Fortunas Günther-Schmidt„Wir spielen einen modernen Fußball – ähnlich wie Liverpool“

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Stürmer Julian Günther-Schmidt

  • Durch die Verpflichtung von Julian Günter-Schmidt hat der SC Fortuna Köln seine Kaderplanung abgeschlossen.
  • Der Stürmer spielte zuletzt beim Drittliga-Absteiger Carl Zeiss Jena, wo er in der Rückrunde jedoch suspendiert wurde.
  • Im Interview spricht der Neuzugang über seine Ziele, den Teamgeist bei Fortuna und die Zeit nach dem Fußball.

Köln – Herr Günther-Schmidt, wie gefällt Ihnen das neue Trikot Ihres neuen Vereins Fortuna Köln?

Ich finde es ganz cool, es ist eine Linie zu erkennen in Fortunas Heimtrikots der letzten Jahre. Es ist schön schlicht. Es erinnert an Arsenal-Trikots von früher.

Wie ist der Kontakt zur Fortuna entstanden?

Ich hatte sehr positive Gespräche mit Stefan Puczynski (Leiter Fußball der Fortuna, d. Red.) und Alexander Ende. Der Verein hat sich sehr bemüht, das weiß ich zu schätzen. Der Trainer hat mir einen Plan vorgelegt, wie er Fußball spielen will. Die Art und Weise hat mir gefallen. Und auch, wie er von der Mannschaft gesprochen hat. Er hat vom Team geschwärmt, von den charakterlichen Stärken.

Können Sie nach Ihren ersten Wochen in Köln sagen: „Was in den Gesprächen versprochen wurde, wurde gehalten.“?

Ja, absolut. Die Mannschaft hat es mir enorm leicht gemacht, ein Teil des Teams zu werden. In den Testspielen hat man auch schon den fußballerischen Aspekt gesehen: Der Trainer legt viel Wert auf hohes Pressing, dass man den Ball in der Nähe des gegnerischen Strafraum erobert. Für Offensivspieler wie mich ist das natürlich ziemlich attraktiv. Der Trainer will auch ein schnelles Umschaltspiel. Insgesamt also einen modernen Fußball, so ähnlich wie zum Beispiel beim FC Liverpool.

Zur Person

Julian Günther-Schmidt (25), geboren in Pforzheim, spielte in der Jugend unter anderem für Waldhof Mannheim und den Karlsruher SC.  Mit Ingolstadt wurde er 2015 Zweitliga-Meister, für den FC Augsburg absolvierte der Stürmer 2016/17 vier Bundesliga-Einsätze. Zuletzt stand Günther-Schmidt bei Carl Zeiss Jena unter Vertrag. Fortuna konnte ihn nur dank der Spende eines Sponsors verpflichten. (ckr)

Gab es vor Ihrem Wechsel schon Kontakte nach Köln?

Ich habe mit Jena mal hier gespielt, kenne also das Südstadion. Sonst aber eher nicht – außer als Tourist. Aber natürlich braucht man da nicht groß drüber zu reden: Es gibt wenige Städte in Deutschland mit einer so hohen Lebensqualität wie Köln. Ausschlaggebend für den Wechsel waren aber die sportlichen Aspekte. Wären die leitenden Personen und die Mannschaft irgendwo auf dem Land, hätten die Argumente trotzdem überzeugt. Köln als Stadt ist noch ein Bonus oben drauf.

In Jena wurden Sie in der Rückrunde der Dritten Liga suspendiert, weil der Verein nicht über das Saisonende hinaus mit Ihnen plante.

Es hatte alles einen etwas faden Beigeschmack. Aber es ist abgehakt, ich habe ein neues Kapitel begonnen und möchte jetzt nicht groß nachtreten.

Ihr Plan war es aber, in der Dritten Liga zu bleiben.

Ja, das stimmt. Es gab Kontakte zu anderen Vereinen. Aber aus verschiedenen Gründen hat sich nichts ergeben. Dann gab es die Gespräche mit der Fortuna. Und wenn man merkt, dass es menschlich passt – was für mich sehr wichtig ist – dann trifft man eine Entscheidung. Natürlich hätte ich noch bis in den Oktober rein pokern können, aber dafür bin ich nicht der Typ.

Ihr Vertrag in Jena lief nach dem Abstieg aus, dazu kam die Corona-Krise. Welche Gedanken haben Sie sich um ihre Zukunft gemacht?

Natürlich war es ein unglücklicher Zeitpunkt. Aber ich bin keiner der denkt, dass ich – drastisch ausgedrückt – gleich verhungern muss, wenn es mit dem Fußball nicht klappt. Ich habe Abitur, mache ein Fernstudium. Ich weiß, dass Fußball zeitlich begrenzt ist, vielleicht bis 35. Danach gibt es noch ein Leben.

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Was trauen Sie Ihrer neuen Mannschaft für die kommende Saison zu?

Wir haben die Qualität, um ein erfolgreiches Jahr zu spielen. Wie erfolgreich es wird, hängt an vielen Faktoren. Unter anderem, wie wohl man sich in einer Mannschaft fühlt. Und da habe ich bei uns ein gutes Gefühl.

Ab wann würden Sie die Saison als erfolgreich bewerten?

Wenn man Erster wird, hat man eine erfolgreiche Saison gespielt. Wenn man Zweiter wird, wahrscheinlich auch. Aber auch, wenn sich die zehn wichtigsten Spieler verletzten, und man mit einer Not-Mannschaft nicht absteigt, ist es ein Erfolg. Es hängt immer von den Umständen ab.

Die Fortuna hat bislang jeden Test der Vorbereitung gewonnen. Sagt das schon etwas über die Form der Mannschaft aus?

Das ist schwer zu beurteilen. Man weiß nie, in welchem Zustand die Gegner sind, wann ihre ersten Pflichtspiele sind und ob sie eine harte Einheit in den Knochen hatten. Dazu waren die meisten Gegner Oberligisten. Aber natürlich gibt es Zeichen, der Trainer will sehen, wie die Mannschaft seinen Plan umsetzt. Die Zeichen konnte man sehen. Aber die Ergebnisse darf man nicht überbewerten. Am ersten Spieltag in Bergisch Gladbach wird es eine ganz andere Herausforderung.

Fortunas Kader wurde verkleinert, die Zahl der Pflichtspiele ist größer geworden. Macht Ihnen das Sorgen?

Nein. Wie man es im Umfeld hört, ist die Qualität des Kaders deutlich verbessert worden. Dann ist die Frage, was der Verein will: Einen aufgeblähten Kader? Das heißt auch immer, dass die Spieler Nummer 25, 26 oder 27 kaum Chancen auf einen Einsatz haben, vielleicht unzufrieden sind. Darunter leidet die Trainings-Qualität. Bei nur 20 Feldspielern ist der Weg in die Mannschaft deutlich kürzer. Das fördert den Konkurrenzkampf.

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