Der Karriereabsturz von Jonas Hofmann geht weiter. Der 33-Jährige steht nicht im Aufgebot von Bayer 04 für die Ligaphase der Königsklasse.
Champions LeagueTiefpunkt einer Karriere – Hofmann nicht im Bayer-Kader

Gewohnter Anblick: Jonas Hofmann sitzt auf der Bank bei Bayer 04 Leverkusen.
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Kurz nach der Fußball-Europameisterschaft 2024, die er nur im TV verfolgen durfte, sagte Jonas Hofmann folgenden Satz: „Man weiß, dass in zwei Jahren wieder eine WM stattfindet. Nach einem Turnier, in dem man im Viertelfinale ausscheidet, stellt man sich Fragen, ob man vielleicht etwas anders hätte machen können. Und deshalb glaube ich, dass jeder Spieler wieder neue Chancen hat, sich zu empfehlen. Und die Chance werde ich hoffentlich auch ergreifen.“
Etwas mehr als ein Jahr später ist diese Chance auf ein Minimum gesunken. Am späten Mittwochabend wurde der Kader von Bayer 04 Leverkusen für die Ligaphase der Champions League bekanntgegeben. Jonas Hofmann steht nicht auf der 30 Spieler umfassenden Liste, die der Vizemeister bei der Europäischen Fußballunion (Uefa) eingereicht hat. Es ist ein Tiefpunkt in der Karriere von Hofmann.
Die Geschichte des 33-Jährigen bei Bayer 04 nimmt mittlerweile schon tragische Züge an. Als eines der letzten Puzzleteile war Hofmann im Sommer 2023 zur Werkself gestoßen. Der Wechsel von Borussia Mönchengladbach zum rheinischen Konkurrenten war für einige Beobachter nicht zwingend nachvollziehbar, doch die Überzeugungsarbeit erledigte der 23-malige Nationalspieler schnell auf dem Platz. In der Hinrunde stand der Offensivallrounder in 16 von 17 Ligaspielen in der Startelf, bereitete sieben Tore vor und erzielte fünf selbst. Trainer Xabi Alonso lobte Hofmann für seine Spielintelligenz und seine Entscheidungsfindung in engen Räumen nahe dem gegnerischen Strafraum.
Verschenkte Saison 2024/2025
Doch in der Rückrunde stand der gebürtige Heidelberger nur noch zehnmal von Beginn an auf dem Platz, bereitete drei Treffer vor und traf selbst gar nicht mehr. Die Folge war, dass er trotz des Gewinns des Doubles in einer historischen Saison für den Klub ohne einzige Niederlage von Julian Nagelsmann nicht für den DFB-Kader bei der Euro 2024 im eigenen Land nominiert wurde. In der vergangenen Saison sollte dann alles besser werden, wie es aus dem vorher erwähnten Zitat zu lesen ist. Doch 2024/2025 wurde keineswegs besser – im Gegenteil. Hofmann war plötzlich allenfalls noch Ergänzungsspieler, spielte in allen Wettbewerben mit 50 möglichen Spielen insgesamt nur 651 Minuten.
Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zeigte sich Hofmann im Juli während des Trainingslagers von Xabi Alonso enttäuscht. „Ich erwarte von einem Trainer, dass er, wenn ihm etwas auffällt, es direkt anspricht. Ich erwarte offene und direkte Kommunikation. Länger als zwei Wochen sollte ein Trainer damit nicht warten, weil ich als Trainer die Spieler doch in Top-Verfassung haben möchte, um auch das Trainingsniveau zu heben. Es braucht immer Konkurrenzkampf, das ist klar. Ich hätte da vom Trainer ein bisschen mehr erwartet“, sagte er und war voller Tatendrang unter dem neuen Chefcoach Erik ten Hag: „Neuer Trainer, neue Chance. Ich bin ein Kind der Bundesliga. Ich kämpfe mich wieder ran. Es ist immer noch so, dass ich bei Bayer Leverkusen bei einem der besten Vereine in Deutschland spiele. Ich fühle mich wohl, aber unter Xabi Alonso hätte ich mich wahrscheinlich mit einem Wechsel beschäftigt.“
Obwohl die Verantwortlichen bei Bayer 04 dem Spieler und seinem Berater mitgeteilt hatten, dass er bei einem akzeptablen Angebot wechseln dürfe, wollte sich Hofmann unbedingt durchsetzen. Doch auch unter dem am Montag bereits wieder entlassenen, niederländischen Trainer lief es nicht richtig rund. Eine Oberschenkelverletzung warf Hofmann zudem zurück, jetzt erlitt er auch noch einen kleinen Rückschlag in der Reha, der ihn daran hindern könnte, sich bei einem neuen Trainer in der kommenden Woche ins Rampenlicht zu spielen.
Das Wechselfenster in Deutschland ist seit Montagabend geschlossen. Will Hofmann nach der Nicht-Nominierung für die Königsklasse doch noch die Flucht aus Leverkusen antreten, müsste er in ein Land wechseln, in dem das Transferfenster weiter geöffnet ist. Klubs aus Belgien, Österreich, der Schweiz, der Türkei oder aus Saudi-Arabien könnten Hofmann noch verpflichten, wenn er denn überhaupt weg will.
Im Juli sagte er zum Umgang mit schwierigen Momenten: „Man nimmt immer etwas mit, vor allem aus schwierigen Zeiten. In so einer Phase ist es extrem wichtig, mental stark zu sein. Da gibt es schon auch mal Tage, an denen man richtig genervt ist, zum Training fahren zu müssen. (…) Das ist komplett menschlich und völlig normal. Aber man muss auch die Zeit mit der Familie nutzen, um sich mental wieder aufzuraffen, man muss positiv bleiben und den Kopf nicht in den Sand stecken. Wenn ein Trainer ein Problem mit einem hat, darf man sich das Positive an unserem Job nicht nehmen lassen.“