Leverkusens Sieg in MainzPeter Boszs mutige Wechsel werden belohnt

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Leverkusens Trainer Peter Bosz

Mainz – Ein Augenblick der Klarheit am späten Samstagnachmittag in Mainz genügte, um turbulente Festtage bei Bayer 04 Leverkusen zu verhindern. Nach dürftiger Leistung beim FSV hatte Kevin Volland in der dritten Minute der Nachspielzeit den Kopf oben behalten, einen Abpraller nicht erneut aufs Tor gejagt, sondern Lucas Alario am entfernten Pfosten bedient. Der Argentinier schoss aus kurzer Distanz das 1:0 zum schmeichelhaften Sieg der Werkself in Mainz. Deshalb konnte Sport-Geschäftsführer Rudi Völler später mit einem Lächeln „frohe Weihnachten“ wünschen und die Leverkusener Profis an der Seite der Fans versöhnlich feiern – obwohl Bayer 04 in etwa 225 der 270 zurückliegenden Bundesliga-Minuten erschreckend schlechten Fußball geboten, gegen den 1. FC Köln und Hertha BSC verloren und sich mit den eigenen Anhägern gezofft hatte. Der letzte Eindruck ist aber eben immer der bleibende.

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Die zweite Halbzeit in Mainz war zumindest ein kämpferischer Fortschritt. Addiert man den Mut, in Unterzahl (Wendell sah in der 72. Minute die Gelb-Rote Karte) die Flucht nach vorn zu suchen, ergeben sich weitere Gründe für die Zufriedenheit. „Der Dreier tut richtig gut. Wir sind dabei, nur zwei Punkte hinter dem Vierten“, sagte Völler. „Wir spielen auf allen drei Hochzeiten, sind im DFB-Pokal noch dabei, in der Europa League und wollen in der Bundesliga unsere Ziele erreichen. Ich hoffe, wir haben noch lange viele englische Wochen.“ Die Verunsicherung in der ersten Halbzeit, als Mainz mehrfach die Führung auf dem Fuß hatte, war vergessen. Ebenfalls die erneut enttäuschenden Auftritte von Leistungsträgern wie Kai Havertz, Charles Aránguiz oder Nadiem Amiri. „Der Sieg war nicht der Schönste, aber enorm wichtig. So haben wir uns nach einer schwierigen Woche in die Winterpause gerettet“, gab Lukas Hradecky zu. „28 Punkte sind nicht optimal – aber auch nicht schlecht.“ Der Finne hatte mit einer starken Parade gegen FSV-Stürmer Jean-Philippe Mateta in der 85. Minute großen Anteil am vorweihnachtlichen Leverkusener Geschenk.

Offensive Wechsel in der zweiten Halbzeit

Das galt auch für Trainer Peter Bosz. Als klar war, dass ein Festhalten an der Taktik der ersten Halbzeit zur vierten Pflichtspiel-Niederlage in Folge führen würde, stellte der Niederländer in der Pause von einer Vierer- auf eine Dreierkette um und brachte für Panagiotis Retsos den viel offensiveren Karim Bellarabi. Kurz vor Wendells Platzverweis wollte Bosz dann auch Alario bringen, schickte dann aber Aleksandar Dragovic als Lückenfüller aufs Feld. In der 81. Minute durfte der argentinische Stürmer dann doch ins Spiel eingreifen – obwohl Mainz im Übermut der Überzahl einige wilde Angriffe lief. Doch der einzige erfolgreiche blieb Alario überlassen. „Ein Riesen-Kompliment“, sagte Bosz, wohlwissend, dass es genauso gut hätte schief gehen können.

Platzverweise für Bosz kein Problem

Dass seine Werkself erneut ein Spiel nicht zu elft beenden konnte, sah der Niederländer als kein großes Problem. „Wir haben kein Disziplin-Problem. Das muss Zufall sein, denn wir haben keine gemeinen Spieler“, sagte Bosz. Die Gelb-Rote Karte gegen Wendell war wettbewerbsübergreifend der sechste Leverkusener Platzverweis der Hinrunde. Für Boszs These spricht, dass nur Leon Baileys Unsportlichkeiten herausstechen, die anderen Strafen maximal in die Kategorie „Dämlich“ fallen.

Geschäftsführer Völler möchte das Thema dennoch im neuen Jahr auf die Tagesordnung bringen: „Das sind Dinge, die wir vor der Rückrunde mal besprechen müssen. Die Spieler sind mit viel Eifer dabei, teilweise ist es aber unnötig. Wir schwächen uns selber damit.“

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