DEL-Chef Tripcke„Selbst beim Skandal-Spiel in Köln gab es keinen Corona-Fall“

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DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke

Köln – Herr Tripcke, in der DEL finden wegen Corona seit Anfang Dezember wie in der Vorsaion erneut Geisterspiele statt. Obwohl die Spieler zu mehr als 90 Prozent geimpft sind, fallen Spiele aus, weil Mannschaften durch positive Tests und Quarantänen dezimiert werden. Hätten Sie vor dem Start damit gerechnet, dass es für die DEL noch einmal so schwierig werden würde?

Nein. Wir dachten schon, dass wir Stück für Stück die Zuschauer zurückbekommen. Dass es wieder darum gehen würde, Geisterspiele durchzuführen, damit hat wohl niemand gerechnet. Und jetzt müssen wir durch die weitgehenden Quarantäneanordnungen sogar um die Durchführung dieser Spiele zittern.

Es sah im Herbst gut aus, als es sehr viele Spiele mit Zuschauern gab, bei den Haien mit bis zu 11.400 Besuchern. Sind Ihnen Corona-Infektionsfälle bekannt, die während dieser DEL-Spiele aufgetreten sind? 

Nein, gar nicht. Aus unserem Bereich, aus der Penny DEL, ist mir kein einziger von den Behörden gemeldeter Fall bekannt. Ich glaube, das gilt selbst für das vermeintliche Bundesliga-Skandal-Spiel Köln gegen Mönchengladbach mit 50.000 Zuschauern Ende November. Und das liegt an den vorbildlichen Hygienekonzepten in den deutschen Sportarenen mit allen technischen Hilfsmitteln zur Kontrolle und Nachverfolgung.

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Weil die DEL-Vereine vor allem von Zuschauereinnahmen leben, werden Sie ohne neue Staatshilfen nicht auskommen. Wie ist da der Stand der Dinge?

Der Haushaltsausschuss hat am Mittwoch getagt und dem Bundestag die Empfehlung vorgelegt, dass die Corona-Hilfen für die Profisportligen, zu denen wir gehören, bis Ende März dieses Jahres verlängert werden und die Obergrenze von 1,8 auf 2,3 Millionen Euro erhöht wird. Nicht pro Jahr oder Saison, sondern pro Klub. Es besteht somit die Hoffnung, dass die Klubs aus diesem Topf noch einmal zusätzlich 500.000 Euro in Anspruch nehmen können. Man muss sehen, ob es danach noch einmal verlängert und erhöht wird, falls die Geisterspiele länger andauern. Ansonsten können die Klubs prüfen, wie Unternehmen aus der Unterhaltungsbranche oder Gastronomie, ob noch über die Überbrückungshilfen Ansprüche bestehen.

Mit 500.000 Euro kommen die DEL-Klubs nicht weit, oder?

Die Regelung ist so gewesen, dass die Vereine maximal 90 Prozent ihrer Ticketeinnahmen von 2019 erhalten, gedeckelt bei 1,8 Millionen Euro. Selbst bei DEL2-Vereinen war diese Deckelung schon nach der letzten Saison erreicht. Bei unseren DEL-Klubs sind es faktisch also nicht 90 Prozent der jeweiligen Zuschauereinnahmen, die die Vereine erhalten haben, sondern eher 20 bis 50 Prozent. Die Vereine mit hohen Zuschauereinnahmen haben besonders hohe Einbußen. Alle, aber insbesondere unsere Klubs in Großarenen, haben deutlich mehr als zwei Millionen Euro Zuschauereinnahmen pro Saison. Und bei den Ausfällen reden wir nicht über eine, sondern jetzt schon über zwei Saisons.

Da bereits einige Spiele ausgefallen sind, wird darüber diskutiert, den Abstieg, den es eigentlich schon in der vorigen Spielzeit geben sollte, noch einmal um ein Jahr zu verschieben, da der Wettbewerb erneut verzerrt werden könnte. Wie stehen Sie dazu?

Das sind logischerweise Gedankenspiele, besonders von Mannschaften, die in Abstiegsgefahr geraten können. Es gibt mit der Zweiten Liga aber einen festen Vertrag. Es ist nicht so, dass wir das einseitig ändern können. Man muss einfach sehen, was Sinn macht, was keinen Sinn macht und entsprechend miteinander sprechen. Stand heute gilt aber der Vertrag, und der sieht einen Abstieg vor.

Haben Sie Hoffnung, dass in der aktuellen Spielzeit Zuschauer im größeren Rahmen wieder zugelassen werden?

Tröpfchenweise dreht es sich langsam. Die Klubs in NRW dürfen wieder 750 Zuschauer in die Hallen lassen. Es ist ein Signal, auch wenn es wirtschaftlich und logistisch niemanden wirklich hilft. Ich hoffe, dass wir nach der Olympiapause Mitte Februar eine andere Situation haben werden und die Zuschauerzahlen wieder steigen können. Ich denke, nach zwei Jahren müssen wir einen Weg finden, trotz Corona wieder viel normaler zu leben. Unsere Konzepte haben sich dazu in der Vergangenheit sehr bewährt.

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