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FC in der AnalyseThielmanns strittiges Traumtor rettet Kölner Punkt

Lesezeit 4 Minuten
Thielmann Sprung Jubel

Jubelsprung nach dem 1:1: Jan Thielmann nach seinem Volley-Treffer in Frankfurt

Frankfurt – Steffen Baumgart weiß, wie es ist, er ist selbst oft genug Schiedsrichter, wenn er die Trainingsspiele seiner Leute leitet. Und angesichts der Szene die das Spiel des 1. FC Köln bei Eintracht Frankfurt zu einem Kölner Erfolg werden ließ, legte sich der 50-Jährige fest: „Da treffe ich jede Schiedsrichterentscheidung im Training klarer und deutlicher.“

Schier endlos hatten die Schiedsrichter den Kölner Treffer zum 1:1-Endstand geprüft. Jan Thielmann hatte sich angesichts einer gewissen Chancenlosigkeit im Frankfurter Sechzehner in den Rückraum verabschiedet und bot sich dort gestenreich an. Dann flog ein Ball in Thielmanns Richtung, der 20-Jährige nahm sich ein Herz und schloss mit einem perfekten Spannstoß ab. Der Ball schlug flach im Eck ein, Trapp im Frankfurter Tor zeigte keine Reaktion. Und genau darum ging es später ausführlich.

Denn Florian Dietz hatte im Abseits gestanden und dem Keeper die Sicht genommen. Fand jedenfalls Kevin Trapp. „Es tut mir leid: Wenn da einer steht, ist es Abseits. Ich reagiere ja gar nicht. Ich verstehe nicht, warum man das nicht rigoros abpfeift“, sagte der Nationaltorhüter.

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Steffen Baumgart bleibt objektiv

Tatsächlich wurde die Situation ewig geprüft, während Thielmann am Mittelkreis stand und sich sorgte, dass sein Kunstschuss noch die Anerkennung verlieren würde. Entsprechend groß war die Erleichterung, seiner Mannschaft einen Punkt gerettet zu haben. „Wir sind ungeschlagen“, sagte der Offensivmann. Er müsse „als Kölner“ verneinen, dass eine Abseitsposition sein Tor begünstigt habe, und Thielmann war wohl auch der falsche Ansprechpartner in der Frage nach Abseits oder nicht.

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Steffen Baumgart blieb objektiv, den Kölner Trainer hatte eher die ewige Unterbrechung gestört. Die Entscheidung empfand er dagegen als glücklich im Sinne seiner Mannschaft, zumal dem Schalker Rodrigo Zalazar beim Kölner 3:1-Sieg zum Saison-Auftakt ein Traumtor gegen den FC in vergleichbarer Situation genommen worden war. „Wenn er dort abseits steht, steht er in der Sicht des Torhüters, dann ist es eine Behinderung. Dann kann man das Tor wegpfeifen. Wir haben gegen Schalke auch schon Glück gehabt, da war es auch ein toller Schuss. Wir hätten uns heute nicht beschweren dürfen“, sagte Baumgart.

Kölner mussten in Frankfurt an die Grenzen gehen

Die 50 000 im Frankfurter Stadion hatten eine intensive Partie erlebt mit einer ersten Hälfte ohne viele Torszenen. Die Kölner waren mit einer leichten Ungewissheit über ihren Leistungsstand ins Spiel gegangen. Am Donnerstag hatten sie noch in den Playoffs zur Conference League gespielt und dabei 70 Minuten in Unterzahl verbracht. In der Hitze dieses Sonntags war dem FC mit den Startelf-Debütanten Steffen Tigges und Mathias Olesen besonders in der zweiten Halbzeit anzusehen, dass sie an die Grenzen gehen mussten und zeitweise darüber hinaus. Entsprechend zufrieden war Baumgart. „Das war gefühlt das vierte Spiel nacheinander bei 40 Grad in der Sonne. Ich wusste gar nicht, wen ich zuerst runternehmen sollte. Wir sind 90 Minuten mehr gelaufen, hatten gute Situationen im Strafraum und belohnen uns. Frankfurt macht ein Tor aus einem Standard, das wir selbst machen.“

Frankfurts Coach Oliver Glasner sprach hinterher zwar von einem „irregulären Treffer“, äußerte aber auch Anerkennung für Thielmanns Tat. „Der Stürmer steht in der Linie, darum ist es Abseits. Aber: toller Schuss“, urteilte der Österreicher. Die Partie hatte einem Abnutzungskampf geglichen, beide Mannschaften litten, was dem Geschehen eine gewisse Dramatik verlieh, obgleich auf dem Platz wenig gelang. Dann aber foulte Benno Schmitz auf der rechten Abwehrseite Frankfurts Kamada. Der Japaner schoss den Ball mit viel Risiko direkt auf den kurzen Pfosten und profitierte davon, dass Jonas Hector am Fünfmeterraum den Kopf in die Flugbahn brachte und unhaltbar abfälschte. Es sei Teil des Plans gewesen, derartige Freistöße gegen tief verteidigende Kölner zu schießen, gab Glasner an. Der Plan war aufgegangen.

Zuversicht für Spiel gegen FC Fehervar

Schon in der 56. Minute hatte Baumgart drei Wechsel in der Offensive vorgenommen, von denen keiner wirklich gezündet hatte. Dietz versuchte, seinen Körper einzusetzen, sah jedoch müde aus. Linton Maina entfachte mit seiner Geschwindigkeit immerhin Wirbel, doch Evan Ndicka im Frankfurter Abwehrzentrum wurde mit jeder Minute stärker. Dann aber kam Thielmanns Moment, und die Kölner dürfen nach dem 1:2 vom vergangenen Donnerstag für sich verbuchen, dass bedingungsloser Einsatz hilft. So ist Baumgart Mannschaft auch nach den Auswärtsspielen bei den Champions-League-Teilnehmern Leipzig und Frankfurt ungeschlagen. Für die Partie beim FC Fehervar am kommenden Donnerstag wird das den Kölnern Zuversicht geben.

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