2:2 gegen GladbachBayer 04 schenkt sicher geglaubten Sieg einfach her

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Mönchengladbachs Lars Stindl (l) erzielt das Tor zum 2:2 gegen Leverkusens Torwart Lukas Hradecky (r)

Mönchengladbachs Lars Stindl (l) erzielt das Tor zum 2:2 gegen Leverkusens Torwart Lukas Hradecky (r)

Bayer 04 Leverkusen kann sich trotz eines unglücklichen 2:2 mit einem Sieg in Bochum die Europa-League-Qualifikation sichern.

Weniger als 70 Stunden nach dem Aus im Halbfinale der Europa League gegen Rom hat Bayer 04 Leverkusen im letzten Heimspiel der Saison einen Sieg gegen Borussia Mönchengladbach verschenkt. Auf dem Weg zu einem ungefährdeten Sieg servierte die Werkself einem harmlosen und lange Zeit desinteressiert wirkenden Gegner zwei Tore auf dem Silbertablett. So wurde aus einem scheinbar ungefährdeten 2:0-Vorsprung ein 2:2, das die internationalen Ziele wieder gefährdet. Nur ein Sieg am 34. Spieltag in Bochum wird mit Sicherheit genügen, um den sechsten Tabellenplatz zu verteidigen.

Mit nur einer Umbesetzung gegenüber der epischen Tragödie des Donnerstagabends schickte Trainer Xabi Alonso seine Mannschaft zum letzten Heimspiel der Saison aufs Feld. Aber diese Umbesetzung war gut. Amine Adli sollte für Sardar Azmoun im Angriffszentrum für Belebung sorgen. Und nach 20 weitgehend ereignisfreien Minuten tat der Franzose genau das. Adli stürmte in ein Loch, das ein feiner Steilpass des Kollegen Piero Hincapie in die luftige Abwehrkette der Gladbacher gerissen hatte, lief dem Zentralverteidiger Marvin Friedrich spielend leicht davon und schoss den Ball durch die Beine des Gladbacher Torhüters Jan Olschowsky. So stand es nach einer Viertelstunde 1:0. Und Bayer 04 hatte zum ersten Mal seit 5. Mai (1:2 gegen Köln) wieder ein Tor aus dem Spiel heraus erzielt. Schütze damals: Amine Adli.

Den Gladbachern war deutlich anzumerken, dass sie mit dieser Saison innerlich weitgehend abgeschlossen hatten. Siege und Niederlagen machen für sie im Niemandsland der Tabelle keinen Unterschied mehr. Trainer Daniel Farke steht wie ein Drittel des Kaders vor der Verabschiedung. Alles soll anders werden. Nur wie, das weiß niemand.

Bayer 04 aber hat nach dem geplatzten Traum vom Europa-League-Finale immerhin die Chance, sich mit Platz sechs aus eigener Kraft erneut für den Europapokal zu qualifizieren. Welcher Wettbewerb es dann wird, entscheidet sich erst nach dem Pokal-Finale. Wenn Leipzig gewinnt, landet der Sechste in der Europa League. Und der Siebte noch in der Europa Conference League. Gewinnt Frankfurt, fällt Platz sieben weg und es bleibt nur noch die Conference League für den Sechsten.

In jedem Fall genügend Motivation für Bayer 04, sich trotz der Tortur im vergeblichen Kampf gegen den Römer Anti-Fußball noch einmal anzustrengen. Und weil der Gegner diesmal weder böse, noch defensiv, noch im weitesten Sinn geordnet war, wurde das erst einmal belohnt. Jeremie Frimpong durfte sich fünf Minuten in seiner schwachen Disziplin des Flankens üben und fand den in den Fünfmeterraum fliegenden Kerem Demirbay, der mit seiner schwachen Disziplin des Kopfballs das 2:0 erzielte.

Weil der Gegner es nicht schaffte, die Werkself in Not zu bringen, tat sie es dann selbst. Mitchel Bakker spielte nach 58 Minuten aus 30 Metern einen sinnfreien und schlechten Rückpass auf Lukas Hradecky, der ihn nur noch in den Lauf von Jonas Hofmann spitzeln konnte. Der Schuss ins leere Tor war dann nicht mehr schwer.

Den Gladbachern genügte das vorerst als Bedrohung für das Bayer-Tor, obwohl den Leverkusenern immer mehr die Energie ausging. Adli und Wirtz schleppten sich Mitte der zweiten Halbzeit ohne Zeichen von Verärgerung vom Platz. Das Spiel wurde härter, aber nicht besser. Gladbach hielt immer noch nichts von Kompaktheit, der Werkself fehlte immer mehr die Kraft dafür. Bayer 04 schien um den Ausgleich zu betteln. In der 83. Minute verfehlte Marcus Thuram das Tor mit einem Kopfball nur knapp. Dann scheiterte der eingewechselte Stindl aus kürzester Distanz.

Schließlich half der eingewechselte Nadiem Amiri nach und spielte in der 90. Minute unbedrängt einen Pass auf den am Fünfmeterraum freistehenden Gladbacher Lars Stindl. Der nur noch ins Tor schieben zu brauchte. Der Sieg war dahin. Und noch schlimmer: Nach einem Revanchefoul an Julian Weigl sah Piero Hincapie in der Nachspielzeit die Rote Karte und wird in Bochum fehlen.

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