Bayer 04Kai Havertz droht ein bitterer Abschied aus Leverkusen

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Kai Havertz (vorne) steht vor seinem vielleicht letzten Bundesliga-Spiel für Bayer 04 Leverkusen. 

  • Im womöglich letzten Bundesliga-Spiel des Jung-Stars für Bayer 04 ist Scheitern programmiert
  • Werkself ist gegen Mainz im Kampf um die Champions League auf Berliner Schützenhilfe angewiesen
  • Leverkusener Spieler wollen Mönchengladbach im Fernduell früh unter Druck setzen

Leverkusen – Es ist erst zehn Tage her, da hat Fernando Carro in dieser Zeitung Grundsätzliches über Ziele und Absichten von Bayer 04 Leverkusen gesagt. Der Vorsitzende der Geschäftsführung bekräftigte seinen Wunsch, mit dem Werksklub künftig ernsthaft um Titel zu spielen und Top-Spieler länger zum Bleiben bewegen zu wollen, auch in einer Liga mit dem FC Bayern München. Zwei Partien später ist nicht einmal mehr das Saisonziel Champions-League-Qualifikation aus eigener Kraft erreichbar. Beim Saisonabschluss gegen den FSV Mainz 05 (Samstag, 15.30 Uhr, BayArena) ist die Mannschaft von Trainer Peter Bosz auf Schützenhilfe angewiesen.

Nur wenn Hertha BSC bei Borussia Mönchengladbach dasselbe gelingt wie vergangenen Samstag gegen Leverkusen – ein Sieg über ein Spitzenteam – kann Bayer 04 durch einen Erfolg gegen Mainz noch auf Platz vier springen und sich auf direktem Weg für die Champions League qualifizieren. „Dieses Jahr haben wir in der Liga fünf sehr gute Mannschaften. Und egal, wen es trifft: Es wird bitter für den Fünften, der es nicht in die Champions League schafft“, hat Carro im Glauben gesagt, dass Bayer 04 sein Ziel Champions League aus eigener Kraft erreichen wird.

Diesen elementaren Vorteil hat man in Berlin auf erstaunlich blutleere Weise verspielt. Seitdem ist die Rede von Möglichkeiten: der Möglichkeit Berliner Schützenhilfe; der Möglichkeit, die Qualifikation über den Gewinn der Europa League im August nachzuholen; der Möglichkeit, durch den Pokal-Sieg über den FC Bayern München am 4. Juli den Fluch der Titellosigkeit zu brechen, die seit 1993 wie Blei auf diesem Klub lastet. Trainer Peter Bosz hat direkt nach dem Genickschlag von Berlin gesagt, man müsse jetzt unbedingt dieses letzte Heimspiel gegen Mainz gewinnen, um die doppelte Peinlichkeit eines Scheiterns durch ungenutzte Schützenhilfe zu vermeiden, falls sie Realität würde.

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Die Spieler stellen sich bereits auf einen Psychowettbewerb mit den Mönchengladbachern ein, die den vierten Platz in der vergangenen Saison am 34. Spieltag an Leverkusen verloren. „Von Anfang an müssen wir hellwach sein, den Gegner unter Druck setzen und möglichst ein frühes Tor erzielen. Und dann nachlegen. Das könnte Gladbach unter Druck setzen.“, wird Nationalspieler Nadiem Amiri auf der Bayer-04-Homepage zitiert.

Gladbachs letzter Gegner 2019 hieß allerdings Dortmund. Diesmal sind es die Hauptstädter, die nach drei Niederlagen in Folge vergangenen Samstag gegen Bayer 04 offensichtlich etwas beweisen wollten. Die Frage ist, ob sie eine solche Energieleistung im sportlichen Niemandsland zum Saisonabschluss am Niederrhein noch einmal zeigen können. Hertha-Trainer Bruno Labbadia war direkt nach dem Sieg realistisch: „Ich will nichts versprechen, was ich nicht halten kann.“

Wie schnell sich die Psychologie in solchen Fernduellen ändert, zeigt sich an den Worten des Gladbacher Sportvorstands Max Eberl. Vor dem Leverkusener Derby gegen Köln hat er sich als überraschender FC-Fan geoutet, der dem Rivalen die Daumen gedrückt hat. Damals lag seine Borussia auf Platz fünf. Jetzt befindet sie sich auf dem Fahrersitz, und da erklärt er in Richtung der Gegner des Wochenendes: „Weder Hertha noch Mainz werden was abschenken, es geht um Tabellenplätze und Fernsehgelder. Da brauche ich keinen großen Aufruf starten.“ Vieles spricht dafür, dass Kai Havertz (21) gegen Mainz sein 118. und letztes Bundesliga-Spiel für Bayer absolvieren wird. Das Verpassen der Champions League würde einen Transfer in der Nähe von 100 Millionen Euro noch wahrscheinlicher machen, weil der Umworbene auf der höchsten Ebene um Titel mitspielen will und Leverkusen ohne die Mehreinnahme von 20 Millionen Euro zusätzliches Geld für seinen teuren Kader gut gebrauchen können wird.

„Man muss versuchen, eine Lösung zu finden, bei der das Ziel des Spielers mit unserem in Einklang gebracht werden kann. Zurzeit kann niemand sicher sagen, was passieren wird“ hat Klubchef Fernando Carro dazu im Gespräch mit dieser Zeitung gesagt. Vielleicht weiß man am Samstagabend ein wenig mehr.

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