Bayer 04 in der Champions LeagueDie Überforderten

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Die Leverkusener Profis nach der Pleite in Turin

Turin – Die 1149 Leverkusener Fans waren den Umständen entsprechend zufrieden. Aufmunternd war ihr Applaus, den sie den Profis von Bayer 04 am späten Dienstagabend im Allianz Stadium spendierten. Zu honorieren gab es eine kämpferisch tadel- und fußballerisch ideenlose Leistung bei einem in allen Belangen turmhoch überlegenen Gegner. Damit ist das 0:3 (0:1) bei Juventus Turin einfacher zu erklären als das 1:2 im Heimspiel gegen Moskau zwei Wochen zuvor. Ohne die peinliche Auftaktpleite wäre die Niederlage in Norditalien deutlich leichter zu verkraften. In Kombination ergeben sie das sehr wahrscheinliche Aus  in der Gruppenphase der Champions League. Um es abzuwenden, müsste die Werkself in drei Wochen bei Atlético Madrid gewinnen. Nach dem Auftritt in Turin bedarf es allerdings einiger Phantasie, um sich vorzustellen, wie Bayer 04 bei den spanischen Defensiv-Fetischisten zu einem Torerfolg kommen könnte.

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Lukas Hradecky fand nach dem 0:3 einmal mehr klare Worte. „Wir müssen dankbar sein, dass wir in diesem Wettbewerb spielen dürfen“, sagte Leverkusens finnischer Torhüter. „Solche Spiele zu gewinnen – so weit sind wir noch nicht. Für die Bundesliga ist es ab und zu genug. Aber man sieht den Unterschied zur Champions League.“ Hradecky verpackte die Worte in dem ihm eigenen Charme. Doch sind sie ein ernüchterndes Fazit. In dem Wettbewerb, für dessen Erreichen ein Jahr lang sämtliche Anstrengungen unternommen wurden, ist Bayer 04 aktuell chancenlos und irgendwie nur dabei statt mittendrin. Das Erreichen des Achtelfinals, eines der Saisonziele, ist in dieser Verfassung reine Utopie. Entweder hat Leverkusen den Wettbewerb zu leicht oder das eigene Leistungsvermögen zu hoch eingeschätzt. Nach zwei Spieltagen fehlt jedenfalls der Nachweis für die Champions-League-Tauglichkeit der Werkself. Zumal Moskau nicht einmal ein Team von gehobenem internationalem Format war und Turin spätestens in der zweiten Halbzeit Körner für das anstehende Serie-A-Topspiel am Sonntag bei Inter Mailand sparte.

Ohne Offensiv-Konzept

Die erste Viertelstunde war das Beste an Leverkusens Auftritt in Turin. Es gab einige verhaltene Annäherungen ans Tor der Italiener und vor allem: keine eigenen individuellen Aussetzer. „Ganz ordentlich“, attestierte Trainer Peter Bosz, der Jonathan Tah nach einer Zwei-Spiele-Pause zurück in die Innenverteidigung beordert hatte. Dort unterlief dem Nationalspieler in der 17. Minute dann der erste folgenschwere Aussetzer, als er eine Flanke senkrecht in die Luft köpfte und damit dem 1:0 durch Gonzalo Higuaín den Weg ebnete. In Rückstand und ohne greifendes Offensivkonzept wuchs Leverkusen die Aufgabe in der zweiten Halbzeit über den Kopf. Federico Bernardeschi (62.) und Superstar Cristiano Ronaldo (89.) schraubten das Ergebnis auf die verdiente Höhe. „Wir haben heute den Unterschied zu einer erfahrenen Mannschaft und uns erlebt. Da müssen wir uns steigern“, sagte Trainer Bosz. Verteidiger Tah hob er den Mut der Werkself heraus, nur wenige Teams würden sich trauen, so bei Juventus zu agieren. Doch ohne Durchschlagskraft ist Mut in einem Duell mit einem schwergewichtigen Gegner nur wenig wert.

Samstag gegen RB Leipzig

Im Bundesliga-Spiel am Samstag gegen RB Leipzig (15.30 Uhr/Sky) bedarf es ebenfalls mehr als nur Courage, um etwas Zählbares zu holen. Bayer 04 Leverkusen muss endlich den Nachweis erbringen, nicht nur gegen Durchschnittsteams wie Paderborn, Union Berlin, Fortuna Düsseldorf oder Augsburg gewinnen zu können, sondern auch Mannschaften aus der höchsten Qualitätsabteilung mit Ballbesitz und Dominanz zu knacken. Sonst wird die Reaktion der Fans nicht mehr lange so wohlwollend ausfallen.

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