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Neuzugang beim 1. FC KölnTrotz Konkurrenz mit Maina und El Mala – Kaminski will wieder erste Wahl sein

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Jakub Kaminski beim Testspiel des 1. FC Köln gegen den SC Fortuna Köln

Jakub Kaminski beim Testspiel des 1. FC Köln gegen den SC Fortuna Köln 

Der polnische Nationalspieler hofft nach schwierigen Jahren in Wolfsburg auf einen Neustart beim 1. FC Köln.

Neulich hat Lukas Kwasniok die Trainingszuschauer auf der Tribüne des Thermenstadions von Bad Waltersdorf zum Ende einer Einheit um Applaus gebeten; Applaus für seine Spieler, von denen einmal mehr der Großteil mit dem Ende des Trainings auf dem Rasen zusammengesunken war. Viel hilft viel, scheint sein Credo in diesen Tagen zu sein, wenngleich er betont, dass es ihm nicht darum gehe, „die Jungs in den Keller zu trainieren“. Das nicht, überhaupt wird jede Einheit mit allen technischen Mitteln überwacht, kein Spieler muss in den wirklich kritischen Bereich gehen.

Anstrengend ist es trotzdem. „Wir trainieren sehr hart, aber jetzt ist auch die Zeit dafür. Ich hoffe, wir können die Intensität, mit der wir jetzt hier trainieren, auch im weiteren Saisonverlauf auf dem Platz zeigen“, sagt Jakub Kaminski, der neue Angreifer der Kölner: „Ich bin müde, das ganze Team ist müde. Aber wir haben darauf gewartet. Jetzt müssen wir lächeln und es durchziehen.“

Wir trainieren sehr hart, aber jetzt ist auch die Zeit dafür. Ich hoffe, wir können die Intensität, mit der wir jetzt hier trainieren, auch im weiteren Saisonverlauf auf dem Platz zeigen
FC-Außenstürmer Jakub Kaminski

Das mit dem Lächeln zieht Kaminski vorbildlich durch. Der zarte Offensivmann scheint den Zauber des Neuen zu spüren. In diesem Sommer kam er nach drei wechselhaften Jahren beim VfL Wolfsburg nach Köln, um im Alter von 23 Jahren seine zuletzt stagnierende Entwicklung wieder voranzutreiben.

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Kaminski hat lernen müssen, dass eine Karriere schnelle und weniger schnelle Phasen hat. Bislang kannte er nur die Maximalgeschwindigkeit. Als 16-Jähriger gewann er mit Lech Posen die polnische U19-Meisterschaft. Mit 17 debütierte er in der Ekstraklasa und etablierte sich bald als Stammspieler. Am Tag nach seinem 18. Geburtstag gelang ihm das erste Tor in Polens höchster Spielklasse.

In der Saison 2021/22 gewann er mit Posen die Meisterschaft, zu der er mit neun Toren und acht Vorlagen maßgeblich beitrug. Bereits zuvor hatte er in der polnischen Nationalelf debütiert und unter anderem bei der WM 2022 alle vier Partien bestritten. Es war also Zeit für einen ersten großen Wechsel in ein der europäischen Top-Ligen.

Es wurde die Bundesliga, es wurde der VfL Wolfsburg, wo er unter Niko Kovac eine gute erste Saison erlebte. 31 Einsätze, vier Tore und drei Vorlagen – das war ansehnlich. Der Werksklub hatte zehn Millionen Euro für den Flügelspieler bezahlt. Doch schon in seinem zweiten Wolfsburger Jahr brachen Kaminskis Einsatzzeiten ein. In seiner dritten Spielzeit kam er nur noch auf halb so viele Minuten wie in seiner Debütsaison beim VfL.

Jakub Kaminski auf dem Trainingsplatz in Waltersdorf.

Jakub Kaminski auf dem Trainingsplatz in Waltersdorf.

Nun hofft er auf den Neustart. „Ich hatte in Wolfsburg schon einige Bundesligaeinsätze. Mal mehr, mal weniger gut. Aber ich bin schon ein erfahrener Spieler“, sagt er. Nach viel Hin und Her ist er nun guter Hoffnung, unter Lukas Kwasniok wieder seine Mitte zu finden. „Ich will mich vor allem auf meiner Position stabilisieren. In Wolfsburg gab es viele Veränderungen. Jetzt hoffe ich, dass ich mich auf einer Position festspielen kann.“

Schnell sei er, wolle Tore schießen, sagt der schmale Angreifer mit einem Lächeln. Die Ankunft in Köln sei ihm leicht gemacht worden. „Ich bin der Neue hier, aber alle kümmern sich sehr gut um mich. Ich bin sehr glücklich hier. Jetzt hoffe ich, beim FC meine Qualitäten zeigen zu können“, sagt er. Wahrscheinlich ist es kein schlechter Moment, neu beim 1. FC Köln zu sein. Denn vieles ist neu: Die Liga, der Trainer und damit das Spielsystem. Kwasniok führt in diesen Tagen im Hotel über Bad Waltersdorf intensive Videoschulungen durch, das Erklären am Bildschirm ist eine der Leidenschaften des Trainers – und auch eine seiner Qualitäten, wie es aus seinem Stab heißt.

In der Formation habe er schon gespielt, klar, sagte Zugang Sebastian Sebulonsen in dieser Woche am Rande des Trainings. Aber die Systematik, die habe er in dieser Form noch nicht erlebt, erklärte der Norweger. Auch Kaminski muss sich an die veränderte Spielweise gewöhnen. „Wir brauchen Zeit, weil alles neu ist. Wir müssen dem Trainer zuhören, um zu verstehen, was er von uns erwartet. Aber nach der Rückkehr aus dem Camp werden wir weiter an diesen Themen arbeiten. Wir lernen gerade viel“, beschreibt Kaminski, der zwar nach drei Jahren in der Bundesliga ein tadelloses Deutsch spricht und nach eigener Aussage „alles versteht, was der Trainer sagt“. Wenn es aber an die Details geht, bleibt ihm eine Extra-Option: Als gebürtiger Pole teilt sich Kaminski mit seinem Trainer die Muttersprache.

Die ersten Trainings- und Testspieleindrücke sind vielversprechend. Allerdings ist die linke Kölner Angriffsseite gut besetzt, beinahe zu gut. Linton Maina unterstrich beim 2:2 gegen Fortuna Köln einmal mehr, dass er auf der rechten Seite nicht gut aufgehoben ist. Florian Kainz ist immerhin ehemaliger FC-Kapitän und österreichischer Nationalspieler, er wird ebenfalls um einen Platz in der Kölner Bundesliga-Elf kämpfen.

Große Konkurrenz auf der Position

Und dann ist da noch Said El Mala, der in Österreich die Trainingszuschauer verzückt und die Mitspieler mit tollkühnen Aktionen narrt. Kaminski kann sich trotz seiner Prominenz nicht gewiss sein, beim Aufsteiger fest für die Startelf eingeplant zu sein. Das hat er bereits erkannt. „Hier gibt es eine Menge guter Spieler auf der Position. Ich muss versuchen, dem Trainer in jeder Einheit meine Qualität zu zeigen und hoffe, dass ich dann seine erste Wahl sein werde.“ Er könne links und rechts spielen, räumt er ein. Aber sein Herz schlägt links. „Da habe ich meine besten Spiele gezeigt. In der Bundesliga, in der polnischen Liga, in der Nationalelf. Links ist meine Seite“, sagt er.

Die Entscheidung für Köln sei ihm nicht schwergefallen. Der ehemalige Kölner Jugendspieler Yannick Gerhardt war sein Kollege in Wolfsburg, ebenso Sebastiaan Bornauw, der frühere FC-Verteidiger. „Und mit Poldi habe ich auch gesprochen“, berichtet Kaminski und lächelt wieder. Sie alle hätten ihm zum Wechsel nach Köln geraten. Bislang habe er die Entscheidung nicht bereut. Nun freut er sich auf die Saison. Sein Ziel: „Es wäre großartig, wenn wir in der Bundesliga für eine Überraschung sorgen könnten.“