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Bundesliga-Kommentar:Mitleid und Trauer sind die Dortmunder Trophäen

Lesezeit 2 Minuten
Die Dortmunder Mannschaft trauert mit ihren Fans.

Die Dortmunder Mannschaft trauert mit ihren Fans.

Dass der FC Bayern zum elften Mal in Folge Meister wurde, war nicht Schuld des FC Bayern, der gar nicht wusste, wie er das feiern sollte.  

Das Drehbuch des letzten Bundesliga-Spieltages wäre als Fiktion von jedem Lektor wegen unglaubhaften Wahnsinns abgelehnt worden. Für alle drei Profi-Ligen des deutschen Fußballs übrigens. Aber der Last-Minute-Kitsch der Osnabrücker und Heidenheimer wurde dann doch in den Schatten gestellt durch die Art, wie der FC Bayern München eine Meisterschaft gewonnen hat, die er sich selbst nicht mehr hatte vorstellen können. Weil der Rivale Borussia Dortmund seine Dauer-Inszenierung des guten Volksvereins, der die Massen durch Versagen im entscheidenden Moment zu Tränen rührt, in eine neue Dimension führte.

Das hätte alles so nicht passieren dürfen. Die Borussia hätte einfach Mainz schlagen und mit einer Viertelmillion Menschen den verdienten Titel in ihrer Stadt feiern sollen. Dann hätte die Nachricht der Münchner von der Entmachtung des Duos Oliver Kahn/Hasan Salihamidzic ins Drehbuch der Gescheiterten gepasst. Kein Bayern-Spieler hätte in Köln fassungslos mit dem Kopf schütteln müssen. Der Gigant des deutschen Fußballs hätte sich seiner Krise stellen können, wie es sich gehört: Mit leeren Händen. Und in Dortmund hätte man sich der Illusion von einer neuen Ära hingeben können.

Wie wir wissen, kam alles ganz anders. Der Gigant hielt inmitten seiner Krise plötzlich die Schale in Händen, musste feiern und wusste gar nicht, wie er das anstellen sollte. Und der BVB musste mit seinem Anhang wieder nehmen, was übrig war und das Mitleid und die Trauer wie Trophäen in die Höhe halten. Die Liga hatte für wenige Momente ihre Sehnsucht nach Spannung in der Meisterfrage genießen dürfen. Wenn die Erfahrung von Jahrzehnten nicht trügt, wird es damit aber jetzt wieder vorbei sein.

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Die alten Männer in München reden wieder vor aller Augen mit

Uli Hoeneß hat in München seinen persönlichen Irrglauben, der Choleriker Oliver Kahn könne die Rolle des Klubchefs anständig ausfüllen, mit der Berufung des makellosen Jan-Christian Dreesen selbst korrigiert. Irgendwann werden sie auch einen besseren Nachfolger für Hasan Salihamidzic finden. Da die alten Männer ohnehin bei allem mitreden an der Säbener Straße, können sie es auch vor aller Augen tun.

Schlimmer als in der abgelaufenen Saison können die Dinge nicht werden. Dass die Bayern dennoch Meister wurden, mag eine erschütternde Botschaft der Eintönigkeit sein. Es war aber diesmal nicht ihre Schuld.

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