Nach 0:1 bei AtléticoBayer 04 vor Königsklassen-Aus

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Lev-Madrid

Madrid feiert, die Leverkusener sind enttäuscht.

Madrid – Wie ein gelandetes Ufo steht das gewaltige Wanda Metropolitano im Stadtbezirk San Blas im Osten Madrids. Auch von innen sieht das 2017 eröffnete  Stadion von Atlético mit seinem Membran-Dach und den vielen Lichteffekten futuristisch aus. Was sich allerdings am Dienstagabend im Spaniens Hauptstadt abspielte, geriet dann doch arg irdisch. Mit einem Minimum an Aufwand gelang Atlético ein 1:0 (0:0)-Sieg gegen Bayer 04 Leverkusen. Die Werkself zeigte zwar die beste Königsklassen-Leistung der Saison, hat nach den vorherigen Niederlagen gegen Lokomotive Moskau (1:2) und Juventus Turin (0:3) aber nur noch theoretische Chancen aufs Achtelfinale, das einst ausgegebene Ziel. „Das ist ärgerlich. Schon ein Punkt wäre ein großer Schritt gewesen“, sagte Leverkusens spanischer Geschäftsführer Fernando Carro. „So lange es aber rechnerisch möglich ist, kann man kämpfen ums Weiterkommen. Aber die Wahrscheinlichkeit ist natürlich extrem gesunken. Realistischer ist es, um Platz drei zu kämpfen.“

Zahme Gastgeber

Gegen über weite Strecken fast handzahme Madrilenen wäre für Bayer 04 mit etwas mehr Zielstrebigkeit und Inspiration in der Offensive deutlich mehr möglich gewesen. So bleibt Leverkusen ohne eigenen Champions-League-Treffer. Das eine Tor in der Statistik geht auf Moskaus Verteidiger Benedikt Höwedes zurück. Eine ernüchternde Bilanz in der so hart erkämpften und lange herbeigesehnten Champions League.

Im Vergleich zum teils desaströsen 0:3 in Frankfurt gab es drei Änderungen in der Startelf von Trainer Peter Bosz. Für den am Oberschenkel verletzten Wendell, Innenverteidiger Aleksandar Dragovic und Angreifer Lucas Alario rutschten Lars Bender, Jonathan Tah und Karim Bellarabi in die Mannschaft. Die Werkself war in ihrem 4:2:3:1-System nominell kompakter als in den vergangenen Wochen – und agierte entsprechend. In den ersten 45 Minuten kam Atlético lediglich zu einem Torabschluss, Renan Lodis Schuss nach schöner Einzelleistung war allerdings zu zentral, um für echte Gefahr zu sorgen (22.).

Das Wunderkind fehlt

Den Spaniern war das verletzungsbedingte Fehlen des portugiesischen Wunderkindes João Félix, das im Sommer für 126 Millionen Euro Ablöse von Benfica Lissabon nach Madrid transferiert wurde, deutlich anzumerken. Diego Costa und Angel Correa bekamen kaum Zuspiele im Strafraum, Saúl Niguez und Koke sorgten auf den Flügeln ebenfalls nur für wenig Gefahr. Das Atlético erinnerte kaum an die grätschende, kämpfende, meckernde und die Grenzen des Legalen auslotende Mannschaft der vergangenen Jahre, als Spieler wie Diego Godín, Lucas Hernandez, Juanfran oder Antoine Griezmann noch regelmäßig für zürnende gegnerische Fans und große Erfolge gesorgt hatten. Davon geblieben ist lediglich die Trainer-Urgewalt Diego Simeone, die an der Seitenlinie ähnlich viele Meter machte, wie seiner Spieler auf dem Feld.

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Doch selbst spielen darf der Argentinier nicht, auch wenn er es wohl gern getan hätte. Als Trainer konnte er seiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit zunächst weiter keine Lösungen gegen Leverkusens gut gestaffelte Defensive an die Hand geben. Die Werkself spekulierte ihrerseits auf Fehler von Atlético im Spielaufbau – die es auch gab. Doch Leverkusen konnte selbst aus einigen Überzahlsituationen keine brauchbaren Chancen erzwingen. „Das war zu wenig im letzten Drittel“, sagte Carro. Gefahr gab es in der 63. Minute, als Diego Costa eine scharfe Hereingabe nur um wenige Zentimeter mit dem Kopf verpasste. Erst die Einwechslung von Alvaro Morata in der 70. Minute hatte einen Effekt. Denn nur acht Minuten später tauchte der Stürmer nach einer Flanke von Renan Lodi im Strafraum auf und köpfte zum 1:0 ein (78.) – Jonathan Tah links und Sven Bender rechts hatten jeweils einen Meter Abstand gewahrt.

Eine durchdachte Schlussoffensive Leverkusener blieb aus. „Atlético macht aus sehr wenig sehr viel“, sagte Sport-Geschäftsführer Rudi Völler. Bayer 04 macht aus viel nichts. Deshalb will sich Völler, im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten Carro, bereits voll und ganz auf das Erreichen des dritten Platzes und dem Überwintern in der Europa League konzentrieren.

Statistik

Madrid: Oblak - Trippier, Gimenez (15. Hermoso), Felipe, Lodi - Herrera, Thomas - Saul, Koke (70. Morata) - Correa (62. Lemar), Diego Costa; – Leverkusen: Hradecky - Weiser, Tah, Sven Bender (90.+2 Dragovic), Lars Bender - Baumgartlinger, Demirbay (84. Alario) - Bellarabi, Havertz (76. Paulinho), Amiri - Volland.

Schiedsrichter: Soares Dias (Portugal); – Tor: 1:0 Morata (78.); – Zuschauer: 56 776.

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