Bochum gegen den 1. FC KölnAbstiegs-Duelle und Verletzungsdrama

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Pedro Geromel sieht im Dezember 2008 beim Spiel in Bochum die rote Karte.

Pedro Geromel sieht im Dezember 2008 beim Spiel in Bochum die rote Karte.

Der letzte Erfolg beim VfL Bochum liegt bereits 15 Jahre zurück. Dennoch freuen sich viele FC-Fans auf das Spiel im Ruhrstadion.

Vom Bochumer Hauptbahnhof ist es eine knappe halbe Stunde Fußweg zum Ruhrstadion. Gut zwei Drittel der Strecke führen entlang der Castroper Straße, an der die Arena liegt.

Kurz nach Passieren des Planetariums ist zwischen den Bäumen, die den Straßenrand säumen, der erste Flutlichtmast zu erkennen. An der Kreuzung mit dem Stadionring liegt die Gaststätte „Sorbas“, ein beliebter Treffpunkt für Gästefans.

VfL Bochum: Die graue Maus der Bundesliga

Anders als Begegnungen etwa mit dem FC Schalke 04 bergen die Duelle mit dem VfL für gewöhnlich keine besondere Brisanz. Es gibt keine ausgeprägte Rivalität zwischen den Fan-Lagern.

Lange Jahre galten die Bochumer als die „graue Maus“ in der Bundesliga. Zwar war der Ruhrgebiets-Verein sportlich selten erfolgsverwöhnt, aber seine Heimspielstätte gehört zu den authentischsten im deutschen Profifußball. Hier wird Fußball gearbeitet und es riecht nach Bier und Bratwurst.

Traditionsreiche Spielstätte

Seit 1911 ist die Adresse Castroper Straße 145 Heimat der Blau-Weißen respektive der Vorgänger-Vereine. Ab 1976 nahm das Stadion die heutige Form an. Ursprünglich für knapp 50.000 Zuschauer vorgesehen, fanden nach Modernisierungen bis Ende der 1990er Jahre immerhin noch gut 30.000 Zuschauer Platz.

Seit die Westtribüne, auf der die Anhänger des Gastes untergebracht sind, zum Sitzplatzbereich umgestaltet wurde, stehen heutzutage nur noch 26.000 Plätze zur Verfügung.

Intime Bundesliga-Atmosphäre an der Castroper Straße

Die Enge an der Castroper Straße macht den Reiz aus. Wenn Vereine wie der 1. FC Köln zu Gast sind, die über eine große und reisefreudige Anhängerschaft verfügen, ist der Heimvorteil für die Hausherren nicht zwangsläufig gegeben. Das Ruhrstadion ist für viele Köln-Fans eben eine Pilgerstätte des Fußballs. Plakate wie „Heimspiel in Bochum“ sind nicht nur einmal im Kölner Auswärtsblock zu finden.

Durch die Nähe der Zuschauer zum Spielfeld und die Enge der nebeneinanderliegenden Tribünen schafft das Stadion einen Hexenkessel. Der Bau lässt Spiele schnell zum Heimspiel für die Auswärtsmannschaften werden. Dass die Fans des 1. FC Köln das Spiel beim VfL in ein Heimspiel wandeln können, zeigten sie eindrucksvoll im Jahr 1993, als Köln den Klassenerhalt schaffte. 

Am 22. Mai 1993 waren unter den 41.021 Besuchern der Bundesliga-Partie zwischen VfL und FC vermutlich wenigstens 10.000 Kölner, manche behaupten sogar 15.000. Für beide Vereine ging es um den Klassenerhalt. Das torlose Remis nutzte dem FC mehr als den Hausherren, die letztlich abstiegen.

Erneutes Drama um Henrik Andersen

Vielen FC-Fans wird nicht nur der Punkt im Kampf um den Klassenverbleib in Erinnerung geblieben sein. Den bezahlte der 1. FC Köln mit einer schweren Knie-Verletzung von Henrik Andersen. Erst ein Jahr zuvor hatte sich der Däne bei der Europameisterschaft eine ähnliche Verletzung zugezogen und länger gefehlt.

Blick auf die mit Anhängern des 1. FC Köln besetzte Tribüne im Bochumer Ruhrstadion.

Die Westtribüne des Ruhrstadions und die angrenzenden Bereiche auf Nord- und Südtribüne sind fest in der Hand der FC-Fans.

Vor 15 Jahren letzter Erstliga-Sieg 

Der letzte Erstliga-Sieg in Bochum ist 15 Jahre her. Mit einem 2:1-Erfolg in Bochum vergrößerte man am letzten Hinrunden-Spieltag der Saison 2008/2009 den Abstand zu den Abstiegsrängen. Der Kanadier Kevin McKenna nutzte die erste Chance in der 44. Minute und köpfte zum 1:0 ein. Die puristische Spielweise der Kölner rächte sich jedoch in der zweiten Hälfte: Christoph Dabrowski glich zum 1:1 aus.

Die Schlussphase zeugte von Aufregung: Erst sah Pedro Geromel die gelb-rote Karte, dann traf der Nigerianer Mannasseh Ishiaku nach einem Konter zum 2:1-Endstand für Köln. Milivoje Novakovic erhielt kurz danach ebenfalls die Ampelkarte aufgrund einer vermeintlichen Schwalbe. Die Fans feierten das Team nach Abpfiff auf den Rängen. 

Heimspielstimmung an Karneval?

Die Stimmung im Ruhrstadion wird auch diesen Samstag ausschlaggebend für das Ergebnis sein. Das zeigten schon die vergangenen Duelle. Das Spiel findet am 11. November statt, offizieller Karnevalsbeginn im Rheinland. Ohnehin sind viele Fans des Effzeh immer in Bochum dabei, diesmal auch in bester Karnevalslaune. Die Feierlichkeiten werden wohl unabhängig vom Ergebnis weitergehen. 

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