Trainer Stefan Ruthenbeck über die U19 des FC„Das Meisterschafts-Finale ist der Anspruch“

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Mittelrhein Pokalfinale der A-Junioren,
1.FC Köln U19 vs. Viktoria Köln U19, von links: Stefan Ruthenbeck, Vladislav Fadeev (1.FC Köln), 18.05.2022, Bild: Herbert Bucco

FC-Trainer Stefan Ruthenbeck (links) hat seine Mannschaft ins Meisterschafts-Halbfinale und ins Pokal-Endspiel geführt.

Der Coach des erfolgreichen FC-Nachwuchsteams spricht über die Kölner Double-Aussichten.

Herr Ruthenbeck, Sie stehen mit Ihrer Mannschaft im Pokalfinale und der Meisterschafts-Endrunde. Wie haben Sie die U 19 des 1. FC Köln zu einem Double-Kandidaten gemacht?

Die Entwicklung von Spielern oder einer gesamten Mannschaft ist nie der Verdienst eines Einzelnen. Jeder in seiner spezifischen Rolle betreibt ein enormes Pensum in unserem Verein. Solche Erfolge sind also das Werk ganz vieler Menschen, die für den FC alles in die Waagschale werfen. Dazu kommt, dass unser Mannschaftsgefüge in dieser Saison besonders ist. Der Trainer ist in dieser Gesamtkonstellation nur ein Teil davon.

Im Pokal-Halbfinale gegen Hertha standen in der Schlussphase acht Spieler jüngeren Jahrgangs (2005; d. Red.) auf dem Feld. Das Durchschnittsalter betrug gerade einmal 17,5 Jahre. Mit Torhüter Alessandro Blazic und U-17-Spieler Etienne Borie standen sogar zwei Spieler auf dem Platz, die erst 2006 geboren wurden. Ihr Vertrauen in die jungen Spieler scheint groß zu sein.

Mein Respekt gilt allen in dieser Mannschaft. Wie sie diesem Druck standgehalten haben, war überragend. Ich freue mich total für die Jungs. Solche Spiele bieten uns zudem neue Bewertungsmöglichkeiten. Stellvertretend für alle war etwa Jakob Krautkrämer und mit welcher Ruhe er den Elfmeter gemacht hat. Das war beeindruckend. Und ja, ich habe vollstes Vertrauen in die Jungs, die sich alle in einem über Monate andauernden Prozess befinden und gerade in diesen Spielen wertvolle Erfahrungen sammeln. Ich hatte bei keinem der Spieler auch nur den Hauch von Skepsis, dass er der Aufgabe nicht gewachsen sein könnte.

Wir können gar nicht anders als volle Kanne
Stefan Ruthenbeck

Sie sagten kürzlich, dass Ihre Mannschaft für jeden Gegner eklig sei.

Das stimmt. Die Jungs sind für jeden Gegner eklig, gehen zur Sache, können Intensitäten fahren, was sie so unangenehm macht. Dafür fehlt uns manchmal die fußballerische Leichtigkeit. In der Vorsaison war der spielerische Aspekt klarer und stärker ausgeprägt. In dieser Saison überzeugt das Team vor allem durch seine mannschaftliche Geschlossenheit – mit großem Willen, Mentalität, körperlicher Robustheit und einer großen Leidensfähigkeit.

Über welche anderen Stärken verfügt Ihre Mannschaft?

Wir haben alle Phasen des Spiels verinnerlicht und können sie abrufen. Neben den bereits erwähnten Tugenden beherrschen wir das Umschaltspiel, können den Fokus auf Ballbesitz legen sowie hohes Angriffs- oder Mittelfeld-Pressing spielen. Das macht uns, wie schon erwähnt, unangenehm und ein Stück weit unberechenbar. Wir haben Leader, die ihre Rolle sehr verantwortungsvoll interpretieren. Zudem bringt die Mannschaft eine große Gier mit, um auch den nächsten Schritt zu gehen.

In Mainz steht am Sonntag (13 Uhr) das Halbfinal-Hinspiel um die Meisterschaft an. Fünf Tage später kommt es in Köln zum Rückspiel. Das Ziel ist das Finale?

Ja. Die Mannschaft hat noch im Moment des gewonnenen Halbfinales gegen Hertha den Schalter umgelegt und den Blick auf die bevorstehenden Spiele um die Meisterschaft gerichtet. Die Aufgabe wird eine andere, und vielleicht noch herausfordernder. Ich denke, dass Mainz unter allen Halbfinalisten das spielstärkste Team stellt. Aber wir sind fest entschlossen, ins Endspiel einzuziehen. Das ist der Anspruch, unser Ziel.

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Was für ein Spiel erwarten Sie?

Eines, das mit hoher Intensität geführt werden wird. Und eines, in dem einige Tore fallen werden. Das ist mein Gefühl.

Also Vollgas? Sie spielen auf Sieg?

Wir können gar nicht anders als volle Kanne. Auch deshalb, weil wir noch etwas gutzumachen haben. Im Winter haben wir gegen Mainz getestet und 1:2 verloren. Es war ein Duell auf Augenhöhe, in dem Mainz ein bisschen abgezockter war und unsere Fehler ziemlich konsequent genutzt hat. Wir haben unsere Lektion bekommen und gelernt. Aber wir sind fest entschlossen und gewillt, es diesmal besser zu machen. Es geht darum, die Räume, die sie uns lassen, intensiv zu bespielen und zu nutzen.

Ein wichtiger Eckpfeiler Ihres Spiels ist Justin Diehl, der immer besser in Fahrt kommt und bereits auf einige Bundesliga-Minuten kommt.

Justins Entwicklung stimmt uns zuversichtlich. Er wird immer stabiler. Das ist allerdings auch die Erwartungshaltung, die Justin an sich selbst und wir an ihn haben. In der Entscheidungsfindung im letzten Spieldrittel macht er ebenfalls Fortschritte, aber es geht noch besser. Das ist ein Prozess. Dann geht er aus einem Halbfinale wie dem gegen Hertha vielleicht mit zwei Treffern und einem Assist raus. Er hat definitiv die Veranlagung und das Talent, Spielentscheider zu sein.

Wie sieht die Spielvorbereitung vor solch einem Duell aus?

Unabhängig vom Gegner sind wir wie immer und auch diesmal eher bei uns. Natürlich wissen wir um die Qualitäten von Mainz, aber viel entscheidender ist, wie wir mit den Räumen umgehen, die sich uns wohl auch im Bruchwegstadion auftun werden. Hieraus für die Jungs Lösungsansätze abzuleiten, ist unsere Aufgabe im Trainerteam.

Zur Person

Stefan Ruthenbeck (50), geboren in Köln, arbeitet seit 2017 beim FC. Von Ende 2017 bis Sommer 2018 betreute er die Profis, seitdem ist Ruthenbeck wieder U-19-Trainer. Am Ostersonntag tritt seine Mannschaft zum Halbfinal-Hinspiel der A-Junioren-Meisterschaft beim FSV Mainz 05 an. Am 30. April trifft der FC im DFB-Pokalfinale in Potsdam auf Schalke 04. (gil)

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