Unsportliches VerhaltenDas sind die gemeinsten Schurken im Sport

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Erzfeinde unter sich: Frank Rijkaard (r.) spukte Rudi Völler im WM-Achtelfinale in die Haare.

Erzfeinde unter sich: Frank Rijkaard (r.) spukte Rudi Völler im WM-Achtelfinale in die Haare.

Köln – Neben der ersten Niederlage des FC Bayern München war das unsportliche Verhalten von Marwin Hitz das Thema am Wochenende. Der Augsburger Torwart ramponierte den Elfmeterpunkt derart, dass Anthony Modeste bei der anschließenden Ausführung wegrutschte und an Hitz scheiterte. Eine spielentscheidende Szene, die die Heimniederlage des 1. FC Köln einleitete.

Wer jetzt denkt, dass die Unsportlichkeit kaum zu überbieten ist, der irrt. Wir haben die größten Gemeinheiten aus der Sportwelt der vergangenen Jahrzehnte gesammelt.

Rijkaard spuckt Völler in die Locken

Am 24. Juni 1990 brannten bei Frank Rijkaard die Sicherungen durch. Die ewigen Rivalen Deutschland und Niederlande standen sich im WM-Achtelfinale gegenüber. Die Atmosphäre im Mailänder Guiseppe-Meazza-Stadion war aufgeheizt. Und bereits in der 22. Spielminute erreichte die Partie einen unrühmlichen Höhepunkt.

Nach einem Foul von Rijkaard an Rudi Völler überschlugen sich die Ereignisse. Schiedsrichter Juan Carlos Loustau verlor die Übersicht und stellte die beiden Streithähne mit Rot vom Feld. Auf dem Weg in die Kabine fühlte sich der Holländer anscheinend unbeobachtet und spuckte dem deutschen Torjäger in seine lockigen Haare.

Gewonnen haben am Ende die Deutschen, zwei Wochen später auch den WM-Titel. Ein kleiner Trost für Völler.

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Möller macht die Schalbe

Die Flugeinlage von Andreas Möller gegen den Karlsruher SC aus dem Jahr 1995 gilt als die Schwalbe des Jahrhunderts. Beim Spielstand von 1:1 stieß der Weltmeister von 1990 von der rechten Seite in den Strafraum vor und hob aus heiterem Himmel ab. Der nächste Gegenspieler war gefühlte fünf Meter entfernt, trotzdem entschied Günther Habermann tatsächlich auf Strafstoß.

Michael Zorc verwandelte den Strafstoß zum 2:1-Sieg, Borussia Dortmund wurde acht Spieltage später Deutscher Meister und die Eurofighter aus Karlsruhe verpassten am Ende die Teilnahme am UEFA-Cup.

Zumindest für Möller hatte seine grobe Unsportlichkeit Konsequenzen: Der DFB sperrte Müller nachträglich für zwei Spiele und verdonnerte ihn zu einer Geldstrafe von 10.000 Mark. Und der damalige Bundestrainer Berti Vogts verbannte ihn aus der Nationalelf – von seinem Imageschaden ganz zu schweigen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Michael Schumacher kennt keine Freunde

Schumacher rammt Villeneuve von der Piste

Nur ein Punkt trennte Michael Schumacher und Jaques Villeneuve im Kampf um die Weltmeisterschaft 1997 vor dem letzten Rennen. Der Kerpener musste also beim Saisonabschluss in Jerez auf jeden Fall vor dem Kanadier ins Ziel kommen. Als Villeneuve in der 48. Runde zum Überholmanöver ansetzte, machte Schumacher keinen Platz und provozierte die Kollision.

Der heimtückische Plan des späteren Rekordweltmeisters ging aber nicht auf. Mit seinem Ferrari blieb er im Kiesbett liegen, während Villeneuve das Rennen auf Platz drei beendete und damit Weltmeister wurde.

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Die Hand Gottes

Welches Tor hat schon einen Eintrag bei Wikipedia? Dem Hand-Tor von Diego Maradona bei der WM 1986 Mexiko ist diese virtuelle Ehre zuteil geworden. Damals stieg der Argentinier im Viertelfinale gegen England zum Kopfball hoch und lupfte den Ball mit der Hand über Englands Torhüter Peter Shilton. Anschließend gab er zu Protokoll, es sei die „Hand Gottes“ gewesen, die den Treffer erzielte. Kleine Randnotiz: Nur vier Minuten nach der göttlichen Einlage gelang Maradona nach einem spektakulären Solo das 2:0, der Treffer wurde 2002 von der Fifa zum WM-Tor des Jahrhunderts gewählt.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Zidanes Ausraster im WM-Finale 2006

Zidane unwürdiges Karriereende

Die einzigartige Karriere von Zinedine Zidane fand ein unwürdiges Ende. Das WM-Finale 2006 zwischen Frankreich und Italien sollte sein letztes Profispiel werden, doch der geniale Spielmacher erlebte das Ende des denkwürdigen Endspiels alleine in der Kabine. Was war passiert? Gegenspieler Marco Materazzi provozierte Zidane bis aufs Äußerste, der daraufhin die Nerven verlor. Mit einem wuchtigen Kopfstoß in die Brust streckte Zidane den Italiener nieder. Natürlich sah er für diese Aktion die Rote Karte und verschwand in den Katakomben des Berliner Olympiastadions.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Briatore zwingt Piquet zum Crash

Briatore ordnet Crash an

Den größten Skandal in der Geschichte der Formel 1 hat Flavio Briatore inszeniert. Beim Großen Preis von Singapur 2008 zwang der Italiener seinen Piloten einen Unfall zu bauen, um Fernando Alonso den Sieg zu ermöglichen. Der Sohn des gleichnamigen dreimaligen Formel-1-Weltmeisters fuhr seinen Boliden genau in dem Moment in die Mauer, als der Spanier frisch aufgetankt aus der Boxengasse kam. Am Ende triumphierte Alonso.

Doch der Sieg kam allen Beteiligten teuer zu stehen. Nachdem der Brasilianer sein Schweigen brach und bestätigte, dass die Teamleitung den Unfall befohlen hatte, rollten die Köpfe. Das Täuschungsmanöver bedeutet das Ende der Karriere von Briatore in der Königsklasse. Der Weltverband FIA verhängte gegen den früheren Teamchef von Renault eine lebenslange Sperre. Zudem darf Briatore keine Formel-1-Piloten mehr managen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Cantona streckt Fan nieder

Der Kung-Fu-Tritt von Eric Cantona

Bei den Fans von Manchester United genießt Eric Cantona Heldenstatus. Er wurde sogar zum Spieler des Jahrhunderts gewählt. Dabei verlor der Franzose bei einem Ligaspiel 1995 die Nerven und leistete sich einen ungeheuerlichen Fehltritt. Nachdem ihm ein Anhänger von Crystal Palace von der Tribüne aus beleidigte, dreht sich Cantona um, nahm Anlauf und streckte den Provokateur mit einem Kung-Fu-Tritt nieder. Ursprünglich sollte er ins Gefängnis, doch die Strafe wurde auf 120 Sozialstunden umgewandelt.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: NBA-Star macht sich an Schuhen zu schaffen

J.R. Smith vergreift sich an Schnürsenkeln

Auch in der besten Basketballliga NBA geht es mitunter schmutzig zu. Dies hat J.R. Smith bei einem Ligaspiel zwischen den New York Knicks und den Dallas Mavericks im Januar 2014 unter Beweis gestellt.

Während Dirk Nowitzki an der Freiwurflinie steht, warten Smith und sein Gegenspieler Shawn Marion auf den möglichen Abpraller. Doch Smith hat gar kein Interesse an dem Rebound und bückt sich zu seinem Schuh runter. Er überprüft aber nicht sein Schuhwerk, sondern öffnet die Schnürsenkel seines Konkurrenten.

Spielentscheidend war die Situation nicht, aber die Knicks gewinnen am Ende. Kurz darauf versuchte Smith das Gleiche bei Greg Monroe von den Detroit Pistons. Ein Nachspiel hatte sein Scharmützel trotzdem. Die NBA verdonnerte den Flügelspieler zu einer Geldstrafe von 50.000 Dollar.

Inzwischen spielt Smith an der Seite von LeBron James bei den Cleveland Cavaliers. Und beim selbsternannten König werden solche Aktionen nicht geduldet.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Überführung von Ben Johnson

Der tiefe Fall des Ben Johnson

Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul überquerte Ben Johnson vor Carl Lewis als Erster die Ziellinie. 9,79 Sekunden benötigte der Kanadier für die mit großer Spannung erwarteten 100 Meter: Weltrekord und Gold! Drei Tage später erschütterte die Nachricht über seine positive Dopingprobe die Sportwelt. Die Goldmedaille und auch Fabelzeit wurden ihm aberkannt.

Olympiasieger wurde damit Superstar Lewis aus den USA. Jener US-Vorzeigeathlet, der, wie erst Jahre später ans Licht kam, vor den nationalen Meisterschaften ebenfalls positiv getestet wurde, aber dennoch starten durfte. Die IAAF verhing gegen Johnson eine zweijährige Sperre und startete 1991 ein Comeback. An seine früheren Leistungen konnte er nicht mehr anknüpfen und 1993 erneut mit verbotenen Substanzen erwischt.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Ein Kanibale in Las Vegas

Tyson verbeißt sich in Holyfields Ohr

Der Boxkampf zwischen Evander Holyfield und seinem Herausforderer Mike Tyson endete 1997 blutig. Im Herzen von Las Vegas trafen die beiden Schwergewichtsboxer aufeinander, doch schon in der dritten Runde eskalierte der WM-Kampf.

In einer verzweifelten Aktion hatte Tyson in der Manier eines Raubtieres mit den Zähnen nach seinem Opfer geschnappt und Holyfield ein 1,5 Zentimeter langes und einen halben Zentimeter tiefes Stück des rechten Ohres abgerissen. Ringrichter Mills Lane bestrafte Tyson mit einem Punktabzug, doch das Kampfgericht einigte sich vor der vierten Runde auf die Disqualifikation Tysons.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Gentleman Mayotte hetzt gegen Boris Becker

Mayotte spielt den Hetzer

Beim Marathon-Match von Boris Becker 1987 im Davis-Cup gegen John McEnroe sorgte Tim Mayotte für einen Eklat. Während des Spiels beschimpfte er den dreifachen Wimbledonsieger aufs Übelste und verwickelte Schieds- und Linienrichter in unsägliche Diskussionen. Zwischendurch sprang er immer wieder auf und heizte die ohnehin aufgebrachte Menge gegen Becker auf. Gebracht hat es nichts, denn am Ende gewann Becker nach sechs Stunden und 21 Minuten das Match.

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Greenkeeper Hitz demoliert Elfmeterpunkt

Am 15. Spieltag der Saison 20015/16 machte Augsburgs Keeper Marwin Hitz bundesweit von sich reden. Im Spiel gegen den 1. FC Köln sorgte ein fragwürdiger Elfmeterpfiff für Diskussionen auf dem Spielfeld. Der Schweizer nutzte die Konfusion rund um den Elfmeter, indem er mit den Stollen seines Schuhwerks den Rasen rund um den Punkt bearbeitete und damit stark beschädigte. Weder der Schiedsrichter noch die Kölner nahmen davon Notiz.

Strafstoßschütze Anthony Modeste zeigte sich irgendwie irritiert, rutschte weg, und der FCA-Keeper konnte den allerdings auch sehr schwachen Versuch entschärfen. Gegenüber der Presse gab sich das Schlitzohr anschließend nicht geläutert. Er habe „ein bisschen gestampft“. Und es sei ja „keine Schande, wenn man da ein bisschen rumspielt“. Es sei ja auch nur „in der Hitze des Gefechts“ geschehen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Der Sumpf namens Radsport

Ein Sumpf namens Radsport

Zu guter Letzt knöpfen wir uns den Radsport vor. Keine andere professionelle Sportart kann eine derart große Ansammlung von Schurken aufweisen. Eine Auflistung der aufgeflogenen Dopingsünder würde den Rahmen sprengen. Und daher ist es auch nicht nötig, all diese Betrüger aufzulisten.

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