KommentarBayer 04 versagt, wenn es darauf ankommt – wieder einmal

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Enttäuschung bei Bayer 04 nach dem Pokal-Aus in Essen

Essen – Bis einschließlich des 19. Dezember galt Bayer 04 Leverkusen als eines der spannendsten Projekte der Bundesliga. Wieder einmal. Trotz namhafter Abgänge, eines gewaltigen Verletzungspechs und hoher Belastung in drei Wettbewerben hatte die Werkself monatelang nicht verloren und schien sogar ein würdiger Herausforderer des großen FC Bayern zu sein. Dann kamen jene Münchener, in deren Nähe man sich in Leverkusen so gerne wähnen würde, in die Bay-Arena. Sie gewannen mit viel Glück 2:1 – und brachten das Werkself-Gerüst ins Wanken. Es war  instabiler, als erhofft. Wieder einmal.

Die folgenden sechs Wochen verbrachte Bayer 04 damit, die Reste dieses Gebildes selbst mit der Abrissbirne zu bearbeiten. Sechs Niederlagen in neun Pflichtspielen kassierte Leverkusen, mit dem 1:2 nach Verlängerung im Pokal gegen Viertligist Essen als vorläufigem Tiefpunkt. Die Titel-Ansprüche, wiederholt offensiv formuliert vom ehrgeizigen Geschäftsführer Fernando Carro, wurden vom nimmermüden Regionalligisten in der nassen Essener Luft zerrissen und dann im Matsch des Stadions an der Hafenstraße versenkt. Groß waren die Hoffnungen auf einen Titel in einem Wettbewerb ohne den FC Bayern. Noch größer sind nun die Enttäuschung und die Wut. Von der herausragenden Phase im ersten Saisondrittel sind fast nur noch Trümmer übrig. Wieder einmal. Einzig die halbwegs vernünftige Tabellensituation ist geblieben – aber auch nur, weil viele Konkurrenten ebenfalls schwächeln.

Sommer voller Rückschläge für Bayer 04

Trotz glanzvoller Auftritte von Florian Wirtz, der spektakulären Offensiv-Philosophie von Peter Bosz und Millionen-Investitionen, von denen zwei Drittel der Liga nicht einmal kühn zu träumen wagen würden, versagte Bayer 04, als es drauf ankam. Wieder einmal. Offenbar setzt bei der Aussicht, etwas Großes zu erreichen, bei einer Leverkusener Mannschaft eine mentale Blockade ein – unabhängig von ihrer personellen Besetzung. Schon letzte Saison ging im Schlussspurt die Stärke verloren. Ein 0:2 bei harmlosen Herthanern am 33. Spieltag kostete Leverkusen die Champions League. Wenig später zerplatzte  in Berlin gegen die Bayern der Pokaltraum (2:4). Im August folgte nach naiven Fehlern das Viertelfinal-Aus in der Europa League gegen Inter Mailand (1:2). 

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Ob sich Bayer 04 noch aus dem Trümmerfeld befreien und das rettende Fundament Champions-League-Qualifikation erreichen kann, wird viel von Peter Boszs Qualitäten abhängen, einer verunsicherten Mannschaft ihre tatsächlichen Qualitäten aufzuzeigen. Sonst liegt es in den Händen von CEO Carro, ob sich die angekündigte härtere Gangart durchsetzt und es womöglich strukturelle Konsequenzen gibt. Oder sich alle in der Leverkusener Wohlfühloase von den Strapazen erholen dürfen. Wieder einmal.

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