Sieg gegen VfB StuttgartLeverkusen zieht mit viel Glück ins Pokal-Viertelfinale

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BAYER Jubel gegen Stuttgart

Spieler von Bayer 04 Leverkusen feiern den Einzug in das Viertelfinale des DFB-Pokals nach dem Sieg gegen den VfB Stuttgart.

Leverkusen – Langsam trottete die Phalanx der Leverkusener Spieler am Mittwoch kurz vor halb zehn auf die Tribüne ihrer treuesten Fans zu. Man sah den einen oder anderen gesenkten Kopf, manche Spieler nuckelten an der Trinkfasche. Selten hat ein Team der Werkself den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals im eigenen Stadion dezenter gefeiert als dieses. Zu viel Glück war nötig gewesen für den 2:1-Sieg über den VfB Stuttgart, um danach euphorisch über den Platz zu stürmen. „Ein Trainer wird nach solch einem Spiel immer sagen: Hauptsache wir sind weitergekommen. Aber wir haben nicht gut gespielt gegen einen starken Zweitligisten. Eigentlich ist so eine Leistung zu wenig. Wenn ich auf unser Spiel schaue, kann ich nicht zufrieden sein“, Leverkusens Coach Peter Bosz.

Der Niederländer hatte seine Mannschaft im nach eigener Einschätzung „wichtigsten Wettbewerb“ seines Klubs gegenüber der 1:2-Niederlage in Hoffenheim moderat verändert. Dragovic, Weiser und Palacios kamen für Tah, Lars Bender und Baumgartlinger in die Mannschaft. Aber das war als Begründung für den Start seiner Mannschaft nicht ausreichend. Auch die Minuskulisse von rund 20 000 Zuschauern taugte alleine nicht als Erklärung. Leverkusen wirkte seltsam gehemmt gegen ein Zweitliga-Team, das früh die Schwächen des Favoriten aufdeckten. Mit ein wenig mehr Präzision hätte Stuttgart früh Schaden anrichten, so aber hielt Bayer 04 mit strukturlosem Spiel immerhin ein 0:0.

VAR-Entscheidung beendet Leverkusens Jubel

In der 43. Minute brach dennoch Jubel aus. Kai Havertz, erstmals Kapitän in einem Pflichtspiel für Bayer 04, hatte den Ball nach Kopfball von Lucas Alario aus kürzester Distanz ins Tor befördert. Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus und ihr Team hatten auf dem Feld auf „Tor“ entschieden. Über die Lautsprecher ertönte bereits die Hymne. Die Profis hatten sich schon in Richtung Mittellinie bewegt, aber das letzte Adrenalin war noch nicht freigesetzt. Man hat inzwischen aus der Veränderung des Spieles durch den Video-Referee gelernt. Und dann kam doch die Bewegung der Schiedsrichterin. Abseits durch VAR-Entscheidung. Proteste gab es keine. Es blieb beim 0:0.

Zur Halbzeit kam Jonathan Tah für Sven Bender, der offenbar leicht angeschlagen war und wie sein Bruder Lars vor dem Spiel gegen Dortmund geschont werden sollte. Bayer 04 bekam jetzt durch mehr Ballbesitz eine gewisse Form von Dominanz und machte wenigstens im Erzielen von Abseitstoren weiter. Alario (56.) und Havertz (63.) brachten den Ball wieder im Stuttgarter Tor unter, aber in beiden Fällen waren der letzten Aktion klare Abseitsstellungen vorausgegangen. Jetzt schien die Bayer-Führung nur eine Frage der Zeit. Aber es bedurfte dann doch eines riesengroßes Stuttgarter Geschenkes, dass sie fiel. Torhüter Fabian Bredlow faustete eine Ecke, nur leicht bedrängt von Aleksandar Dragovic, ins eigene Netz, keine Annullierung möglich (72.). Und als Lucas Alario in der 83. Minute nach einer Faustabwehr von Bredlow – Bellarabi hatte geschossen – das 2:0 erzielte, schien die Sache erledigt.

War sie aber nicht, weil nun zur Leverkusener Trägheit auch noch die Nachlässigkeit kam. Die Mannschaft verabschiedete sich gedanklich bereits aus dem Spiel, Stuttgart erzielte mit dem ersten Angriff nach dem 0:2 den Anschlusstreffer durch Silas Wamangituka, es waren noch fünf Minuten plus Nachspielzeit zu spielen. Und plötzlich taumelte der hohe Favorit angeschlagen dem Schlusspfiff entgegen. In der zweiten Minute der Nachspielzeit war die Abwehr bei einem Konter wieder entblößt, Mateo Klimowicz, der Sohn des ehemaligen argentinischen Nationalspielers Diego Klimowicz, hätte den Ball aus zehn Metern nur ins Tor zu schießen müssen, knallte ihn aber über den Querbalken. Nur deshalb gelang Bayer 04 dieser wichtige Sieg in der regulären Spielzeit.

„Wenn es so spät 2:0 steht, darf es gegen einen Zweitligisten niemals wieder spannend werden“, kritisierte Peter Bosz, „aber am Ende sagt auch dieser Trainer: Hauptsache gewonnen.“

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