Kölner Fans benehmen sich danebenSüdtribüne singt von „Hass“ auf Ostdeutschland – Leipzigs Coach Rose reagiert

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Leipzigs Coach Marco Rose bemühte sich am Freitag nach dem Spiel in Köln um Deeskalation.

Leipzigs Coach Marco Rose bemühte sich am Freitag nach dem Spiel in Köln um Deeskalation.

Beim 1:5 am Freitagabend gegen RB Leipzig spielten Fans des 1. FC Köln erneut eine unglückliche Rolle. 

Marco Rose verteilte am Freitagabend nach dem 5:1 seiner Mannschaft das übliche Lob an die Gastgeber und hob die Stimmung im Kölner Stadion hervor. Der 1. FC Köln gehöre in die Bundesliga, „es macht immer Spaß, vor diesen Fans zu spielen“, sagte der 47-Jährige.

Der Spaß war allerdings getrübt, darauf ging Rose später ein. Die begleitenden Reporter aus Sachsen thematisierten die Gesänge des Kölner Blocks in der zweiten Halbzeit. Auf die Melodie des Liedes „Ich liebe deutsche Land“ aus der Stefan-Raab-Ära der deutschen Fernsehunterhaltung hatten sie „Wir hassen Ostdeutschland“ getextet, inklusive des zu Beginn des Jahrtausends berühmt gewordenen Spaß-Intros („De Det De Det De Dä“). Das gab dem Gesang zwar nur eine bedingt hasserfüllte Note. Dennoch bedeutete es einen Griff in eine unangenehme Schublade. „Solche Gesänge gehen gar nicht. Ich verstehe nicht, was da in den Köpfen vorgeht. Es ist eine Minderheit der Menschen, die im Stadion ist. Aber es ist schade, dass es diese Minderheit gibt“, sagte FC-Geschäftsführer Christian Keller nach der Begegnung.

Marco Rose, 1976 in Leipzig in der damaligen DDR geboren, differenzierte ausführlich. „Ich bin hier, um zu verbinden; nicht, um zu spalten. Wir müssen versuchen, das richtig einzuordnen“, hob der ehemalige Bundesligaspieler an. „Es ist nicht gutzuheißen. Aber Fußball ist ein emotionales Spiel. Die Leute, die das bei uns da drüben noch nicht so kennen, die sollen kommen. Es gibt da ganz viele coole Menschen, so wie hier. Es gibt auch ein paar Idioten, so wie hier. Am Ende ist da alles sehr ähnlich, darum haben wir die Mauer abgerissen, auch in den Köpfen“, sagte der Ex-Profi: „Wir sollten da nicht zu viel reininterpretieren. Ich glaube, dass ganz viele Menschen die richtige Einstellung haben, und an denen sollten wir uns hochziehen. Die sollten die anderen dann ein bisschen korrigieren. Und dann machen wir einfach weiter.“

Wer auch immer da eine Flasche geworfen hat – ich hoffe, dass wir den auf einem Video rausfinden können, dann wird der keine mehr werfen
FC-Geschäftsführer Christian Keller

Die Gesänge zielten ohnehin ein wenig ins Leere, denn was die Kölner Fans an RB Leipzig kritisieren, ist das Engagement des österreichischen Getränkeherstellers, der die in der Bundesliga grundlegende 50+1-Regel ausgehebelt hat. Mit Hass gegen Ostdeutschland hat diese Abneigung wenig zu tun, und Rose war gut beraten, sich nicht provozieren zu lassen von den Fans eines Klubs, der zuletzt zweieinhalb Jahre lang den in Rostock/DDR geborenen Trainer Steffen Baumgart gefeiert hatte.

Allerdings zeigten die Zuschauer am Freitagabend auch noch deutlich problematischeres Fehlverhalten. Xavi Simons, niederländisches Ausnahmetalent, war nach seinem Tor zum 1:0 durchgesprintet und hatte mit den Fernsehkameras gejubelt. Er hatte auf die Südtribüne mit den Kölner Fans getroffen, die sich provoziert fühlten von den Posen des 20-Jährigen. Der war für den Rest der Partie ausgepfiffen worden. Kriminell wurde es, als Simons eine Ecke ausführen wollte und eine Glasflasche in seine Richtung flog. Christian Keller teilte später mit, der 1. FC Köln werde Maßnahmen ergreifen. „Wer auch immer da eine Flasche geworfen hat – ich hoffe, dass wir den auf einem Video rausfinden können, dann wird der keine mehr werfen“, sagte der 47-Jährige. Eine Strafe wird der DFB so oder so gegen Köln verhängen. 

„Unglücklicher Ort“: Xavi Simons jubelt vor der Kölner Südtribüne über sein Tor zum 1:0 in Köln.

„Unglücklicher Ort“: Xavi Simons jubelt vor der Kölner Südtribüne über sein Tor zum 1:0 in Köln.

Rose hatte die Szene nicht gefallen. „Xavi hat ein Tor geschossen, ungünstigerweise auf die Tribüne mit den Kölner Fans. Er hat aber nicht in die Fans gejubelt, sondern in die Kameras. Der Ort war eher unglücklich, aber ich glaube nicht, dass er eine böse Absicht hatte und jemanden provozieren wollte. Was aber ein Thema ist: Da ist eine Glasflasche auf den Platz geflogen. Wenn die einen auf dem Platz trifft, egal, in welcher Trikotfarbe, dann tut das weh.“

Im Zusammenhang mit den Spielen gegen Leverkusen und in Mönchengladbach hatte es bereits Ausschreitungen Kölner Fans gegeben, bei denen auch Polizeibeamte verletzt worden waren. Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte die Vereine anschließend im „Kölner Stadt-Anzeiger“ erneut nachdrücklich aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen. „Die Vereine sollten klare Kante zeigen und denen, die sich nicht an die Regeln halten, einen Riegel vor ihre Stadiontür schieben“, sagte der Minister. Der Vorstand des 1. FC Köln hat sich nach wie vor nicht öffentlich zu den jüngsten Vorkommnissen geäußert.

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