Kommentar zur Handball-EMDas Kölner Publikum allein wird nicht reichen

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Trainer Heiner Brand wird nach dem Gewinn des Weltmeistertitels von den Spielern durch die Kölnarena getragen. Bei der Heim-WM 2007 holten die deutschen Handballer den Titel.

Trainer Heiner Brand wird nach dem Gewinn des Weltmeistertitels 2007 von den Spielern durch die Kölnarena getragen.

Köln ist der Sehnsuchtsort der deutschen Handballer. Aber die Lanxess Arena kann nur unterstützend wirken. Ein Kommentar.

Aberglauben ist im Sport weit verbreitet. Und so ziehen eben auch die deutschen Handballer vor der am Donnerstag startenden Hauptrunde aus folgendem Umstand Kraft: Noch nie hat das DHB-Team ein Turnierspiel in der Lanxess-Arena verloren – weder bei der WM 2007 noch bei der WM 2019. Der Faktor Köln ist in den Köpfen aller präsent. Doch er wird natürlich allein nicht reichen.

So enthusiastisch die Fans auch sein werden, die Spieler müssen in allererster Linie ihren Job erledigen. Und da wurden im bisherigen Turnierverlauf durchaus ein paar Mängel aufgedeckt, die schnell abgestellt werden müssen. Bei den Pflichtsiegen gegen die Schweiz und Nordmazedonien konnten die Schwachstellen großteils noch kaschiert werden. Bei der Niederlage gegen starke, aber gewiss nicht übermächtige Franzosen gelang das nicht mehr.

Im Angriff fehlt mitunter noch die Flexibilität, wenn die Lösungen A und B nicht funktionieren. Spielmacher Juri Knorr muss schnell lernen, besser einzuschätzen, wann welcher Pass und welcher Abschluss angebracht ist. Doch die Offensive ist nicht das größte Problem. Das liegt vielmehr im Abwehrbereich. Der Defensivverbund um Kapitän Johannes Golla und den Gummersbacher Julian Köster ist zu löchrig. Durchbrüche und Zuspiele an den Kreis waren für die Gegner – besonders Frankreich – zu einfach. Es gilt, wacher zu sein und vor allem die Gegenspieler früher zu stoppen.

Andreas Wolff und David Späth stark

Gar nicht auszudenken, wie die Spielverläufe ausgesehen hätten, wenn in allen drei Spielen nicht die Torhüter Andreas Wolff und David Späth abwechselnd zu Hochform aufgelaufen wären. Die deutsche Mannschaft spielt derzeit das, was man von ihr erwarten konnte. Will sie aber das Halbfinale erreichen, muss sie sich in den kommenden vier Partien an beiden Enden der Platte noch steigern.

Alfred Gislason hat ein gutes Gespür für die Situation, kritisierte sein Team, um die Sinne für die Hauptrunde zu schärfen. Der Trainer weiß, dass die gewaltige Atmosphäre in seiner Lieblingshalle allein nicht ausreichen wird.

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