Gescheiterte TalenteWenn aus der steilen Karriere der rasante Abstieg wird
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Sinan Kurt (m.) galt als großes Talent.
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Köln – Im modernen Fußball passiert es schnell, dass junge Talente einen gewissen Hype auslösen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist Kylian Mbappé von Paris St. Germain: 19 Jahre, Weltmeister und summa summarum für 180 Millionen Euro von der AS Monaco zu Paris St. Germain gewechselt. Druck scheint der Stürmer dennoch nicht zu kennen.
Doch wie schnell sogenannte Jahrhunderttalente, die Weltmeister sind, fallen können, zeigt das Beispiel Mario Götze. Im Fußball werden oft Spieler den Vorschusslorbeeren nicht gerecht – Götze schon, er fiel aber nach dem Siegtor im WM-Finale 2014 in ein Leistungstief. Ob fehlende Disziplin oder Verletzungspech, der vermeintlich falsche Trainer – viele Faktoren können dazu führen, dass einige vielversprechende Talente im Mittelmaß oder noch schlimmer enden.
Savio Nsereko
Savio Nsereko galt vor wenigen Jahren als eines der größten Versprechen des deutschen Fußballs. 2008 wurde er mit heutigen Stars wie Lars und Sven Bender oder Ömer Toprak U19-Europameister unter Trainer Horst Hrubesch. Bei dem Turnier wurde Nsereko als bester Spieler ausgezeichnet. Mit 16 Jahren war der in Uganda geborene Nsereko zunächst aus der Jugend von 1860 München nach Italien zu Brescia Calcio gewechselt, von dort ging es im Januar 2009 für elf Millionen Euro Ablöse zu West Ham United nach England.
Auf der Insel aber konnte er sich nicht durchsetzen und wechselte acht Monate später zurück nach Italien zum AC Florenz. Es folgte eine Tingeltour durch halb Europa mit Stationen in Bulgarien, Rumänien, Kasachstan und Litauen, einer kurzen Rückkehr zu 1860 München, weiteren Wechseln zu Unterhaching und Viktoria Köln. Nach dem Absturz wollte der heute 28-Jährige in der vierten Liga beim FC Pipinsried einen Neuanfang wagen. Der scheiterte schon vor dem ersten Spiel, der Verein hatte den Vertrag mit Nsereko aufgelöst. Aktuell ist er wieder vereinslos.
Sinan Kurt
Sinan Kurt wechselte 2014 für drei Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach zum FC Bayern München. Kurt, von den Bayern mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet, ließ schon mal seinen Friseur aus Düsseldorf zum Stylen einfliegen, machte gegenüber Freunden auf dicke Hose, indem er im Urlaub kurz mal für 1900 Euro in Frankreich einen Hubschrauber charterte, galt als Jahrhunderttalent.
Dieser Sinan Kurt versuchte bei Hertha BSC Berlin einen Neuanfang und durfte zwischenzeitlich nicht mal mehr bei Herthas Amateuren mittrainieren, weil nichts mehr da ist: keine Form, keine Einstellung, keine Fitness. In der Vorbereitung zur aktuellen Saison wurde der 21-Jährige wieder degradiert.
Alexander Merkel
Alexander Merkel wuchs in Kasachstan auf. Mit elf Jahren wechselte er zum VfB Stuttgart, fünf Jahre später zum AC Mailand. Merkel galt als großes Talent. Mit 18 debütierte er in der Champions League, ein halbes Jahr später wurde er 2011 mit Zlatan Ibrahimovic, Andrea Pirlo und Robinho italienischer Meister. Dann wurde der Mittelfeldspieler zum Wandervogel.
Von Milan ging es zum FC Genua und wieder zurück. Er kam nach Udinese und wurde über Nacht zum FC Watford auf die Insel transferiert, der denselben Besitzer wie Udinese hat, wohin Merkel bald wieder wechselte. Zwischendurch landete er bei den Grashopper Zürich und in Pisa – nirgends wurde mit Merkel längerfristig geplant. Vor der Saison 2016/17 schnappte sich der VfL Bochum das einstige Wunderkind, doch nach nur einem Halbjahr unterschrieb Merkel bei Admira Wacker. Aktuell ist er vereinslos.
Alexander Merkel im Trikot des AC Mailand
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Burak Kaplan
Burak Kaplan war noch vor acht Jahren eines der hoffnungsvollsten Talente im deutschen Fußball. Bei Bayer 04 Leverkusen machte der Mittelfeldspieler seine ersten Tore in der Bundesliga und kam viermal in der Europa League zum Einsatz. Leverkusens damaliger Trainer Jupp Heynckes hielt große Stücke auf ihn, auch eine internationale Karriere für die türkische Nationalmannschaft schien programmiert – doch es kam anders.
Nach einer kurzen Ausleihe zu Zweitligist Greuther Fürth wechselte der gebürtige Kölner zu Besiktas Istanbul, wo er sich nicht durchsetzte. Nach einer schweren Knieverletzung ging es stetig bergab. Der geplante Neustart in der Regionalliga bei Uerdingen scheiterte, genau wie das Gastspiel in Wattenscheid. Mittlerweile ist der 27-Jährige in der Kreisliga B angekommen und kämpfte zuletzt mit dem SC Köln-Brück 07 um den Klassenerhalt.
Martin Odegaard
Martin Odegaard ist das personifizierte Jahrhunderttalent. Der FC Bayern München, Real Madrid, Manchester United, der FC Barcelona – es gab keinen Topverein, der den jungen Norweger nicht verpflichten wollte. Den Prestigekampf um das Wunderkind gewannen damals die Königlichen aus Madrid und nahmen den 16-Jährigen unter Vertrag.
Im Dezember 2016 wurde Odegaard volljährig und statt den Großmächten buhlten längst nur noch Mittelklasse-Vereine um den Offensivspieler. Von Stade Rennes ging es zum SC Heerenveen. Aber auch dort schaffte er nicht den Durchbruch. Inzwischen ist der Rechtsaußen wieder zu Real Madrid zurückgekehrt – vermutlich aber nur, um wieder verliehen zu werden.
Freddy Adu
Freddy Adu galt als nichts geringeres als der neue Pelé. Der Hoffnungsträger des US-Amerikanischen Fußballs hat mittlerweile bei 13 Vereinen gespielt – seinen Vorschusslorbeeren wurde er nie gerecht. Mit 14 unterschrieb der heute 29-Jährige seinen ersten Profivertrag und gab im selben Alter sein Debüt bei Washington D.C. in der MLS.
Zwei Jahre später wurde er Nationalspieler und wechselte zu Benfica Lissabon. Nach Gastspielen in Monaco, Belenenses, Saloniki, Rizespor und Probetrainings in Sion und Ingolstadt ging es zurück in die USA. Jetzt kickt er bei den Las Vegas Lights – in der zweiten Liga.
Bojan Krkic
Bojan Krikic begann seine Karriere 2007 beim FC Barcelona und galt als kommender Weltstar. Viel übrig von diesem Ruf ist nicht mehr. Zuletzt war er von Stoke City zum spanischen Erstligisten Deportivo Alaves ausgeliehen. In der Saison 2016/17 war der Mittelfeldspieler an den FSV Mainz ausgeliehen, erfüllte aber auch dort nicht die hohen Erwartungen. Mittlerweile ist der Marktwert des 27-Jährigen auf 1,5 Millionen Euro gesunken.