Bayer LeverkusenWas Simon Rolfes anders machen will als Rudi Völler

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Leverkusen – In den letzten Tagen war die korrekte Titulierung von Simon Rolfes ein wenig anstrengend. Vor dem Titel „Geschäftsführer“, den der 40-Jährige bei Bayer 04 Leverkusen von der Klub-Ikone Rudi Völler übernimmt, mussten immer noch in die Zukunft gerichtete Adjektive wie „designiert“ oder „künftig“ stehen. Das fällt jetzt weg. Der frühere Kapitän der Mannschaft, bis 30. Juni 2022 im Rang des Sportdirektors bei Bayer 04, ist offiziell Geschäftsführer Sport. Und als solcher verantwortlich für die gesamte sportliche Ausrichtung vom Nachwuchsbereich bis hin zur Lizenzmannschaft. An seiner Arbeit am Schreibtisch wird sich nicht viel ändern. Allerdings an der Pflicht zu Außendarstellung. „Das wird in Sicherheit ein wenig mehr werden, Bayer 04 nach außen hin zu vertreten.“

Es sei natürlich etwas Besonderes, in Rudi Völlers Fußstapfen zu treten, sagt Rolfes. Trotzdem ändere das nicht viel an den Herausforderungen des alltäglichen Wettbewerbs. „Ich habe ja in den vergangenen vier Jahren schon viel Verantwortung übernommen und die Organisation operativ zu weiten Teilen geführt“, sagt der 40-Jährige, „aber so, wie er auf seine Art Einfluss genommen hat auf Bayer 04, ist es jetzt mein Ziel, den Klub nach meinen Vorstellungen weiterzuentwickeln. In der Lizenzmannschaft, aber auch in der Organisation, im Scouting, in der Jugendarbeit. Das sind viele Bereiche, die vom Ergebnis am Samstag unabhängig sind.“

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In der fußballerischen Einschätzung und der Bewertung von Spielern seien Rudi Völler und er nie weit auseinander gewesen, erklärt Rolfes. „Aber die Organisation eines Klubs, das Scouting, die Nutzung von Daten, das alles ist nicht mehr vergleichbar mit vor 30 Jahren. Und in 30 Jahren wird man ganz andere Möglichkeiten haben als heute. Ich bin immer dafür, Dinge auszuprobieren, zu testen, offen für Neues zu sein. Dazu ermuntere ich meine Mitarbeiter immer.“

Die größte Herausforderung in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren wird für den Werksklub sein, den Kader immer weiterzuentwickeln und dann den Kräften des Marktes zu widerstehen. „Unser Ziel ist es, Top-Spieler länger zu halten als früher, um konkurrenzfähig für Titel zu sein“, sagt Rolfes, der die Verträge mit Torjäger Patrik Schick und Jung-Star Florian Wirtz kürzlich bis 2027 verlängert hat. Bei Moussa Diaby (Vertrag bis 2025) wird das so nicht gelingen. Rolfes ist jetzt doch zuversichtlich, dass der umworbene Außenstürmer, der selbst offen über einen Abschied gesprochen hat („Irgendwann will ich die Champions League gewinnen“), am Ende dieses Sommers noch Teil von Bayer 04 sein wird.

„Ich gehe davon aus und glaube, dass Moussa bleibt. So ist auch die Kommunikation. Es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass Dinge in die andere Richtung gehen“, sagt der Geschäftsführer und erklärt, was genau für Bayer 04 im Vergleich zu finanziell unerreichbaren Schwergewichten wie Paris St.-Germain knapp fünf Monate vor der Weltmeisterschaft in Katar spricht: „Die französische Nationalmannschaft ist auf Moussas Position eine Weltauswahl. Und die WM ist für ihn ein großes Ziel. Außerdem spielen wir Champions League. Das sind große Karriereschritte. Und die geht man am besten in einer Mannschaft, in der man eine wichtige Rolle spielt, anerkannt ist und das Vertrauen von allen genießt. Und dafür ist Moussa genau am richtigen Fleck.“

Der Geschäftsführer Sport ist hinter seinem freundlichen Lächeln kompromisslos ehrgeizig. Die Schwankungen der letzten drei Jahre, in denen Bayer 04 zweimal die Champions League verpasste, will er abstellen. „Es ist für uns wichtig, immer eine Top-Arbeit zu machen und ein klares Profil zu haben. In der Bundesliga werden die Bayern aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten immer aus der Pole Position starten. Aber wir sind in allen Wettbewerben wettbewerbsfähig.“

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