3:0 beim 1. FC SaarbrückenBayer Leverkusen nach souveränem Sieg im DFB-Pokal-Finale

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Jubel bei Bayer 04 nach dem Treffer zum 2:0.

Völklingen – Im Schein der grellen und extra aus England angemieteten Flutlichtmasten ballten einige Fußballer von Bayer 04 Leverkusen die Fäuste. Es gab corona-gerechtes Abklatschen und vereinzelt Umarmungen nach dem 3:0 (2:0)-Sieg gegen den 1. FC Saarbrücken – die verhaltene Freude über den Einzug ins Finale des DFB-Pokals war den speziellen Gesamtumständen angemessen. Dabei könnte sich rein sportlich Historisches anbahnen: Ein Spiel und ein Sieg trennen Bayer 04 nun noch vom großen Traum der vergangenen Jahrzehnte – einem wichtigen Titel im Vereinsfußball und dem endgültigen Beerdigen des „Vize“-Makels. 1993 hatte die Werkself den DFB-Pokal gewonnen, es ist ihr bislang letzter großer Triumph. Am 4. Juli kämpft sie in Berlin nun wieder um den goldenen Pott, durch den souveränen Sieg am Dienstagabend qualifizierte sich die Mannschaft von Trainer Peter Bosz für das Endspiel im Olympiastadion.

„Mir ging es nicht darum, wie wir das Spiel gestalten, sondern nur darum, ins Finale zu kommen. Wir wollten ins Finale, wir haben es geschafft: Ich bin stolz darauf. Jeder Sportler träumt davon, im Wettkampf im Endspiel zu stehen. Ein Spiel, Krieg, Vollgas – Krieg darf man jetzt nicht falsch verstehen. Ich bin überglücklich“, sagte der starke Kerem Demirbay, der gleich alle drei Leverkusener Tore vorbereitet hatte.

Im Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen war es das erwartet ungleiche Duell zwischen dem Champions-League-Aspiranten Leverkusen und dem Viertligisten Saarbrücken, der aufgrund des Saisonabbruchs der Regionalliga Südwest seit 94 Tagen kein Pflichtspiel mehr absolviert hatte. Neben der Praxis fehlten dem FCS seine frenetischen Fans, der wohl entscheidende Faktor bei den Pokal-Überraschungen gegen Fortuna Düsseldorf und den 1. FC Köln. So mangelte es an Zutaten für eine mögliche weitere Sensation. Ohne die großen „DFB“-Banner hätte es sich beim Spiel optisch auch um ein Kreispokal-Halbfinale handeln können: Vereinsheim hinter dem Tor, eine baufällige Tribüne und als musikalische Untermalung der „Bierkönig“ kurz vor dem Anpfiff.

Havertz nicht dabei, Wirtz beginnt

Ein Blick auf den Aufstellungsbogen verriet jedoch, dass es um deutlich mehr ging. Bayer-Trainer Bosz verzichtete auf die angeschlagenen Lars Bender, Kai Havertz, Daley Sinkgraven und Leon Bailey, schickte aber dennoch eine namhafte Mannschaft gegen den größtmöglichen Außenseiter ins Rennen. Der Brasilianer Paulinho durfte beginnen, ebenso Florian Wirtz, seit dem Bayern-Spiel (2:4) jüngster Torschütze der Bundesliga-Geschichte. Charles Aránguiz führte Leverkusen als Kapitän aufs Feld. Für Nationalspieler Jonathan Tah reichte es hingegen auch gegen den Regionalligisten nicht für die Startelf.

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„Selbst, wenn wir das Spiel unseres Lebens machen, brauchen wir noch viel Glück“, hatte Saarbrückens Trainer Lukas Kwasniok gesagt und die Chance aufs Erreichen des Finals auf 1:99 beziffert. Eine realistische Einschätzung. Leverkusen erspielte sich schnell einen Ballbesitz im 90-Prozent-Bereich, die Innenverteidiger standen mindestens zehn Meter in der Saarbrücker Hälfte. In der fünften Minute vergab Kerem Demirbay die erste gute Chance. Weitere sollten folgen. Saarbrücken hatte gerade durch den schnellen Timm Golley für erste Lebenszeichen gesorgt, da traf Moussa Diaby nach schönem Zuspiel von Demirbay zum 1:0 (10.). Keeper Daniel Batz, der im Viertelfinale noch fünf Elfmeter gegen Düsseldorf pariert hatte, war machtlos. Am 2:0 von Lucas Alario, der Vorentscheidung in Minute 19, trug der Torwart wegen eines Missverständnisses mit Kapitän Manuel Zeitz aber eine Teilschuld.

431 Pässe in 45 Minuten

Je länger die Partie dauerte, desto offenkundiger wurde die fehlende Spiel-Fitness des künftigen Drittligisten Saarbrücken – der Ernstfall lässt sich im Training eben kaum simulieren. Bayers Passstafetten rund um den Strafraum der Gastgeber erinnerten mehr und mehr an Kombinations-Übungen aus dem Training. Dass es nicht schon zur Pause 5:0 stand, war der größte Kritikpunkt am Spiel der Werkself, die nach 45 Minuten 431 Pässe gespielt und 15 Mal auf des Gegners Tor geschossen hatte.

In der zweiten Halbzeit schraubte der eingewechselte Karim Bellarabi das Ergebnis auf 3:0 (58.), Demirbay konnte seinen zweiten Assist sammeln. Bundesliga-Gründungsmitglied Saarbrücken gab sich zwar nicht auf, hätte aber die Unterstützung der Fans gebaucht, um irgendwie Zugang zur Partie zu finden. Doch bis auf einige Rufe von den Ersatzspielern auf der Tribüne und dem lauten Brummen der Flutlicht-Generatoren war nicht viel zu hören im Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen. So konnte Bayer 04 in der Schlussphase eines DFB-Pokal-Halbfinals Kräfte für die Bundesliga zu schonen. Viermal muss in der Meisterschaft noch um Punkte für die Champions-League-Qualifikation gekämpft werden – ehe am 4. Juli in Berlin der Saison-Höhepunkt folgt.

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