Die entscheidende Partie im Kampf um den Klassenerhalt beim BSW Sachsen verkommt zu einem Akt der Notwehr. Der Modus im Abstiegskampf sorgt zudem für eine Entwertung des sportlichen Niveaus.
HandballBayer Leverkusen steht vor einer Farce auf höchstem Niveau

Die Handballerinnen von Bayer Leverkusen um Annika Ingenpaß (M.) stehen vor dem Abstieg aus der Handball-Bundesliga.
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Für die Handballerinnen von Bayer 04 Leverkusen geht es um alles, doch sie werden nichts ausrichten können. Am Samstag endet für den Rekordmeister nach 50 Jahren und zwölf Titeln die Zeit in der Bundesliga. Etwas anderes ist angesichts der Voraussetzungen, unter denen das Team von Trainer Michael Biegler in die entscheidende Partie der Playdowns beim BSW Sachsen Zwickau geht, nicht mehr vorstellbar.
Die Gäste treten mit lediglich sechs Feldspielerinnen und zwei Torhüterinnen an – sofern nicht noch ein kurzfristiger Ausfall hinzukommt und das Spiel ausfällt. Weil es keine Option zum Auswechseln gibt und die Leverkusener Damen die kompletten 60 Minuten durchhalten müssen, verkommt das wichtigste Match des Jahres zu einem Akt der Notwehr. Unwürdiger könnte der Abschied eines derart renommierten Klubs nicht sein.
Bayer Leverkusen ist auf maximal unglückliche Art in personelle Not geraten
Die Elfen sind zweifellos auf maximal unglückliche Art in personelle Not geraten: Da parallel zum Abstiegskampf das Final-Four-Turnier der A-Jugend in Dortmund stattfindet, fehlt im wichtigsten Spiel der Saison ohnehin ein beträchtlicher Teil des Kaders. Die Leistungsträgerinnen der U 19, die im Halbfinale auf den HC Leipzig trifft, sind auch fester Bestandteil des Leverkusener Erstliga-Aufgebots. Hinzu kommt der krankheitsbedingte Ausfall der Stammspielerinnen Annika Ingenpaß und Rozemarijn Alderden.
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Alle Klagen des TSV über unglückliche Parallel-Ansetzungen oder mangelnde Kooperationsbereitschaft des Gegners bei der Suche nach Alternativterminen sind im Hinblick auf die emotionale Wucht des drohenden Abstiegs allzu verständlich, halten einer nüchternen Betrachtung aber nicht stand.
Die Bundesliga der Frauen und die Deutsche Meisterschaft der A-Juniorinnen sind zwei voneinander unabhängige Wettbewerbe, die personell längst nicht bei jedem Klub so eng miteinander verbunden sind, wie es in Leverkusen der Fall ist. Es ist also kaum jemandem vorzuwerfen, dass sie gleichzeitig stattfinden.
Und auch der BSW Sachsen Zwickau verstößt nicht gegen die Gebote des Fairplay, wenn er sich weigert, das Spiel zu verlegen. Er wahrt in der entscheidenden Saisonphase lediglich seine berechtigten Interessen.
Es ist ohnehin bemerkenswert, dass die Elfen nach nur einem Remis in der regulären Saison sowie einem Sieg in den Playdowns noch Aussichten auf den Verbleib in der Ersten Liga haben. Andererseits haben sie exakt so viel gewonnen, wie es nötig ist, um ihre Chancen zu wahren. Wozu der Modus im Abstiegskampf der Handball-Bundesliga im Hinblick auf das sportliche Niveau letztlich führt, lässt sich schon vor der letzten Partie beantworten: zu einer Farce auf höchstem Niveau.