FC-Sieg in der AnalyseBaumgarts Team dreht im Europa-Rennen erst richtig auf

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FC-Spieler mit Fahnen

Die FC-Profis jubeln mit Fahnen in Augsburg nach ihrem vierten Sieg in Folge.

Der 1. FC Köln hat auf dem Weg zurück nach Europa einen vorentscheidenden Sieg gelandet und seine Fans einmal mehr verzückt. Beim rauschhaften 4:1-(2:0)-Erfolg in Augsburg gelang Steffen Baumgarts Mannschaft der vierte Dreier in Serie, mit nun 13 Toren aus vier Spielen präsentieren sich die Kölner nach dem 32. Spieltag auch offensiv in herausragender Form, defensiv beeindruckt Stabilität, mit der Baumgart junge Innenverteidigung auftritt. 52 Punkte bedeuten außerdem bereits jetzt die punktbeste FC-Saison seit Einführung der Drei-Punkte-Regel im Jahr 1995.

Jan Thielmann und Mark Uth vor der Pause sowie Anthony Modeste mit zwei Treffern nach dem Seitenwechsel sorgten für große Emotionen unter den 4000 mitgereisten Kölner Fans, Niederlechners Tor zum zwischenzeitlichen 1:3 nach einem Stellungsfehler von FC-Innenverteidiger Luca Kilian konnte die Laune nicht trüben. Nach dem Schlusspfiff feierten die FC-Profis ausgelassen vor dem Kölner Block, die Mannschaft hat sich einen Platz in den Herzen ihrer Fans erobert – und umgekehrt.

Mit dem Sieg zogen die Kölner an Union Berlin vorbei; die Köpenicker waren am Freitagabend nicht über ein 1:1 gegen Absteiger Fürth hinausgekommen. Am kommenden Samstag empfängt der FC den VfL Wolfsburg, zum Abschluss der Saison reisen Steffen Baumgart und sein Team am 14. Mai nach Stuttgart, um dort womöglich die Chance auf die Teilnahme an der Europa League wahrzunehmen. Die Aussichten auf die Conference League sind bereits nach dem Triumph in Augsburg blendend.

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Die Tore

In der zwölften Minute kam der Ball zu Mark Uth, der das Spiel aus dem Zentrum mit einem perfekten Pass auf die allerdings von den Augsburgern sträflich vernachlässigte rechte Seite verlagerte. Schmitz spielte flach in den Rückraum, wo sich Thielmann freigeschlichen hatte und völlig unbedrängt zur Führung traf.

Thielmann Hühnchen Jubel

Hebt ab zum Torjubel: Jan Thielmann

Drei Minuten später revanchierte sich Thielmann, als er Schmitz‘ Einwurf per Kopf auf Uth ablegte, der einen perfekten Linksschuss ins entfernte Toreck zeigte, wundervoll ausgeführt und absolut unhaltbar.

Nach einer Stunde schlug Florian Kainz einen langen Ball auf Anthony Modeste, der im richtigen Moment startete und davon profitierte, dass Robert Gumny schlecht stand. Im Strafraum angekommen, bot Modeste dann Jeffrey Gouweleeuw die Gelegenheit zum Foul und bekam es auch. Den Strafstoß verwandelte der Franzose sicher, es war der erste Elfmeter für Köln in dieser Spielzeit und Modestes 18. Saisontor.

Zwar kamen die Augsburger durch Niederlechners Treffer noch einmal auf 1:3 heran, der Stürmer profitierte dabei von einem üblen Stellungsfehler des Kölners Luca Kilian. Dann aber schlug eine weitere große Stunde für den FC: Tim Lemperle, wegen seines mitunter überbordenden Selbstbewusstseins durchaus umstrittenes Offensiv-Ausnahmetalent, suchte auf der rechten Seite das Dribbling gegen Niklas Dorsch. Der 20-Jährige schickte den U-21-Europameister auf eine beispiellose Karussellfahrt und passte im perfekten Moment auf Uth, der wiederum Reece Oxford mit dem ersten Kontakt aus der Aktion nahm und auf Modeste spielte, der mit traumhaft sicherem Abschluss das 4:1 erzielte. Ein sagenhafter Angriff.

Das war gut

Die Souveränität, mit der Köln sein Spiel durchzog. Nach einer problematischen Startphase gelang Baumgarts Elf gleich mit den ersten Chancen die Führung, der Doppelschlag sorgte für Sicherheit und nahm dem Gegner die Zuversicht. Und weil die Bank funktionierte, schraubte der FC im Stil einer Spitzenmannschaft gegen in der Schlussphase gedemütigte Gastgeber das Resultat in schwindelerregende Höhe. Doch unverdient war der Sieg nicht, tatsächlich hätte Köln höher gewinnen können – und das Gegentor erzielten die Augsburger nur, weil Kilian ihnen dabei half.

Uth sticht heraus

Jubel bei den FC-Profis

Das war schlecht

Es gab wenig auszusetzen am Auftritt der Kölner. Allenfalls, dass sie früher das 3:0 hätten erzielen müssen, die Chancen dazu hatten sie.

Moment des Spiels

Der Angriff zum 4:1, bei dem die Kölner ihr vollständiges Offensiv-Repertoire zeigten: Lemperles Mut, Uths Genius und dann Modestes Klarheit im Abschluss. Es war der perfekte Schlussakkord einer gewaltigen Leistung.

Modeste und uth

Anthony Modeste trifft per Elfmeter

Spieler des Spiels

Mark Uth. Der Porzer hat einen langen Weg hinter sich gebracht. Mit der Hypothek des Abstiegs kehrte er aus Schalke nach Köln zurück. Zunächst wurde ihm auf seiner Lieblingsposition hinter den Spitzen Ondrej Duda vorgezogen, Uth sollte zunächst stürmen. Zudem musste er sich an das beispiellos intensive Spiel unter Trainer Steffen Baumgart gewöhnen. Uth hatte Schwierigkeiten, in Form zu kommen, oft kam er über Ansätze nicht hinaus.

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Doch in der Schlussphase der Saison brilliert er mit Vorlagen und Treffern, auch kämpferisch tritt er überragend auf. Sein Tor sowie seine Vorlage auf Modeste waren ein weiterer Beleg für Uths Form, der sich offenbar in den Kopf gesetzt hat, mit seinem Heimatverein in der nächsten Saison international zu spielen.

Das sagen die Trainer

Markus Weinzierl (FC Augsburg): „Es war die ersten zwölf Minuten unser Spiel. Der Doppelschlag hat uns das Genick gebrochen. Wir haben nicht mehr ins Spiel gefunden, da hat man auch die Klasse von Köln gesehen. Wir wollten aus eigener Kraft den Klassenerhalt schaffen und feiern. Das haben wir nicht geschafft, deshalb bin ich enttäuscht. Aber wir werden es noch schaffen.“

Steffen Baumgart (1. FC Köln): „Das war eine sehr, sehr gute Leistung meiner Mannschaft. Es ist gut gelaufen für uns. Ich habe meine Mannschaft selten so konsequent gesehen. Das war ein verdienter Sieg. Wir haben Selbstvertrauen, es passt im Moment sehr viel.“

Das sagen wir

Das 4:1 in Augsburg war der vollkommene Sieg: Nach dem Berliner Patzer vom Freitagabend nutzten die Kölner die Chance, in der Tabelle einen Schritt nach vorn zu tun. Außerdem bewiesen sie sich und der Liga, dass sie auch in dieser späten Phase dieser Saison noch in der Lage sind, einen Gegner auseinanderzuspielen – womöglich sogar besser denn je. Der FC ist mit viel Schwung aus der letzten Kurve gekommen, um am nächsten Samstag daheim gegen Wolfsburg auf die Zielgerade einzubiegen. Nach vier Siegen in Folge scheint Köln in dieser Saison in der Lage, es tatsächlich nach Europa zu schaffen. Noch zwei Spiele stehen an, und noch macht es nicht den Eindruck, als ginge den Kölnern im Finale die Kraft aus. Im Gegenteil.

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