FC in der Analyse1. FC Köln holt drei Punkte an einem verrückten Tag

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Baumgart Abklatschen 070822

FC-Trainer Steffen Baumgart klatscht nach dem ersten Saisonsieg ab.

Köln – Was für ein verrückter Sonntag in Köln. Bis zum Anpfiff des FC-Heimspiels gegen Schalke 04 war ein Spieler das Gesprächsthema, der wegen seines fast sicheren Wechsels zu Vize-Meister Borussia Dortmund nicht einmal im Kader stand: Anthony Modeste. Doch nach dem Anpfiff folgte ein wilder Ritt durch Müngersdorf, bei dem es auch ungemein viel Diskussionsbedarf und Emotionen gab.

Gleich dreimal griff der Videoschiedsrichter ein – und dreimal zugunsten des FC. Der feierte am Ende auch im Spiel eins ohne seinen Torjäger einen erfolgreichen Auftakt in die Bundesliga-Saison: Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart bezwang dank der Treffer von Luca Kilian, Florian Kainz und Dejan Ljubicic den nach der Rote Karte gegen den früheren Kölner Dominick Drexler bereits ab der 35. Minute dezimierten Aufsteiger verdient mit 3:1.

Baumgart: „Das kotzt mich an“

Modeste zählte nicht mehr zur erfolgreichen Kölner Elf. „Es ist nicht fix, aber es gibt eine mündliche Einigung. Und deshalb ist er aus meiner Sicht – und deshalb habe ich auch das so entschieden – nicht mehr dabei. Da gibt’s klare Kante“, sagte FC-Trainer Steffen Baumgart vor dem Anpfiff. Modeste, der vor seinem Abschied unbedingt auflaufen wollte, habe seine Entscheidung zu akzeptieren, betonte Baumgart. Mit dem Franzosen habe er nicht geredet. „So gut war meine Laune nicht“, sagte der Trainer, der sich nach der Partie vor allem über die Umstände aufregte: „Mich kotzt es an, dass so etwas am Spieltag ausgerechnet rauskommt. Und es kam nicht von uns. Es hat mit Fairplay zu tun, dass man so etwas unter dem Deckel hält und nicht großkotzig damit rumläuft. Das ist das, was mir wirklich auf die Eier geht. Wir kommen damit vier Stunden vor dem Spiel in eine schwierige Situation und ich habe als Trainer die Arschkarte.“ Mit der Leistung seines Teams war er hingegen zufrieden: „Die Mannschaft hat es heute  auch ohne Tony gut gemacht. Wir sind klar in unsere Abläufe gekommen. Über 90 Minuten sehe ich uns als verdienten Sieger.“

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Zuvor hatte FC-Geschäftsführer Christian Keller bestätigt, dass die Kölner am Sonntagmittag „mit dem BVB mündlich eine grundsätzliche Einigung über seinen Wechsel zum BVB erzielt“ haben. Die Bestätigung des Transfers solle nach dem Medizincheck erfolgen, der für Montag angesetzt sei. Modeste, der in Köln zuletzt immer mindestens einen Zweijahresvertrag gefordert hatte, wird in Dortmund für ein Jahr unterschreiben. Der Angreifer soll sagenhafte sechs Millionen Euro verdienen, der FC wiederum dürfte rund fünf Millionen Euro Ablöse für einen Spieler erhalten, der nur noch ein Jahr in Köln unter Vertrag steht und im April 35 Jahre alt wird. Als Nachfolger ist nach Informationen dieser Zeitung Joel Pohjanpalo (27) von Bayer 04 Leverkusen ein Thema. Bereits im Mai hatte sich der FC mit dem Finnen beschäftigt und Kontakt zu ihm aufgenommen. Damals scheiterte ein Transfer auch an der Ablöse (2,5 Millionen Euro) und am Gehalt (1,5 Mio. plus Prämien).

Kein Kölner Neuzugang in der Startelf

Zu Beginn der Partie stand beim FC kein Neuzugang in der Startelf. Im Sturm spielen statt des erwarteten Ex-Hoffenheimers Sargis Adamyan nun Jan Thielmann und Florian Dietz. Der 24-Jährige aus der U23 kam zu seinem Bundesliga-Debüt.

Es entwickelte sich ein spannendes, aber kein hochklassiges Spiel. Und gleich zweimal stand in der ersten Halbzeit der VAR im Mittelpunkt. Schiedsrichter Robert Schröder kassierte nach dem Studium der Bilder das vermeintliche 1:0 der Gäste durch Zalazar ein, da Yoshida beim Schuss seines Teamkollegen aktiv im Abseits stand (13.). Danach war der FC am Drücker: Erst verpasste Jeff Chabot nach einer Ecke von Kainz die Führung, dann hatte nach Flanke von Schmitz Debütant Dietz das 1:0 auf dem Kopf (25.).

Hector gegen Schalke

Jonas Hector gegen Ex-FC-Profi Drexler

Knapp zehn Minuten später folgte eine Szene, die die Partie mitentscheiden sollte: Der frühere Kölner Dominick Drexler trat Jonas Hector mit offener Sohle voll in die Wade. Schiedsrichter Schröder bekam erneut ein Signal, checkte den Tritt und zückte die Rote Karte. Der in Überzahl befindliche FC machte weiter Druck, fand aber noch nicht die Lücke.

Das änderte sich kurz nach dem Wechsel: Nach einem Eckball bediente Dejan Ljubicic im Strafraum Hector. Der Kapitän legte quer auf Luca Kilian. Der Verteidiger rutschte in den Ball und schoss ihn in die Maschen. Der frühere BVB-Spieler genoss dann das Tor in vollen Zügen.

Kilian Jubel

Kilian beim Torjubel gegen Schalke.

In der 64. Minute griff der Videoschiedsrichter dann zum dritten Mal ein, und wieder durfte sich der FC freuen: Florian Kainz’ Tor wurde zuerst zurückgepfiffen. Doch da zuvor weder ein Kölner Spieler im Abseits gestanden hatte noch Torhüter Schwolow gefoult wurde, fand das 2:0 doch die Anerkennung (64.).

Doch Schalke kam noch mal durch ein Kopfballtor des eingewechselten Bülter zurück, der das Kopfballduell gegen Hector gewann (76.). Für die Entscheidung sorgte dann Ljubicic, der nach der Hereingabe von Thielmann mit dem 3:1 per Kopf alle Zweifel am Kölner Sieg beseitigte.

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