäbe mit einem Flachschuss zu einer Glanzparade zwang, hatte sich die Partie zwar nicht gedreht. Doch das Vertrauen der Ränge war dahin. Immerhin gibt es Standards. Drei Minuten vor der Pause schlug Maina einen Ball von rechts ins Zentrum, wo Dietz seinen Gegenspieler beiseiteschob und einköpfte.

Jubel bei den FC-Profis

Jubel bei den FC-Profis nach dem 1:0

Dennoch blieb der FC anfällig, wenngleich Slovacko die Qualität zu fehlen schien, daraus Kapital zu schlagen. Merchas Doski scheiterte aus spitzem Winkel an Schwäbe, aus dem Spiel heraus hatten die Tschechen die besseren Chancen. Doch die Fans gingen heiter in die Pause. Ein trügerisches Gefühl von Sicherheit nach zwei Standard-Treffern, einem uninspirierten Angriffsspiel und einer Verteidigung, die bei geringstem Druck ins Wackeln kam.

Dilettantische Abwehr - Schwäbe konnte nichts mehr tun

Die Entwicklung zu Beginn der zweiten Hälfte konnte dann nicht wirklich überraschen. Milan Petrzela ließ Kilian aussteigen und schoss, Soldo blockte zwar, doch der Abpraller fiel Kalabiska vor die Füße. Diesmal konnte Schwäbe nichts mehr tun gegen den Abschluss aus zwölf Metern.

Was wie ein Dämpfer zur rechten Zeit aussah, wurde zum echten Problem, denn nur drei Minuten später gelang den Gästen der Ausgleich, weil Köln dilettantisch verteidigte und Petrzela nach seinem Vorbereitung nun die Zeit für einen eigenen Treffer gekommen sah. Petrzela ist 39 Jahre alt, vielleicht feierten er und seine Kollegen auch deshalb den Treffer vor 47 700 Zuschauern wie den Gewinn der Meisterschaft.

Stimmung in Köln

FC-Fans feiern im Kölner Stadion

Der fest eingeplante Kölner Heimsieg gegen den Außenseiter war nun in Gefahr. Baumgart brachte Hübers, Hector und Skhiri für Soldo, Pedersen und Duda und adressierte damit die größten Problemzonen seiner Mannschaft. Schon fünf Minuten nach den Wechseln ging der FC wieder in Führung: Adamyan spielte eine feinen Ball in Ljubicics Lauf, der Österreicher startete in den Strafraum und war nur noch per Foul zu bremsen. Ljubicic trat selbst an, 3:2.

MAtchwinner Ljubicic

Doppelpack perfekt: Dejan Ljubicic im Jubelrausch

Der FC erhöhte das Tempo, und als Ljubicic in der 74. Minute nach Mainas Hereingabe von links nach einem weiteren Brachialsprint das 4:2 erzielte, hatte Müngersdorf nicht nur ein unterhaltsames Spiel. Sondern auch einen Mann des Abends: Vier Minuten später verließ Ljubicic unter dem Applaus der Ränge den Rasen. Der FC zeigte noch ein paar Szenen für die Galerie. Dann war Schluss – in drei Tagen steht bereits das Duell in Bochum an.

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