Derbysieg in der AnalyseHistorisch: Wie der 1. FC Köln den Erzrivalen demütigte

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Modeste beim Jubllauf

Setzte nach dem Derby-Sieg zum Jubellauf an: Anthony Modeste

Mönchengladbach – Was für ein Osterfest für den 1. FC Köln: Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart demütigte den Erzrivalen vom Niederrhein und gewann am Samstagabend bei Borussia Mönchengladbach vollkommen verdient mit 3:1.

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Der FC hat seine große Anhängerschaft in Hochstimmung versetzt, denn nach dem herausragenden Hinrunden-Sieg (4:1) gewann die Mannschaft auch das zweite Derby in dieser Spielzeit. Vor allem aufgrund einer herausragenden ersten Halbzeit, in der der FC mit seinem aggressiven Pressing die Fohlenelf von einer Verlegenheit in die nächste stürzte, war der Sieg der Gäste absolut in Ordnung.

Am Ende hätte er sogar noch höher ausfallen können, da die eingewechselten Tim Lemperle und Louis Schaub noch Großchancen hatten. Doch das können die Kölner ganz locker verschmerzen. Der FC hat zudem etwas Historisches erreicht: In den vier Derbys gegen Borussia und Bayer 04 Leverkusen (2:2, 1:0) holte der FC drei Siege und ein Unentschieden und blieb somit ungeschlagen. Das gelang zuvor letztmals in der Saison 1989/90. Die Spielzeit 1991/92 war auch bis dato die letzte, in der der FC gegen die Nachbarn nicht verlor, doch damals endeten alle Duelle Unentschieden.

Der Lohn für einen ganz starken, selbstbewussten Auftritt der Kölner: Zumindest bis Sonntag kletterten sie in der Tabelle von Platz acht auf Rang sechs. Und sie werden – wenn nichts mehr Außergewöhnliches passiert – die Saison vor Gladbach beenden, da sie die Borussen auf neun Punkte distanzierten. Vor dem Mainz-Heimspiel hatte der FC eine Durstrecke in der Offensive, doch die gehört mit sechs erzielten Treffern in zwei Spielen ebenfalls der Vergangenheit an.

Die Tore

Der Gast ging bereits in der fünften Minute mit 1:0 in Führung. Der FC schaltete schnell um. Mark Uth spielte links raus zu Florian Kainz. Anthony Modeste setzt sich gegen den jungen Beyer durch und vollstreckte nach flacher Flanke von Kainz eiskalt aus sieben Metern.

Modeste jubelt

Modeste jubelt nach dem frühen 1:0 in Gladbach.

Das 2:0 für die Kölner in der 20. Minute war eine Augenweide: Nach einer Balleroberung von Kainz ging es ganz schnell: Über Salih Özcan und Dejan Ljubicic landete der Ball bei Uth. Der bewies exzellente Übersicht und legte für Kainz ab, der aus kurzer Distanz zum 2:0 traf.

Auch beim 3:0 ging für die Borussen alles viel zu schnell: Kainz setzte sich gegen Ginter durch und bediente Uth. Der Kölner wechselte die Seite lang auf den freistehenden Ljubicic, der gekonnt aus rund 15 Metern flach ins linke Ecke traf (34.).

Das war gut

Natürlich boten die Kölner eine erste Halbzeit wie aus einem Guss. Doch es war ebenso erstaunlich, wie sie auch nach dem Wechsel immer die Konzentration hochhielten und nahezu nichts mehr anbrennen ließen. Man hatte eigentlich nie das Gefühl, dass die Gladbacher ins Spiel zurückkommen könnten.

Das war schlecht

Aus Kölner Sicht vielleicht einzig die Chancenverwertung in der Endphase. Nicht mehr als ein kleines Manko an diesem Tag.

Spieler des Spiels

Florian Kainz - man hätte genauso gut aber auch Mark Uth nennen können. Kainz traf selbst, bereitete zudem das frühe 1:0 vor und leitete auch das 3:0 ein. Seine Leistung war umso bemerkenswerter, da er zuletzt nicht überzeugt hatte. Uth war ebenfalls an allen drei Treffern beteiligt. Der gebürtige Kölner wird sich nicht lange ärgern, dass er erneut nicht selbst traf.

Kainz jubelt_ Gladbach-Fans saue

Florian Kainz bejubelt das 2:0, Gladbacher Fans sind sauer.

Moment des Spiels

Mit dem frühen 1:0 in der fünften Minute nach einem blitzsauberen Angriff zog der FC den Borussen früh den Zahn. Es war für die Gäste der Traumstart, der ihnen in die Karten spielte und bei der Fohlenelf für Verunsicherung sorgte.

Das sagen die Trainer

Steffen Baumgart (1. FC Köln): „Die Jungs haben ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht. Wir freuen uns über den verdienten Sieg. Nicht der Derbysieg alleine gibt uns einen Push, sondern auch die Erkenntnis, dass wir es geschafft haben, sehr gut Fußball zu spielen. Wir nehmen das als eine schöne Momentaufnahme. Die Jungs spielen die ganze Saison gut, jetzt hoffen wir mal, dass sie das auch die letzten vier Spieltage hinbekommen.“

Baumgart schreitet zur Kurve

Steffen Baumgart schreitet nach dem Derby-Sieg zur FC-Kurve.

Adi Hütter (Borussia Mönchengladbach): „Ich gratuliere Steffen zum verdienten Sieg. Wir haben es nicht geschafft, so zu spielen, wie wir uns es vorgenommen haben. Wir müssen uns bei unseren Zuschauern und Fans entschuldigen für die Leistung, die wir insbesondere in der ersten Halbzeit gezeigt haben. Es ist ein bisschen besser geworden, aber ich bin sehr verärgert, dass wir ein solches Spiel abgeliefert haben. Mir ist unverständlich, dass wir in einem solch wichtigen Spiel so schnell aus der Bahn geworfen werden.“

Das sagen wir

Vor dem Spiel waren neue Töne von FC-Trainer Steffen Baumgart zu vernehmen, der die Qualifikation für den Europapokal als Ziel ausrief. Seine Mannschaft ließ den klaren Worten dann starke Taten folgen.

Vielleicht hatte Baumgart geahnt, dass seine Mannschaft auch im Borussia-Park zu einer solchen Leistung fähig ist. Der anpackende, ehrgeizige Trainer reißt in Köln alle mit – Spieler, Mitarbeiter, Umfeld, Fans. Er hat den Verein aufgeweckt und aus einer völlig verunsicherten Mannschaft eine selbstbewusste, verschworene Einheit geformt. Doch hinter den klaren Worten ist auch viel dahinter.

Baumgart gewann eindeutig das Trainer-Duell gegen Borussias Adi Hütter. Er machte die Schwächen der Fohlenelf aus, und seine Spieler nutzten diese kompromisslos. Eigentlich sollte ja bekannt sein, wie Baumgarts Kölner spielen, doch am Samstagabend ließen sich die Gladbacher von den Gästen dennoch mehrfach überrumpeln. 46 Punkte hat der FC bisher geholt und damit bereits 20 mehr als nach der gesamten vorherigen Saison. Die Kölner haben es tatsächlich in der Hand, sich nach fünf Jahren wieder für den Europapokal zu qualifizieren. Das Restprogramm (gegen Bielefeld, in Augsburg, gegen Wolfsburg, in Stuttgart) ist absolut machbar, der starke Auftritt im Borussia-Park sorgt für noch mehr Rückenwind.

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