Scheidung, UnterhaltDas sind die Gründe für Boris Beckers angebliche Pleite

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Boris Becker als Trainer von Novak Djokovic in Wimbledon.

Köln – Allein an Preisgeldern hat Boris Becker in seiner erfolgreichen Karriere als Tennis-Profi 25 Millionen Dollar verdient. Das ist auch nach Abzug von Kosten für Personal (Trainer, Manager), Reisen und Sonstiges (private Interessen) eine große Menge Geld, die eigentlich für ein Leben nach der sportlichen Laufbahn reichen sollte. Aber das ist ganz offenbar nicht so. Seit Mittwoch weiß die Welt von der Londoner Richterin Christine Derrett, dass Becker offiziell „bankrott“ ist. So weit der Kern des Urteils des Konkursgerichts.

Ein Blick auf die Finanzen

Seitdem schwebt eine Frage über der Personalie Boris Becker: Bankrott in seinem Fall – wie geht das? Laut „Bild“-Zeitung gibt es eine Menge problematischer finanzieller Angelegenheiten in Beckers Vita. Im Einzelnen:

  • Sein Leben nach dem Rücktritt 1999: Das lebte Becker weiter so wie zuvor, als er noch viel Geld eingenommen hatte. Das Problem: es kam erstmal nichts mehr an Einnahmen dazu. Sein gemietetes Haus in Wimbledon soll monatlich 35.000 Euro verschlungen haben.
  • Seine Scheidung von seiner ersten Frau Barbara: Rund 15 Millionen Euro (2011)
  • Unterhaltszahlungen: Die Kinder aus der Ehe mit Barbara – Noah (23) und Elias (17) – sowie die nicht eheliche Tochter Anna (17) kosteten Becker Millionen.
  • Geschäftliche Verirrungen: ein von ihm initiiertes Internet-Portal lief nicht wie erwartet. Drei Mercedes-Autohäuser besaß Becker – in Stralsund, Greifswald und Ribnitz-Damgarten; alle hat er verkauft.

Becker war Trainer des Weltklasse-Spielers Novak Djokovic, doch das Engagement ist inzwischen beendet. Die 800.000 Euro Einnahmen pro Jahr fehlen nun. Zurzeit arbeitet Becker als TV-Experte bei Eurosport und als Werbeträger für das Internet-Portal eines Poker-Unternehmens.

Über Twitter ließ Becker wissen, dass er „überrascht und enttäuscht“ sei. Angestrengt hatte das Verfahren das Privatbankhaus Arbuthnot Latham & Co. Becker habe Millionenschulden seit 2015 nicht bezahlt. Die Höhe der Verbindlichkeiten ist nicht bekannt.

„Ich bin überrascht und enttäuscht, dass Arbuthnot Latham und Co. entschieden haben, dieses Verfahren gegen mich zu führen“, teilte Becker am Mittwoch via Twitter mit: „Ich wäre in einem Monat verpflichtet gewesen, den gesamten Betrag zurückzuzahlen. Es ist enttäuschend, dass mein Antrag auf Aufschub abgelehnt wurde.“ Seine Einnahmen seien öffentlich bekannt, und es sei klar, „dass ich die Mittel habe, diese Schulden zurückzuzahlen“, schrieb Becker weiter.

Richterin Christine Derrett hatte nach einer kurzen Anhörung mit Beckers Anwälten erklärt, es gebe keine glaubhaften Beweise dafür, dass Becker „substanzielle Schulden“ demnächst bezahlen werde. Den Antrag der Anwälte auf einen 28-tägigen Aufschub lehnte Derrett ab. Britische Medien berichteten überstimmend aus dem Gerichtssaal.

Die Antwort von Beckers Anwälten

Beckers Anwälte argumentierten laut englischen Medien, Becker werde durch den anstehenden Verkauf einer Immobilie auf Mallorca in rund einem Monat in der Lage sein, eventuelle Außenstände zu begleichen. Dennoch lehnte Derrett einen Aufschub ab.

Über seinen deutschen Anwalt Christian Schertz hatte Becker zudem am Mittwochabend mitteilen lassen: „Mein Mandant war überrascht und enttäuscht, dass sich die gegnerische Bank in einem konkreten Zivilverfahren in Großbritannien entschieden hatte, Klage gegen ihn einzureichen. Das Verfahren betrifft ein Darlehen, das Herr Becker binnen eines Monats in voller Höhe zurückgezahlt hätte. Es ist enttäuschend, dass sein Antrag darauf, insofern den heutigen Gerichtstermin bis dahin zu verschieben, zurückgewiesen wurde mit der in den Medien verbreiteten Feststellung des Gerichts. Medienmeldungen, wonach unser Mandant pleite sei, entsprechen damit nicht der Wahrheit.“ (ksta, sid)

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