Analyse zum 3:1Bayer 04 präsentiert sich in Gladbach in Champions-League-Form

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Kai Havertz feiert mit seinen Teamkollegen nach seinem Treffer zum 2:1.

Mönchengladbach – Am Samstagnachmittag ist Bayer 04 Leverkusen der zweite Sieg im zweiten Spiel nach der Corona-Zwangspause gelungen. Die Werkself gewann 3:1 (1:0) bei Borussia Mönchengladbach.

Das Wichtigste zuerst

Bayer 04 hat dank des verdienten Erfolgs im Spitzenspiel den ersehnten Champions-League-Platz erreicht. Mindestens bis Sonntag ist die Werkself sogar Dritter – die bislang beste Platzierung in dieser Saison. Sollte RB Leipzig nicht in Mainz gewinnen, bleibt Leverkusen auf Rang drei.

Die Tore

Nach sieben Minuten spielte Tobias Strobl einen schlimmen Querpass in Höhe der Mittellinie, den Kerem Demirbay abfangen konnte. Leverkusens Rekordtransfer leitete den Ball weiter auf Karim Bellarabi, der den perfekten Moment nutzte, um Kai Havertz in Szene zu setzen. Und Bayers Wunderkind tat, was er im Alter von nur 20 Jahren bereits sensationell beherrscht: Die Ruhe bewahren und ein Tor erzielen.

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Gladbach kam stärker aus der Pause und belohnte sich in der 52. Minute. Alassane Pléa erkannte, dass Aleksandar Dragovic seine Position in der Abwehrkette verlassen hatte und spielte punktgenau auf Marcus Thuram – der Sohn des französischen Weltmeisters schloss wuchtig zum 1:1 ab.

Zwischen der 55. und 58. Minute kam es im hauptsächlich von Pappfiguren bevölkerten Borussia-Park zu einigen lauten Diskussionen. Ausgangspunkt war ein Foul von Nico Elvedi an Karim Bellarabi im Gladbacher Strafraum – begangen, nachdem der Leverkusener Stürmer einen Torschuss abgegeben hatte. Schiedsrichter Sören Storks entschied auf Elfmeter, überprüfte seinen Entschluss ausgiebig am Bildschirm und blieb letztlich dabei. Havertz verwandelte, Yann Sommer bekam eine Hand nur unzureichend an den Ball.

Für die Entscheidung sorgte Sven Bender. Nach einem Freistoß von Demirbay von der rechten Seite traf Leverkusens Abwehrchef mit dem Hinterkopf zum 3:1 (82.).

Das war gut

Leverkusens Anfangsphase. Die Werkself ließ den Ball mit einer beeindruckenden Ruhe und Genauigkeit laufen. Demirbay und Aránguiz hatten das Mittelfeld im Griff, Havertz und Bellarabi sorgten weiter vorne für die Highlights. In dieser Form kann Bayer 04 mit Recht Hoffnungen auf alle drei noch zu vergebenen Titel hegen.

Das war schlecht

Direkt nach der Pause nahm Leverkusen etwas das Tempo raus, anstatt auf eine höhere Führung zu spielen. Schon gegen Bremen hatte sich Bayer 04 Pausen gegönnt, doch verfügte Werder nicht über die Qualität, um daraus Nutzen zu ziehen.

Der Spieler des Spiels

Kai Havertz, erneut Kapitän, erneut Doppeltorschütze. Erzielte seine Pflichtspiel-Treffer elf und zwölf des Jahres im Stile eines 33 Jahre alten Zentrumsstürmers mit 13 Jahren Champions-League-Erfahrung. Dabei ist er nach wie vor erst 20 und eigentlich Mittelfeldspieler.

Die Zuschauer des Spiels

Neben fünf Pappfiguren mit den Gesichtern von Leverkusener Anhängern hatten es am Sonntag auch die SPD-Politiker Karl Lauterbach und Kevin Kühnert sowie der Ex-Gladbacher Michaël Cuisance in den Gästeblock des Borussia-Parks geschafft. Etwa 13.000 Papp-Aufsteller bevölkerten das Stadion insgesamt. Fans konnten Fotos von sich einsenden, die dann als eine Art Platzhalter auf den Tribünen verteilt wurden. Wer die Bilder der SPD-Politiker zur Verfügung stellte, ist unbekannt – Gesundheitsexperte Lauterbach war bis zuletzt einer der lautesten Gegner der Bundesliga-Fortsetzung. Die Gladbacher Ultras halten ebenfalls nichts von den Geisterspielen: „Papp-Mahnmal“ ist auf einem großen Banner im Borussia-Park zu lesen.

Das sagen die Trainer

Marco Rose (Borussia Mönchengladbach): „Es ist sehr bitter für uns, wir hatten uns viel vorgenommen. In der ersten Halbzeit hatte Leverkusen mehr vom Spiel. Nach vorne hin war es zu wenig Druck von uns, wir haben Bayer zu wenig wehgetan. Der Knackpunkt war der Elfmeter gegen uns.“

Peter Bosz (Bayer 04 Leverkusen): „Ich bin sehr zufrieden. Das war das Topspiel hier. Es war extrem wichtig, weil wir noch in die Champions League wollen. Das haben wir von Anfang an gezeigt. Es war eine Top-Mannschaftsleistung.“

Das sagen wir

Leverkusen hat die lange Zwangspause offensichtlich hervorragend verkraftet. Die Werkself zeigt sich taktisch und athletisch auf einem sehr guten Niveau. Mit 25 Punkten aus zehn Spielen setzt Bayer 04 die beste Rückrunde der Vereinsgeschichte fort – ein Champions-League-Platz ist die logische Konsequenz. Und die Chancen auf den ersten Titel seit 1993 sind am Samstag wieder um einige Prozent gestiegen.

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