KommentarDie Fußball-Bundesliga will sich retten – doch darf sie es auch?

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Das Geisterspiel zwischen Gladbach und Köln am 11. März

  • Nur mit Geisterspielen kann die Bundesliga, wie sie bislang existierte, weiterbestehen.
  • Geisterspiele wären keine kurzfristige Lösung – sie würden den Fußball über viele Monate begleiten.
  • Die Politik muss entscheiden, ob die Argumente gegen diesen Sonderweg ausreichen. Doch Vorschläge der Behörden, wie eine Maskenpflicht für Spieler, sind nicht zielführend.

Köln – Die Fußball-Bundesliga kämpft in der Corona-Krise ums Überleben. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal – doch aufgrund der gewaltigen Personalkosten  bleibt einigen Klubs nicht mehr viel Zeit. Geisterspiele sind das Mittel der Wahl zur Rettung. Sollten sie stattfinden dürfen – aktuell ist allerdings sogar noch der Zeitpunkt der Entscheidung offen – wären sie ein Sonderweg, von Politik und Gesellschaft einzig geschaffen für den lobbystarken Fußball. Wenn ihm dieser Weg aufgezeigt wird, muss der Fußball ihn beschreiten, wie es jedes Unternehmen, das seine Produktion wieder aufnehmen möchte, ebenfalls tun würde.

Geisterspiele wären keine kurzfristige Lösung. Realistisch betrachtet, wird es volle Stadien erst dann wieder geben können, wenn die Zahl der Erkrankten so niedrig ist, dass Infektionsketten über längere Zeit wieder bis ins kleinste Detail nachverfolgt und erfolgreich bekämpft werden können oder ein Impfstoff verfügbar ist. Bis zu diesem Zeitpunkt keine Geisterspiele absolvieren zu dürfen, würde wohl das vorläufige Aus des Bundesliga-Fußballs bedeuten, wie er bis vor wenigen Wochen existierte.

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Einige Gegenargumente entkräftet, andere Kritikpunkte hervorgebracht

Nun ist es Aufgabe der Politik zu entscheiden, ob die vielen durchaus angebrachten Einwände so schwer wiegen, dass Fußball unter Ausschluss von Fans nicht stattfinden darf. Die Präsentation der DFL-Pläne vom Donnerstag hat einige Gegenargumente entkräftet, dafür andere hervorgebracht. Dass die zur Fortführung der Saison notwendigen knapp 20.000 Corona-Tests nicht zur Überforderung der Labor-Kapazitäten führen würde, konnte glaubhaft vermittelt werden. Doch sieht der Plan vor, dass die Teamkameraden, also direkte Kontaktpersonen eines möglicherweise positiv auf Covid-19 getesteten Fußballers, nicht in Quarantäne müssten. Eine Behandlung, die aktuell medizinischem Personal vorbehalten ist. Fußballer wären damit quasi systemrelevant.

Realitätsfremder Vorschlag von Behördenseite

Es sind also einige Hürden zu nehmen auf dem Sonderweg zu einer möglichen Fortsetzung des Betriebs. Woher Fredi Bobics Wunschtraum von drei Wochen Vorlaufzeit und Mannschaftstraining vor dem Neustart entstammt, ist ein Rätsel. Gleiches gilt für realitätsfremde Vorschläge von Behördenseite, von denen der „Spiegel“ berichtet. Demnach sollten Spieler mit einem „sportgerechten Mund-Nase-Schutz“ auflaufen, der alle 15 Minuten gewechselt werden müsste und auch „bei Sprints, Kopfbällen und Zweikämpfen nicht verrutscht“. Im Falle des Verrutschens müsste der Schiedsrichter das Spiel unterbrechen. Die Maske anfassen wäre verboten, gemeinsamer Torjubel ebenfalls.

Etwas mehr Sinn für Praktikables ist notwendig, auf beiden Seiten. Sonst könnte der Sonderweg versperrt bleiben.

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