Kommentar zum KlassenerhaltEine der größten Leistungen der jüngeren Vereinsgeschichte

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Markus Gisdol und Sebastiaan Bornauw (r.)

  • Die Rettung des 1. FC Köln fand zwar in aller Stille statt, doch das sollte den Wert nicht schmälern.
  • In den vergangenen 30 Jahren ist dem FC nicht viel gelungen, das mehr wert war als die Wende vor einem halben Jahr.
  • Während Mainz und Augsburg T-Shirts verteilen, freuen sich die Kölner Aufsteiger eher nach innen.

Köln – Ob es einen Platzsturm gegeben hätte oder bloß eine Ehrenrunde unter prasselndem Applaus, wird niemals jemand beantworten können. Doch klar ist: Dass sich der 1. FC Köln vor leeren Rängen ins Ziel schleppen musste, hat die Wahrnehmung ein wenig verzerrt. Denn was Mannschaft und Verantwortliche geleistet haben, hat trotz des stillen Rahmens als eine der größten Leistungen der jüngeren Vereinsgeschichte zu gelten.

Nach der Partie bei Union Berlin im Dezember 2019 war der Aufsteiger Letzter und hatte sich bereits von Trainer und Sportchef getrennt. Der FC war wieder einmal erledigt – doch dann gelang die Wende, und es ist den Fans zu wünschen, dass sie in den drei Spielen vor Weihnachten, als der FC nacheinander gegen Leverkusen, Frankfurt und Bremen gewann, ausreichend gefeiert haben, was nun nur noch vollzogen wurde. Die Fans konnten zwar am Samstag nicht ins Stadion. Aber sie waren dabei, als der FC sich rettete.

Das seltene Glück des 1. FC Köln

Das ist wichtig, denn als FC-Fan gibt es nicht viele Gelegenheiten, zu feiern. Das letzte Pokalfinale mit Kölner Beteiligung ist 29 Jahre her, und selbst das ging verloren. Die großen Momente  seitdem beschränken sich auf eine legendäre Nacht in Hannover vor 20 Jahren und ein paar weitere Aufstiege.

Und den 20. Mai 2017. Der größte Kölner Erfolg der vergangenen 25 Jahre war die Rückkehr nach Europa, dem jedoch gleich der schlimmste Absturz der Vereinsgeschichte folgte. Der eine Triumph ist mit dem anderen nicht zu vergleichen, und gewiss wäre der Klassenerhalt der Saison 2019/20 auch vor Publikum nicht annähernd so emotional gefeiert worden wie Rang fünf vor drei Jahren. Doch sollte man nicht den Fehler begehen, die Leistung der vergangenen Monate gering zu schätzen.

T-Shirts für den Klassenerhalt wären verdient gewesen

In Mainz und Augsburg, wo Mannschaften spielen, die seit neun beziehungsweise elf Jahren in Folge in der Ersten Liga zu Hause sind und die in der gesamten Rückrunde keinmal auf einem Abstiegsplatz standen, wurden am Samstag anlässlich des Nicht-Abstiegs T-Shirts ausgegeben. Beim Aufsteiger in Köln hatte man darüber gar nicht erst nachgedacht, und es wäre wohl auch seltsam gewesen, nach einer Serie von  neun Spielen ohne Sieg den Klassenerhalt allzu offensiv zu feiern, denn dem FC steht ein arbeitsreicher Sommer bevor, um eine stabilere Saison zu spielen als zuletzt.

Doch T-Shirts wären womöglich verdienter gewesen, als man spontan glauben mag.

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