KommentarDeshalb steht Rafael Nadal über Roger Federer und Novak Djokovic

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Nadakommbild

Rafael Nadal

Köln – Es war nie leicht, einen Satz ohne Superlativ über Rafael Nadal zu schreiben. Jetzt ist es unmöglich. Mit dem Triumph bei den Australian Open hat sich der Spanier zum erfolgreichsten Tennisspieler aller Zeiten gemacht. Der 21. Grand-Slam-Titel, den der Rivale Novak Djokovic so sehr als Erster gewinnen wollte, war der Schlusspunkt hinter einem Turnier, das als Skandal begann und als Märchen endete.

Als die australische Nation drei Wochen zuvor in den Grundfesten erbebte, weil der von seiner Außerordentlichkeit besessene Novak Djokovic um jeden Preis ungeimpft an diesem Turnier teilnehmen wollte, war Nadal sportlich noch ein Nebendarsteller. Die Worte des von seinen Verletzungen und Operationen kaum Genesenen hatten jedoch Gewicht. Niemand sei größer als der Tennissport, erklärte der Spanier, und wer mitspielen wolle, solle sich wie alle anderen eben impfen lassen.

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Das klang wie die Weisheit eines alten Meisters, der die Bilanz seiner eigenen Karriere schon gezogen hatte. Rafael Nadals sportliche Leistungsfähigkeit lag weitgehend im Dunkeln, bis er plötzlich im Finale stand. Aber auch hier war der 35-Jährige für die Experten Außenseiter. Zu groß schien der Kräfteverschleiß der vorigen Runden, zu beeindruckend die Abgebrühtheit und Energie des Russen Daniil Medwedew, der viele der Tugenden des Spaniers besitzt und die Kraft der Jugend dazu.

Als Medwedew mit 2:0 nach Sätzen führte und das Spiel in allen Aspekten dominierte, schienen die Fachleute Recht zu behalten. Dann aber wurde die Welt erneut Zeuge des Mysteriums Nadal – einer Unbeugsamkeit, die sich aus unsichtbarer Quelle speist und Gegner nicht demütigt, sondern adelt.

Der Seriensieger Rafael Nadal wirkt umso nahbarer und geerdeter, je fantastischer seine sportlichen Triumphe anmuten. Das unterscheidet ihn mehr als der 21. Grand-Slam-Sieg von seinen unglaublichen Rivalen. Deshalb ist er jetzt der größte Tennisspieler der Gegenwart – trotz des freundlichen Zauberers Roger Federer und ganz im Gegensatz zu Novak Djokovic, dessen Magie in dem Moment endet, wenn er den Schläger aus der Hand legt.

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