„Schön, dass er nicht in England spielt“Streich und Alonso schwärmen von Florian Wirtz

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Jonas Hofmann feiert mit Florian Wirtz das Traumtor gegen Freiburg.

Jonas Hofmann feiert mit Florian Wirtz das Traumtor gegen Freiburg.

Florian Wirtz verzaubert das Publikum in der Bay-Arena. Selbst Gästetrainer Christian Streich genießt die Show.

Christian Streich wusste, dass er sich erklären muss. Deshalb leitete er die Analyse der Leistung seiner Mannschaft mit einer Art Entschuldigung ein. „Es gab aus unserer Sicht nur eine Möglichkeit, gegen Leverkusen irgendwie dabeizubleiben. Und das war, so zu spielen, wie wir gespielt haben. Das hat ja jeder gesehen. Meine Mannschaft hat extrem viel gelernt - wir alle“, sagte der Freiburger Coach zur Betontaktik seines Teams. Genutzt hat es am Ende nichts: Bayer 04 gewann verdient mit 2:1 und bleibt Tabellenführer der Fußball-Bundesliga.

Das große Thema an diesem Sonntagabend war aber nicht die ultra-defensive Einstellung der Breisgauer, oder das erneut dominante Auftreten der Leverkusener, die 517 (!) Pässe in der gegnerischen Hälfte gespielt hatten. Nein, das Überthema war Florian Wirtz, der mit seinem Traumtor zum 1:0 allen Zuschauern, die den Fußball lieben ein Geschenk gemacht hatte.

Streich versuchte sich an einer Einordnung: „Florian Wirtz kannst du nicht verteidigen. Du kannst ihn doppeln, dann spielt er den Ball quer und jeder fragt: Warum habt ihr ihn gedoppelt? Es geht nicht. Es ist ein Spieler, der das so macht. Da gibt es in der Bundesliga Leroy Sane und Florian Wirtz. Das muss man akzeptieren.“ Sein Gegenüber Xabi Alonso ergänzte die Liste noch um einen weiteren Namen: „Leroy Sane, Jamal Musiala, Flo - es gibt nicht viele Spieler in der Bundesliga, die eine so besondere Aktion machen können“, sagte der 41-Jährige Spanier.

Ein Tor für Genießer

35 Minuten war die Werkself gegen den Breisgauer Abwehrriegel angelaufen, konnte ihn aber einfach nicht durchbrechen. Dann kam Wirtz am rechten Strafraumeck an den Ball. Nicolas Höfler versuchte wirklich alles, um den 20-Jährigen zu stoppen. Doch Wirtz setzte zum geschmeidigen Weltklasse-Dribbling an, drehte Höfler mehrmals ein, bis der Freiburger am Boden lag, dann legte er sich den Ball mit dem rechten Fuß vor und schloss mit dem linken ins lange Eck ab. Ein Tor für alle Rückblicke.

„Um ehrlich zu sein, habe ich so ein besonderes Tor nicht oft gesehen. Das Tor war brutal, er und auch ich werden uns sicher noch in vielen Jahren daran erinnern. Es gibt Dinge, die kann man niemandem beibringen. So auf kleinem Raum zu spielen, ist etwas von der Natur gegebenes“, sagte Alonso. Torhüter Lukas Hradecky war ebenfalls begeistert, keineswegs aber überrascht: „Überragend, so macht er das auch mit mir im Training. Heute war er Weltklasse, das war der Dosenöffner. Auch an schwachen Tagen zeigt er überdurchschnittliche Leistungen. Und an Tagen wie diesen entscheidet er Spiele. Dann ist er kaum zu stoppen.“

Christian Streich froh über Bundesliga-Stars

Streich weitete den Blick in Bezug auf Wirtz noch etwas und brachte damit zum Ausdruck, dass sich er und alle anderen Gegner durchaus darüber freuen sollten, dass sie gegen diesen Ausnahmespieler antreten dürfen: „Wir sollten froh sein, dass nicht alle in England sind. Dass ein paar von diesen Spielern noch bei uns sind und nicht alle weggekauft werden.“

Der nächste Gegner, der womöglich die Klasse von Wirtz live bestaunen darf - sollte der Nationalspieler nicht von Alonso geschont werden - , ist der SV Sandhausen. Der Drittligist erwartet Bayer 04 am Mittwochabend (18 Uhr) in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Dann will Bayer 04 den neunten Pflichtspielsieg in Serie feiern und damit den Vereinsrekord von Coach Alonso weiter ausbauen.

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