„Telekom Cup“Mutiger FC verliert gegen Mailand – Hector gibt Comeback

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Baumgar nach Mailand Spiel

Steffen Baumgart

Köln – Im September, da wird Olivier Giroud 36 Jahre alt. Doch der Altmeister hat es immer noch drauf, diese Erfahrung musste der 1. FC Köln am Samstag machen, der zwar mutig und offensiv spielte, aber in zwei Szenen den Weltmeister nicht in den Griff bekam. Giroud, im vergangenen Jahr von Chelsea zu Milan gewechselt, zeigte im Testspiel vor der sagenhaften Kulisse von 48.200 Zuschauern beim „Telekom Cup“ seine Klasse. Der Franzose erzielte in der 16. und 36. Minute zwei herrliche Tore und brachte der Mannschaft von Steffen Baumgart die erste Niederlage in der Saison-Vorbereitung bei. Der FC verlor zwei Wochen vor dem Pflichtspielauftakt im so genannten „Innovation Game“, in dem es auf und abseits des Rasens zahlreiche technische Neuerungen gab, nach einem beherzten Auftritt etwas unglücklich gegen den italienischen Meister AC Mailand mit 1:2.

Giroud Lametta

Spieler des Spiels: Weltmeister Olivier Giroud

Über Jahrzehnte waren italienische Spitzenteams für ihre Effizienz so gefürchtet wie respektiert. Diese Eigenschaft hatten einige Serie-A-Klubs in den vergangenen Jahren etwas verloren, doch Milan ließ diese Tradition wieder aufleben. Das war in der Meisterschaft in der vergangenen Saison schon zu bestaunen, am Samstagabend beherrschte das Team von Trainer Stefano Pioli das zeitweise in Perfektion. Der FC hatte zwar über weite Strecken mehr vom Spiel, der noch früh in der Vorbereitung befindliche AC Mailand tat nach dem Wechsel wenig bis gar nichts, doch die Gäste hatten zuvor schon eiskalt zugeschlagen.

Erneut viele gute Ansätze beim 1. FC Köln

Baumgart wird das sicherlich ansprechen, unzufrieden konnte er allerdings bei weitem nicht sein. Der FC zeigte erneut Moral, steckte nie auf und kam kurz vor dem Ende noch zum Anschlusstreffer durch Florian Dietz (86.). Zudem zeigten die Kölner offensiv erneut viele gute Ansätze, defensiv aber auch ein paar Schwächen, die Topteams wie Milan ausnutzen.

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Die Kölner spielen in dieser Saison nach fünf Jahren Pause wieder im internationalen Wettbewerb, doch das Gute ist: In den Playoffs zur Conference League wird der FC-Gegner nicht das Kaliber von Milan haben. Ebenfalls erfreulich: Kapitän Jonas Hector gab nach überstandener Verletzung knapp 20 Minuten vor dem Ende sein Comeback.

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Der Kölner Trainer hatte eine Mannschaft auf den Platz geschickt, die auf acht oder neun Positionen auch die sein dürfte, die auch am 30. Juli ihr erstes Pflichtspiel im DFB-Pokal in Regensburg bestreitet. Zwei Wechsel dürfte es noch geben: Hector wird dann sicherlich in die Startelf auf seinen angestammten Platz hinten links zurückkehren und Neuzugang Kristian Pedersen verdrängen. Auch Luca Kilian, der angeschlagen aus dem Trainingslager zurückkehrte und ebenfalls eingewechselt wurde, dürfte dann wieder mit Timo Hübers das Innenverteidiger-Duo bilden. Für ihn spielte am Samstag noch Jeff Chabot.

Baumgart setzte wie schon in der Vorbereitung zuvor auf das bewährte 4:1:3:2-System. Den Abräumer vor der Abwehr gab Ellyes Skhiri, der Tunesier bekam den Vorzug vor dem in der Vorbereitung bisher so auffälligen Eric Martel. Der 20-jährige Neuzugang fällt damit in die Kategorie Härtefall. Das Sturmduo bilden Anthony Modeste und Sargis Adamyan, der sein Debüt für den 1. FC Köln gab.

Sebastian Andersson erst gar nicht im FC-Kader

Vollkommen ins Hintertreffen geraten ist offenbar Sebastian Andersson. Der schwedische Stürmer stand nicht einmal im Kader. Begründung: Der 31-Jährige soll am Sonntag (15.30 Uhr) im Testspiel bei Kickers Offenbach von Beginn an zum Einsatz kommen. Dann ist der Gegner allerdings ein Viertligist und nicht ein siebenfacher Champions-League- beziehungsweise Europokal der Landesmeister-Sieger. Ihm im Aufgebot vorgezogen wurde Dietz, der in der vergangenen Saison noch im Regionalliga-Team der Kölner stürmte. Auch wenn die Verantwortlichen etwas anderes behaupten dürften, so darf man das schon als deutlichen Fingerzeig in Richtung Andersson interpretieren. Der in der vergangenen Saison bereits so glücklose Schwede steht zwar noch bis 2023 beim FC unter Vertrag und wurde von Baumgart auffallend oft gelobt. Doch kein Geheimnis ist, dass der Klub Andersson keine Steine in den Weg legen würde, sollte dieser noch einen Wechsel anstreben. Der Angreifer dürfte fast zum Nulltarif zu haben sein, der finanziell zum Sparen gezwungene FC könnte in dem Fall allerdings sein Gehalt von jenseits der zwei Millionen Euro einsparen.

Das Spiel begann flott. Beide Teams suchten ihr Heil in der Offensive. Der FC war gleich gut im Spiel, Modeste bekam nach Vorlage von Adamyan den Ball auf den Kopf, doch der Winkel war etwas zu spitz, so dass der Ball knapp vorbeiging. Nach einer knappen Viertelstunde wurden die Kölner nach zwei Ecken gefährlich, einmal schoss Modeste am Tor vorbei, dann flog Timo Hübers in Mark Uths Hereingabe, doch sein Kopfball geriet etwas zu hoch.

Rebic und Giroud mit wunderbarem Tor

Aber auch Milan versteckte sich nicht und ging nach 16 Minuten in Führung. Es war ein wunderbares Tor: Nach einem schnellen Konter bediente Junior Messias Ante Rebic im Zentrum. Der frühere Frankfurter leitete brillant mit der Hacke auf Olivier Giroud weiter. Der Franzose wieder chippte den Ball filigran über Torhüter Marvin Schwäbe hinweg und bugsierte ihn dann locker über die Torlinie. Baumgart lachte danach höhnisch, Uth schimpfte wild. Sie monierten vor dem Konter ein Foul von Rebic an Skhiri, und das konnte man in der Tat so sehen.

Giroud in Köln

Stark am Ball: Olivier Giroud

Der FC machte nach dem Rückstand aber munter weiter, Florian Kainz hatte die nächste Chance, doch seinen Schuss parierte Milan-Keeper Tatarusanu. Dann hatte der FC Pech, dass der nach einem Zweikampf benommen wirkende Dejan Ljubicic ausscheiden musste (27.).

Doch es zeigte sich allerdings auch, dass die defensive Absicherung nach Kontern nicht stimmte. Der FC spielte im Aufbau einen Fehlpass, und die Rossoneri konterten wieder exzellent. Skhiri konnte Brahim Diaz nicht folgen. Der bediente Giroud. Jeff Chabot kam überhaupt nicht in den Zweikampf gegen den mittlerweile 35-jährigen Franzosen, der von rechts über den etwas zu weit vor seinem Tor stehenden Marvin Schwäbe den Ball ins lange Eck schlenzte. Zweite Chance, zweites Tor: Die Norditaliener erwiesen sich als hocheffizient.

Viele Wechsel, doch der FC bleibt druckvoll

Zum zweiten Durchgang reagierte Baumgart personell, brachte Kingsley Ehizibue für Benno Schmitz und Tim Lemperle für Adamyan, der nach einem auffälligen Start etwas untergetaucht war und freilich noch nicht die Bindung zu seinem neuen Team haben kann. Wieder begann der FC druckvoll. Die Kölner forderten nach 54 Minuten Elfmeter, als Lemperle im letzten Moment noch von Kalulu gestört wurde. Schiedsrichter Sascha Stegemann ließ allerdings weiterlaufen. Milan tat nur noch das Nötigste und nach vorne fast gar nichts mehr. In der 71. Minute hätte Uth verkürzen können, doch wieder tauchte Tatarusanu ab.

Uth am Ball gegen Milan

Gegen den AC Mailand am Ball: Mark Uth

Baumgart wechselte danach gleich auf sechs Positionen. Und seine Mannschaft wehrte sich noch einmal und belohnte sich mit dem Anschlusstreffer. Nach einer Ecke köpfte erst Bright Arrey-Mbi an die Latte, der Ball kam zu Hector. Der Kapitän zog volley ab, den Schuss lenkte Dietz mit dem Kopf ins Tor. Der FC drückte auf den Ausgleich, der allerdings nicht mehr fallen sollte. Dafür gab es Applaus der Kölner Fans.

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