Geschichte eines SkandalsWas seit der WM-Vergabe 2010 an Katar passiert ist

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Der Moment, der den Fußball veränderte: Sepp Blatter präsentiert Katar als WM-Gastgeber. 

Seit die Weltmeisterschaft von der Fifa im Dezember 2010 an den Wüstenstaat Katar vergeben wurde, ist einiges passiert. Wir zeichnen den Weg zur wohl umstrittensten WM in der Fußballgeschichte nach.

2. Dezember 2010: In Zürich gibt die FIFA die Entscheidung über die Vergabe der WM 2022 bekannt. Katar setzt sich gegen die Mitbewerber aus den USA, Südkorea, Japan und Australien durch. In der 4. Wahlrunde erhält das Land 14 von 24 Stimmen. Schon kurz darauf werden Korruptionsvorwürfe gegen mehrere hochrangige Fifa-Mitglieder laut. Ihre Stimmen sollen gekauft worden sein. 

21. Oktober 2011: Auf Druck setzt die FIFA eine Kommission ein zur Aufarbeitung mutmaßlicher Bestechungsskandale bei den WM-Vergaben 2018 an Russland und 2022 an Katar. Vorsitzender ist der Münchner Richter Hans-Joachim Eckert.

17. November 2013: Franz Beckenbauer reist nach Katar und widerspricht der Einschätzung von Menschenrechtsorganisationen zu den Zuständen auf den WM-Baustellen: „Ich habe noch keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen. Ich war schon oft in Katar und habe deshalb ein anderes Bild, das glaube ich realistischer ist.“ Mitte 2013 hatte der britische „Guardian“ enthüllt, dass bei den Bauprojekten auch Zwangsarbeiter eingesetzt würden.

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Franz Beckenbauer behauptete, in Katar keinen einzigen Sklaven gesehen zu haben.

Einigen Arbeitern sei demnach monatelang der Lohn vorenthalten, ihre Pässe einbehalten worden. Um Nahrung hätten sie betteln müssen. Die Arbeitsbedingungen glichen – beurteilt nach Maßstäben der Internationalen Arbeitsorganisation ILO – sklavenhalterähnlichen Zuständen.

13. November 2014: Die Ethikkommission unter Eckert kommt zu dem Schluss, dass es bei der WM-Vergabe „keine gravierenden Verstöße“ gegeben habe. Allerdings veröffentlichte sein Gremium nur 42 von 430 Seiten. Der US-amerikanische Fifa-Chefermittler Michael Garcia tritt daraufhin aus Protest zurück. Eckert wurde später geschasst. 

19. März 2015: Nach jahrelanger Diskussion entscheidet die Fifa, die WM wegen unzumutbarer Temperaturen im Sommer von mehr als 50 Grad Celsius erstmals in den Winter zu verlegen. Das Finale wird am 18. Dezember 2022 (4. Advent) gespielt.

27. Juni 2017: Die Fifa stellt nun doch den kompletten Garcia-Bericht online. Demnach haben einige Fifa-Mitglieder für den Verkauf ihrer Stimmen teils wahnwitzige Forderungen gestellt, unter anderem einen britischen Adelstitel. 

6. April 2020: In New York wird in Sachen WM-Vergaben Anklage gegen mehrere Fifa-Funktionäre erhoben. Im Zusammenhang mit Katar werden die Namen von drei Südamerikanern genannt. Alle drei sollen von Katar bestochen worden sein. Zu einer Verurteilung wird es nicht kommen. Zwei sind inzwischen verstorben, der Dritte hat sich abgesetzt.

Dass das Gericht entschlossen ist, hat es bereits zweieinhalb Jahre zuvor bewiesen. Es schickte zwei ehemals hochrangige Fifa-Funktionäre wegen Korruption für neun beziehungsweise vier Jahre ins Gefängnis und verhängte Strafzahlungen in Millionenhöhe. Beide waren zusammen mit anderen Funktionären im Mai 2015 in einem Züricher Luxushotel verhaftet worden. Der Skandal kostete auch den damaligen Fifa-Boss Joseph Blatter das Amt. 

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15. Dezember 2021: Abdullah Ibhais, ehemaliger Mediendirektor der Fußball-WM in Katar, wird in Doha wegen angeblicher Bestechlichkeit zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Der Jordanier hatte den Umgang Katars mit den Gastarbeitern scharf kritisiert und dadurch offenbar den Unmut des Ausrichters auf sich gezogen. Human Rights Watch nennt das Urteil „eine Schande für die Justiz“.

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