„Da waren sie besser“Simon Rolfes analysiert Bayers Final-Pleite und blickt nach Berlin

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Bayer-Manager Simon Rolfes äußert sich zur Leistung der Werkself.

Bayer-Manager Simon Rolfes äußert sich zur Leistung der Werkself.

An fehlender Mentalität oder zu großer Selbstsicherheit will Trainer Alonso die Niederlage gegen Atalanta derweil nicht festmachen.

Nach mehr als einem Jahr musste Xabi Alonso mal wieder eine Niederlage erklären. Das Ärgerliche: Es war nach dem Finale in der Europa League. Der Trainer von Bayer Leverkusen erklärte bei aller sichtbaren Enttäuschung in seinem Gesicht relativ nüchtern: „Wir haben versucht, unseren Matchplan umzusetzen. Es hat nicht funktioniert. Wir hatten einige Probleme. Es war nicht unser Tag, das schmerzt, aber das müssen wir akzeptieren.“

In der Tat funktionierte beim 0:3 gegen Atalanta Bergamo in der ausverkauften Dublin Arena fast nichts von dem, was Bayer 04 in 51 ungeschlagenen Spielen zuvor ausgezeichnet hatte. Alonsos Resümee: „Wir werden alle lernen. Auch ich. Ich werde lernen. Denn diese Niederlagen im Finale vergisst man nicht.“

Leverkusen präsentierte sich aber als sehr guter Verlierer. Sportgeschäftsführer Simon Rolfes erklärte: „Atalanta hat zu Recht gewonnen. Deswegen Glückwunsch nach Bergamo, sie waren heute von der ersten Sekunde an besser im Spiel, haben es geschafft, ihr Spiel durchzubringen.“ Die Werkself trug aber auch selbst schuld daran, dass es mit einem 0:2 in die Pause ging, da sie den Gegner durch einfache Fehlpässe im Aufbauspiel stark machte.

Bayer-Sportchef Simon Rolfes: „Wir hatten ein zu langsames Balltempo“

Atalanta hatte durch sein bekanntes, aggressives Pressing zwar großen Anteil und erzwang die Fehler. Doch Bayer 04 hatte in der gesamten Saison unter Beweis gestellt, sich aus diesen Drucksituationen mit spielerischer Sicherheit befreien zu können. „Wir hatten ein zu langsames Balltempo“, betonte Rolfes, „wir sind häufig in Situationen gekommen, dass Atalanta in die Duelle gehen konnte, sie sind natürlich extrem physisch und auch sehr clever in Zweikämpfen und wir haben es nicht geschafft, dass der Ball das Tempo des Spiels dominiert. Zweikämpfe haben das Spiel dominiert und da waren sie besser.“

An fehlender Mentalität oder zu großer Selbstsicherheit nach den erfolgreichen Monaten wollte Alonso die Niederlage nicht festmachen: „Heute ging es nicht um die Einstellung. Es ging um fußballerische Probleme. Aber das wird meine Meinung über meine Spieler nicht ändern.“

Mit zunehmender Spieldauer wurde die Schockstarre auf dem Platz und auch auf der Trainerbank größer. Auf Sturmtank Victor Boniface, der Bälle festmachen kann, zu verzichten und Exequiel Palacios für Robert Andrich aufzustellen, stellten sich als unglückliche Entscheidungen heraus. Palacios war der Hauptschuldige beim 0:1. Adli, der für Boniface in der Sturmspitze begann, startete die Fehlerkette vor dem 0:2. Beide Treffer erzielte Ademola Lookman, der in der zweiten Hälfte auch noch Edmond Tapsoba austanzte und mit dem 3:0 das Spiel entschied. Der Ex-Leipziger wurde natürlich zum Spieler des Spiels gewählt. Eine Auszeichnung, die sich natürlich auch Florian Wirtz gewünscht hätte, der aber gar nicht ins Spiel fand. Womöglich auch, weil er nach seinen Oberschenkelproblemen nicht in Top-Verfassung auf dem Rasen stand.

In Berlin wartet auf Bayer 04 schon das nächste Endspiel

„Klar, wenn man nah dran ist, wenn man eine Chance hat, den Titel zu gewinnen, dann ist es enttäuschend und das wird auch heute nicht weggehen“, sagte Rolfes, „das wird auch morgen noch wehtun, aber trotzdem fliegen wir morgen nach Berlin.“ Dort wartet am Samstag das nächste Endspiel auf Leverkusen. Bayer 04 will mit einem Sieg im DFB-Pokal-Finale gegen Zweitligist 1. FC Kaiserslautern das ungeschlagene Double perfekt machen, nachdem es fürs Triple nicht gereicht hat. „Es wird ein Test sein, wie wir mit dieser Niederlage umgehen“, sagte Alonso. „Wir haben noch eine große Sache am Samstag vor uns.“

Die 12.000 Leverkusener Anhänger, die nach Dublin gereist waren, machten ihrer Mannschaft nach dem Spiel Mut, feierten das Team trotz der deutlichen Niederlage. „Wir haben eine fantastische Saison erlebt, mit so vielen unglaublichen Momenten und haben auch noch ein Finale vor uns. Dass die Fans den Einsatz der Jungs und des Trainerteams wertschätzen, ist toll. Und wir sind sehr dankbar für die Unterstützung.“ Rund 30.000 Fans werden sich auf den Weg in Hauptstadt machen, mehr als 20.000 im Olympiastadion dabei sein. Alle mit der Hoffnung auf den zweiten Titel der Saison.

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