Nach dem 3:1 über die HerthaSteffen Baumgart bleibt in Berlin und genießt den Sieg

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BaumgartBerlin

Steffen Baumgart am Sonntagabend in Berlin 

Köln – Der 1. FC Köln überrascht in diesen Tagen auf vielen Ebenen. Die Partie bei Hertha BSC im ja doch mehr als 500 Kilometer von Müngersdorf entfernten Olympiastadion ist zum Beispiel neuerdings ein Duell unter Nachbarn, das es dringend zu gewinnen gilt. Zumindest für den Kölner Trainer. „Für ihn persönlich war es ein Derby. Er ist gestern grinsend aus dem Olympiastadion nach Hause gefahren. Das kann er jetzt richtig genießen“, sagte Thomas Kessler am Montagmorgen am Geißbockheim. Der ehemalige Torhüter und jetzige Leiter der Lizenzspieler-Abteilung deutete damit Steffen Baumgarts tiefe Verbundenheit zum 1. FC Union Berlin an, dem Rivalen der Hertha. FC-Trainer Baumgart hatte seine Mannschaft am Sonntagabend allein zurück nach Köln fliegen lassen und sich nach Köpenick begeben, wo er unweit des Stadions an der Alten Försterei noch immer seinen Wohnsitz hat. „Er wird zwei schöne Tage in Köpenick verbringen“, sagte Kessler.

Mittwoch beginnt die Vorbereitung auf die Bayern

Die FC-Profis, die am Sonntag beim 3:1 (2:0) über die Hertha den Großteil des Spiels absolviert hatten, begaben sich auf die übliche Laufrunde, um die Müdigkeit aus den Beinen bekommen. Die restlichen Spieler absolvierten unter Anleitung der Assistenztrainer eine Einheit am Ball, dann durften auch sie nach Hause. Der Dienstag ist frei, am Mittwochvormittag wird die Mannschaft die Vorbereitung auf das Duell mit dem FC Bayern (Samstag, 15.30 Uhr, Rhein-Energie-Stadion) aufnehmen – dann wieder unter Aufsicht ihres Chefs und nun doppelten Derbysiegers Steffen Baumgart.

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Mit zwei Siegen nacheinander waren die Kölner aus dem Kalenderjahr gegangen, die Winterpause hatte gedroht, den Lauf zu unterbrechen. Für eine Profimannschaft, zumal eine, die ihre Erfolge vor allem aus der Intensität ihrer Auftritte bezieht, können ein paar freie Tage allerdings kaum zum falschen Zeitpunkt kommen. Entsprechend vernünftig war Baumgarts Entscheidung, seinen Spielern den längstmöglichen Urlaub zu gewähren. Es war ein Vertrauensvorschuss, doch nach dem dritten Sieg in Serie konnte Kessler zufrieden Bilanz ziehen. „Die Spieler sind fit aus dem Urlaub zurückgekommen. Die vergangene Trainingswoche war schon sensationell, darum sind wir superhappy, dass die Jungs sich mit drei Punkten belohnt haben“, sagte der 35-Jährige.

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Dass die Kölner nun als Sechster in die Partie gegen den Rekordmeister gehen, mutet sensationell an. Ist aber vor allem das Ergebnis konzentrierter Arbeit. Die Mannschaft jedenfalls geht mit dem Hoch gelassen um. Ondrej Duda, am Sonntag Schütze des 2:0-Pausenstandes, äußerte sich gewohnt stoisch: „Wir sind gut genug, wir haben die Qualität“, sagte der Slowake.

Schwäbe lobt seine Vorderleute

Marvin Schwäbe, der seinen Platz im Kölner Tor auch nach Timo Horns Gesundung vorerst behalten wird und in Berlin dafür sorgte, dass die Konter-Anfälligkeit des Kölners Spiels ohne Folgen blieb, zeigte sich auch mit der neu formierten Innenverteidigung zufrieden, die nach Rafael Czichos‘ Abschied in die USA in Berlin aus Luca Kilian und Timo Hübers bestand. „Wir können uns absolut auf alle verlassen“, teilte der Keeper mit.

Man habe den Gegner „gut vom Tor ferngehalten“, gab Jonas Hector zu Protokoll, der Mannschaftskapitän. Tatsächlich zeigte der FC erneut eine extrem geschlossene Leistung. „Die Arbeit geht bei uns ganz vorn los. Die Intensität – da hat die Mannschaft richtig was auf den Platz gebracht“, beschrieb Kessler. Anthony Modeste etwa, der nach einer halben Stunde Uths traumhafte Flanke mit dem Kopf ins Tor gedrückt hatte, jagte sogar nach Thielmanns 3:1 in der Nachspielzeit noch seinen Gegnern nach. Zwar erst auf lautstarke Anweisung seines Trainers. Aber immerhin. „Das ist schon ein Riesen-Comeback von ihm, das am Ende aber auch eine Teamleistung ist. Unser Spiel hat sich sehr verändert, Tony kommt viel öfter in torgefährliche Situationen in der Box. Da ist er einfach stark“, sagte Kessler.

„Wir haben genügend kluge Köpfe“

Nach 28 Punkten aus 18 Spielen und zehn Zählern Vorsprung auf den Relegationsplatz schien am Montag der Moment gekommen, die Saisonziele neu zu definieren. Doch auch Kessler stellte sich dem Erfolg gelassen. Er war selbst Teil der Kölner Mannschaft, die vor fünf Jahren die Qualifikation für die Europa League schaffte. Kessler hat den Jubel des 20. Mai 2017 erlebt, daher war er auch am Montag nicht versucht, genervt abzuwinken, als die Sprache auf Europa kam. Stattdessen nahm er die erstaunliche Zwischenbilanz so freundlich auf, wie es sich gehört. „Ich verstehe die Nachfragen – und es ist ja auch schön. Wir freuen uns darüber, dass wir auf dem sechsten Platz stehen. Der Sieg war aber vor allem ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Klassenerhalt. Wir haben genügend kluge Köpfe in der Mannschaft, die das einordnen können.“

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