1:0 gegen BochumBayer 04 beendet Negativserie mit schmeichelhaftem Sieg

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Erleichterung bei Top-Talent Florian Wirtz (rechts)

Leverkusen – Bayer 04 Leverkusen hat seine Negativserie in der Bundesliga beendet und das Westduell mit dem VfL Bochum gewonnen.

Das Wichtigste zuerst

Bayer 04 Leverkusen hat den VfL Bochum 1:0 geschlagen und den vierten Platz in der Fußball-Bundesliga zurückerobert. Ein Erfolgserlebnis der Marke schmutziger Sieg. Dem Werksklub wird das egal sein. Es war der erste seit dem 3. Oktober, als am siebten Spieltag Arminia Bielefeld 4:0 bezwungen wurde.

Das Tor

In der vierten Minute – Bochum hatte durch Rexhbecaj gerade den Pfosten getroffen – wurde Frimpong auf der rechten Seite steil geschickt, der Niederländer erwischte den Ball knapp vor der Grundlinie und servierte ihn Amine Adli perfekt auf den Kopf. Der Not-Mittelstürmer drückte den Ball über die Linie. Keeper Riemann schlug ihn zwar aus dem Tor, aber seine Aktion kam zu spät.

Das war gut

Zunächst einmal nur das Auftreten der Gäste aus Bochum, die von 3000 Fans 90 Minuten lang stimmgewaltig unterstützt wurden. Trainer Thomas Reis hatte seine Mannschaft mutig nach vorn geschickt, um den Leverkusener Spielaufbau früh zu unterbinden. Mit vier bis sechs Mann wurde die Werkself bei Ballbesitz in der eigenen Hälfte attackiert. Das schmeckte ihr gar nicht. Der Aufsteiger kam regelmäßig zu Gefahrenmomenten und Chancen, die er aber nicht nutzte. Es war lange Zeit kaum vorstellbar, dass Bayer 04 dieses Spiel 1:0 würde gewinnen können. Die Bochumer müssen sich am Ende selbst fragen, wie das dennoch geschehen konnte.

Das war schlecht

Vieles am Spiel der Werkself, die auch nach Niederlagen regelmäßig für ihr Talent und ihr attraktives Spiel gelobt wird. Entgegen der Ankündigung von Trainer Gerardo Seoane waren Mittelstürmer Patrik Schick, Außenangreifer Karim Bellarabi und Charles Aránguiz nach ihren Verletzungen doch nicht rechtzeitig fit geworden und standen aus Vorsichtsgründen nicht im Kader. Zusätzliche Schwächungen durch Länderspielreisen mögen dazu geführt haben, dass Bayer 04 nie zu Homogenität und Dominanz fand. Aber auch Spieler, die zwei Wochen lang ohne Zusatzbelastung nur trainiert hatten, enttäuschten. Fußballerisch war der Auftritt gegen Bochum ein Rückschritt, aber das wird schon eine Stunde nach dem Spiel die wenigsten in Leverkusen interessiert haben.

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Mann des Spiels

Zum wiederholten Male Robert Andrich, der im Leverkusener Durcheinander wie ein Leuchtturm wirkte, an dem sich in der Not die anderen orientieren konnten. Er gewann viele wichtige kleine Zweikämpfe und sorgte für einen Rest an Ordnung in einem  Bayer-Spiel, das zwischenzeitlich auseinanderzubrechen drohte. Die mit einiger Skepsis beobachtete Verpflichtung des Nicht-Nationalspielers, der sozusagen auf dem zweiten fußballerischen Bildungsweg in die Gruppe der gestandenen Bundesliga-Profis aufstieg, macht sich immer mehr bezahlt. Der späte Ausgleich beim 1:1 in Berlin am elften Spieltag war spektakulär, die Leistung gegen Bochum war genau so viel wert.

Moment des Spiels

Ereignete sich in der 42. Minute, wurde aber erst in der 43. Minute richtig offenbar, als der VAR einschritt: Jonathan Tah brachte sich am Rande des Strafraums mit einem ungeschickten Dribbling selbst in große Nöte, von Weitem sah es so aus, als hätte er die Situation gegen den heranstürmenden Bochumer Antwi-Adjei gerade noch bereinigt. In der Zeitlupe wurde aber deutlich, dass der Angreifer  als Erster am Ball war und von Tah in die Hacken getreten wurde. Unabsichtlich zwar, aber doch ganz offensichtlich. Als das Spiel schon wieder am anderen Ende des Feldes angekommen war und Bayer 04 vor der Ausführung einer Ecke stand, erschien plötzlich das VAR-Zeichen auf der Videowand. Eigentlich war klar: Schiedsrichter Daniel Schlager wird jetzt auf den weit entfernten Elfmeterpunkt im Bayer-Strafraum zeigen. Oder sich die Szene noch einmal anschauen und das danach tun. Der Unparteiische  entschied jedoch auf: Ecke ausführen. Offenbar erging beim VAR Gnade vor Recht, was in den Statuten eigentlich nicht vorkommt. Bayer 04 hatte großes Glück, mit der Führung in die Pause zu gehen und das Spiel ohne Gegentor beendet zu haben. Dazu kam die Milde gegen Jeremie Frimpong in der 30. Minute (Gelb), dessen Foul mit offener Sohle gegen Elvis Rexhbecaj auch als Tätlichkeit hätte geahndet werden können.

Das sagen die Trainer

Thomas Reis (Bochum): „Für mich ist es heute schwer, ein Statement abzugeben. Was soll ich dazu sagen? Zwei Situationen wurden gegen uns entschieden: Der nicht gegebene Elfmeter und die nicht gegebene Karte gegen Frimpong. Das letzte kann ich noch ein wenig nachvollziehen, obwohl das ein Foul mit offener Sohle war. Aber die Szene mit dem Elfmeter, die ist für mich nicht nachvollziehbar, wenn sich der VAR das schon anschaut. Das war ein klares Foul von Tah. Wir werden aber weitermachen und unsere Ziele in der Bundesliga erreichen.“

Gerardo Seoane (Bayer 04): „Kompliment an die Mannschaft für den Sieg. Es war das erwartet schwere Spiel, ein sehr offenes Spiel, offener, als ich es mir gewünscht hätte. Wir wollten nicht diesen Schlagabtausch. Bei den zwei umstrittenen Szenen bin ich auch der Meinung, dass man das anders entscheiden kann. Aber das ist eben der Spielraum des Schiedsrichters.“

Das sagen wir

Die Werkself hat beim ersten Sieg seit Anfang Oktober eine Menge Glück mit Schiedsrichterentscheidungen gehabt. Sie hat aber auch Großchancen auf eine Art vergeben, die einer Spitzenmannschaft in der Bundesliga nicht passieren sollte. Bayer 04 hat mit diesem Sieg seinen Ruf untermauert, die Mannschaft in der Bundesliga mit der größten Spannweite zwischen Superklasse und Fehlerhaftigkeit zu sein. Mit Platz vier nach dieser Leistung ist sie sehr gut bedient. 

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