Gegen EssenWolfsburg gewinnt packendes Frauen-Pokalfinale in Köln

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Jubel beim VfL Wolfsburg

Köln – Um kurz vor halb acht am Samstagabend weinten die meisten Spielerinnen der SGS Essen. Die Gegnerinnen aus Wolfsburg rannten dagegen jubelnd über den Rasen des leeren Rhein-Energie-Stadions. Denn sie gewannen zum sechsten Mal in Serie den DFB-Pokal im Frauen-Fußball – und machten gleichzeitig das Double aus Cupsieg und Meisterschaft perfekt. Nie zuvor musste das deutsche Spitzenteam sich jedoch im Kölner Endspiel derart anstrengen, um den Titel zu holen.

Nachdem Essen, Tabellenfünfter der Bundesliga-Saison, in der Nachspielzeit einer aufregenden Begegnung das 3:3 erzielt hatte, siegte Wolfsburg erst im Elfmeterschießen mit 4:2. Den entscheidenden Schuss verwandelte Wolfsburgs dänische Bundesliga-Torschützen-Queen Pernille Harder. „Wir haben sehr viel Herz gezeigt. Ich glaube nicht, dass heute unbedingt die bessere Mannschaft gewonnen hat“, sagte die Essenerin Marina. „Essen hat das richtig gut gemacht, ich freue mich über das tolle Spiel“, meinte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die zu den wenigen geladenen Zuschauern im Stadion gehörte, dessen Ränge wegen der Coronavirus-Krise leer waren. Und das war schade, denn es war die spannendste Finalpartie seit der Kölner Premiere im Jahr 2010.

Wolfsburg dominant, aber zunächst ohne Raum

Man konnte im leeren Stadion so gut wie jedes Wort verstehen. „Los geht‘s, Essen“, schrillte es sofort nach dem Anpfiff mehrstimmig von der Bank der SGS. Die Spielerinnen auf dem Feld befolgten diese Aufforderung umgehend, ihr Führungstreffer fiel bereits nach zwölf Sekunden, und zwar so: Ein hoher Ball über die Wolfsburger Abwehr erreichte Lea Schüller, die nicht im Abseits stand. Sie hob den Ball geschickt über Essens Torhüterin Stina Johannes – und köpfte ihn über die Linie. Ein cooles Tor und das schnellste, das es im Finale dieses Wettbewerbs je gab.

Die Favoritinnen aus der Autostadt brauchten nicht lange, um sich wieder zu sammeln. In der elften Minute gelang Pernille Harder der Ausgleich – per Rechtsschuss nach Vorarbeit von Anna Blässe. Für Essen war es die zweite Finalteilnahme nach 2014, damals verlor die SGS 0:3 gegen Frankfurt. Dass es diesmal knapper werden sollte, lag am kompakten Spiel, dem Kampfgeist und der hohen Laufbereitschaft der Mannschaft von Trainer Markus Högner, die am Anfang zudem effektiv vor dem Wolfsburger Tor war: In der 18. Minute gelang Marina Hegering per Kopf das 2:1 für Essen. Mit diesem Spielstand gingen die Teams in die Pause. Die Wolfsburgerinnen waren zwar dominant, sie fanden im Angriff aber wenig Raum, um sich zu entfalten.

Freistoß in der Nachspielzeit führt zur Verlängerung

So ging es auch nach dem Seitenwechsel weiter, und fast hätte Jana Feldkamp in der 58. Minute, angespielt mit einem Steilpass, das 3:1 für Essen geschossen. Ihr Schuss prallte jedoch an den Pfosten. Kurz darauf hatte Feldkamp noch eine Chance, diesmal mit einem Weitschuss, der Ball flog am Tor vorbei. Die Wolfsburgerinnen ackerten sich auf der anderen Seite beharrlich durch die Defensive der SGS. Und sie hatten in der 70. Minute Erfolg, als der Ball nach einer Ecke bei Anna Blässe landete, die ihn aus etwa 25 Metern zum 2:2 ins linke untere Eck zimmerte. 16 Minuten später schoss Dominique Bloodworth, wieder nach einer Ecke, das 3:2 für Wolfsburg.

Aufgeben war trotz des Rückschlags keine Option für die Essenerinnen; und ihr Mut wurde belohnt, als Irini Ioannidou in der ersten Minute der Nachspielzeit mit einem Freistoß in die Torwartecke das 3:3 erzielte. Es gab Verlängerung, die kampfbetont verlief und trotz einer Schlussoffensive des VfL torlos blieb. So ging das Finale zum zweiten Mal, seit es in Köln stattfindet, ins Elfmeterschießen, in dem auf Seiten der Essenerinnen Irini Ioannidou und Nina Brüggemann an Wolfsburgs Keeperin Friederike Abt scheiterten, während Lea Schüller und Lena Oberdorf trafen. Beim VfL vergab nur Alexandra Popp, die danebenschoss. Erfolgreich waren Dominique Bloodworth, Claudia Neto, Lena Goeßling. Und schließlich Pernille Harder.

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