Sieg gegen den BVBBayer 04 setzt ein Zeichen im Kampf um die vordersten Plätze

Lesezeit 4 Minuten
Leverkusen Jubel BVB

Die Werkself feiert nach dem 4:3 gegen den BVB ausgelassen mit ihren Fans.

Leverkusen – Bayer 04 Leverkusen gelingt in einer furiosen Partie ein 4:3 (2:2)-Sieg gegen Borussia Dortmund.

Das Wichtigste zuerst

Durch die drei Punkte gegen den BVB verkürzt die Werkself den Abstand auf die Champions-League-Ränge auf zwei Zähler. Das wilde 4:3 – Bayer 04 ging in Führung, geriet in Rückstand und gewann letztlich doch noch – war eines der unterhaltsamsten Spiele der laufenden Bundesliga-Saison.

Die Tore

Wenige Augenblicke nach einer Glanztat gegen BVB-Wunderkind Erling Haaland leitete Bayer-Keeper Lukas Hradecky mit einem schnellen Abschlag einen Leverkusener Angriff ein. In seinem vielleicht bis dato besten Moment für die Werkself spielte Nadiem Amiri den durchstartenden Kevin Volland frei – der frühere Nationalspieler traf überlegt zum 1:0 (20.).

Die Freude währte nicht lange. Nach einer Ecke von Jadon Sancho kam Dortmunds Ersatz-Kapitän Mats Hummels im Strafraum frei zum Kopfball und markierte den 1:1-Ausgleich (22.). Der BVB-Zirkus drehte auf. Neuzugang Emre Can erzielte bei seinem Startelfdebüt für die Borussia in der 33. Minute mit einem fantastischen Schlenzer aus rund 30 Metern das 2:1. Torhüter Hradecky griff zwar noch über, konnte den perfekten Ball aber nicht erreichen. Ein Treffer, der den Schützen eigentlich zum Verlieren der Fassung animieren sollte. Can hielt sich – vermutlich aufgrund seiner Leverkusener Vergangenheit – mit dem Jubeln zurück.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dazu sah Volland nach seinem 2:2 (43.) keine Veranlassung. Jonathan Tah hatte eine Flanke von Amiri turnerisch anspruchsvoll im Spiel gehalten, Vollands Schuss aus dem Rückraum wurde mehrfach abgefälscht und somit unhaltbar für BVB-Keeper Roman Bürki. In der 65. Minute hatten die Gäste die Vollgas-Partie gedreht. Achraf Hakimi und der unaufhaltsame Sancho kombinierten sich mit zwei Pässen durch die Bayer-Defensive. Der mitgelaufene Raphael Guerreiro vollendete hart und flach zum 3:2.

Dann war wieder Leverkusen am Zug. Volland stand in der 81. Minute frei vor dem Dortmunder Tor, Emre Can konnte noch per Grätsche klären – doch der Ball landete vor dem Fuß des eingewechselten Leon Bailey, der Jamaikaner traf zum 3:3. Wenige Sekunden später legte Bailey per Hacke auf Daley Sinkgraven ab. In der Mitte verwandelte Kapitän Lars Bender die folgende Flanke zum 4:3-Siegtreffer.

Das war gut

Das Spiel als Ganzes. Eine packende Dramaturgie, tolle Kombinationen, herausragende Tore.

Das war schlecht

Die Defensivreihen beider Teams in vielen Szenen. Ob nach Standardsituationen oder aus dem Spiel heraus – ständig boten sich den angreifenden Teams viele Räume im und um den Strafraum. Sieben Tore waren es nach 90 Minuten. Es hätten auch zehn werden können.

Der Mann des Spiels

Lars Bender, Kapitän von Bayer 04. Weil Leverkusen gleich auf alle vier etatmäßigen Sechser – Charles Aránguiz, Kerem Demirbay, Julian Baumgartlinger und Exequiel Palacios – verzichten musste, kam Bender, sonst Rechtsverteidiger, wieder im defensiven Zentrum zum Einsatz. Verlernt hat er in seiner längeren Abstinenz nichts. Der 30-Jährige stopfte viele Lücken und entschied die Partie. Obwohl, so berichtete Trainer Peter Bosz, Bender schon kurz vor der Auswechslung stand, er hatte einen Schlag aufs Knie bekommen. Der Kapitän erwehrte sich jedoch erfolgreich dem vorzeitigen Gang in die Kabine.

Der Moment des Spiels

Die Vorgeschichte des 1:1 durch Mats Hummels birgt eine besondere Anekdote – die Bayer-Fans tragen eine Mitschuld am Ausgleich. Denn eigentlich sollte Julian Brandt den Eckball treten. Doch der frühere Bayer-Profi wurde nicht nur gnadenlos ausgepfiffen, sondern auch noch mit Papierkugeln beworfen. Irgendwann hatte Brandt dann die Nase voll und überließ Jadon Sancho die Ecke. Der Ball des Engländers hatte die perfekte Flugbahn auf den Kopf von Hummels. Karma könnte man sagen.

Das sagen die Trainer

Peter Bosz (Bayer 04): „Es war ein verrücktes Spiel. Beide Mannschaften haben eine Riesen-Qualität in der Offensive. Wenn wir zweimal in Rückstand geraten und das Spiel noch gewinnen am Ende – dann muss ich meiner Mannschaft ein Riesen-Kompliment machen. Der Wille der Spieler war das Wichtigste heute.“

Lucien Favre (Dortmund): „Das Spiel ist sehr schwer zu verdauen. Am Ende müssen wir das Spiel besser kontrollieren, defensiv wie offensiv. Einen Punkten hätten wir mindestens holen müssen.“

Das sagen wir

Bayer 04 setzt ein Zeichen im Kampf um die vordersten Plätze. Mit viel Willen gelingt ein Sieg gegen einen fußballerisch überlegenen Gegner. Das sollte Selbstbewusstsein geben für die kommenden Aufgaben in der Bundesliga, Europa League und DFB-Pokal. Zumal Leverkusen nach Wochen des Chancen-Wuchers endlich einmal wieder effizient spielte. Ein Sieg, der im Rückblick einen wichtigen Wendepunkt in der Saison darstellen könnte.

KStA abonnieren