RegionalligaPascal Lammerich ist einer der wichtigsten Spezialisten von Fortuna Köln

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Pascal Lammerich, Videoscout des SC Fortuna Köln

Pascal Lammerich (Zweiter von rechts), Videoscout des SC Fortuna Köln

Der 41-jährige Scout hat seinen Vertrag beim Südstadtklub verlängert.

Das Bild des hintergründig und fast geheim arbeitenden Fußball-Agenten bedient Pascal Lammerich nur bedingt. Der 41-jährige Scout hat seinen Vertrag beim SC Fortuna Köln in dieser Woche verlängert und geht beim Tabellenführer der Regionalliga West in seine achte Saison.

Pascals Video-Scouting ist wichtiger Bestandteil für unsere Kaderplanung und für einen umfassenden Markteinblick
Matthias Mink, Sportdirektor des SC Fortuna Köln

„Wir freuen uns sehr über diese Vertragsverlängerung. Pascals Video-Scouting ist wichtiger Bestandteil für unsere Kaderplanung und für einen umfassenden Markteinblick“, stellt Sportdirektor Matthias Mink die Bedeutung des alleine verantwortlichen, festangestellten Spezialisten heraus.

Während Scouts im Profifußball oft unsichtbar auf Tribünen zu sitzen oder Fußballvideos im stillen Kämmerlein zu sichten scheinen, bringen sie in der Südstadt etwas Licht ins Dunkel. „Als Kernaufgabe werte ich viel Videomaterial aus“, beschreibt Lammerich seinen Arbeitsalltag. Tatsächlich schaue er sich durchschnittlich zwei Spiele pro Tag an, zudem sei er dann auch noch mit den Auswertungsbögen, jeweils für beide Mannschaften, beschäftigt.

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Ich glaube schon, dass wir bei Spielern oft früher dran sind, als viele andere
Pascal Lammerich, Scout des SC Fortuna Köln

„Da wird das taktische Verständnis, offensiv und defensiv, genauso bewertet, wie Ausdauerleistungsfähigkeit, die Bewegungs- und Handlungsschnelligkeit und auch die Persönlichkeit“, erklärt Lammerich.

Dass sein Verein vor allem in der Regionalliga West und Südwest, aber auch in der U-19-Bundesliga und teilweise in der Dritten Liga scoutet, sei kein Geheimnis. „In der Hinrunde geht es um einen flächendeckenden Überblick von allen Mannschaften“, erklärt der Kölner, „in der Winterpause findet dann ein Filterprozess statt.“

In Absprache mit Chefcoach, Co-Trainern und dem Sportdirektor konzentriert sich Lammerich dann – abhängig von den Entwicklungen im eigenen Kader – nur noch auf „interessante Spieler“ und „bestimmte Positionen“.

Dass er an der Schwelle zwischen Profi- und Amateurfußball, ein Alleinstellungsmerkmal hat, behauptet er nicht. „Aber ich glaube schon, dass wir bei Spielern oft früher dran sind, als viele andere.“ Wenn andere Klubs etwa Online-Datenbanken abrufen, die die Leistung einzelner Spieler anhand von „gespielten Pässen“ oder der „Anzahl der Sprints“, quantitativ erfassen, verfolgt Lammerich einen anderen Weg.

Ich verlasse mich auf meine subjektive Wahrnehmung
Pascal Lammerich

„Ich verlasse mich auf meine subjektive Wahrnehmung“, stellt er klar.  Unter anderem erinnert er an Ex-Fortunen wie Tim Boss, Marco Königs, Daniel Keita-Ruel oder Robin Scheu, die durch sein Zutun in der Südstadt landeten und von dort den Sprung in die Zweite Liga schafften.

Nachdem er selbst „nur“ auf Amateurniveau Fußball gespielt hatte, konzentrierte sich Lammerich nach einem Kreuzbandriss schon als junger Mann voll auf sein Studium an der Kölner Sporthochschule. Über ein Engagement bei Frechen 20 (Bezirksliga bis Landesliga) kam er zur Festanstellung beim damaligen Drittliga-Aufsteiger Fortuna. „Das war 2014“, erinnert sich der Scout, „fünf Jahre später bin ich Uwe Koschinat dann nach Sandhausen gefolgt.“

Nach der Station in Sandhausen mit Uwe Koschinat kehrte Pascal Lammerich 2021 nach Köln zurück

Nach der Beurlaubung beim Zweitligisten ging es 2021 zurück an die Vorgebirgsstraße. Dort bereitet Lammerich nach seiner Vertragsverlängerung auch den nächsten Regionalliga-Gegner vor: „Wenn ich Mannschaften schon im Video-Scouting gesehen habe, gebe ich das für die Gegner-Analyse auch an Chef- und Co-Trainer und den Sportdirektor weiter“, erklärt er.

Der FC Gütersloh komme zwar als fast unbeschriebenes Blatt aus der Oberliga ins Südstadion (Samstag, 14 Uhr). Was die erfahrene Kaderstruktur und die selbstbewusste Spielweise angeht, weiß Lammerich er aber, dass das „ein untypischer Aufsteiger“ ist. Zehn Punkte aus den letzten fünf Spielen unterstreichen diesen subjektiven Eindruck.

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