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Strukturelle Ungleichheit im ProfifußballFür Frauen bleibt in der Bundesliga kaum Platz an der Spitze

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In der Bundesliga sind die meisten Spitzenjobs an Männer vergeben.

In der Bundesliga sind die meisten Spitzenjobs an Männer vergeben.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Frauen im Top-Management der deutschen Fußball-Bundesliga mit nur sechs Prozent stark unterrepräsentiert sind.

Frauen sind in den Spitzenpositionen der Erst- und Zweitligisten weiterhin stark unterrepräsentiert. Wie aus einem Bericht der Organisation „Fußball kann mehr“ (FKM) zur Saison 2024/2025 hervorgeht, sind von exakt 100 Führungspositionen in den Managementetagen der Clubs lediglich sechs mit Frauen besetzt. Lediglich vier der 36 Vereine haben demnach überhaupt Frauen im Top-Management. Es sind dieselben wie in dem Bericht für die Saison 2023/2024: Schalke 04, der FC St. Pauli, der 1. FC Heidenheim und Werder Bremen.

Für den Bericht hat die Organisation alle 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga aus der vergangenen Saison befragt. Als Top-Management gilt dabei die jeweils oberste hauptamtliche operative Führungsebene, die in den Clubs für den Profifußball verantwortlich ist. Die Erhebung von FKM orientiert sich methodisch an den AllBright-Berichten, die regelmäßig die Zusammensetzung von Vorständen und Aufsichtsräten in DAX-Konzernen untersuchen.

Der typische Top-Manager: kein Ex-Profi

Die Struktur des Top-Managements im deutschen Fußball zeigt laut FKM ein klares Bild: „Der typische Top-Manager ist männlich, deutsch und um die 50 Jahre alt. Er bringt eine akademische Ausbildung mit“, heißt es in dem Bericht. „Im Schnitt bekleidet er die aktuelle Führungsposition seit 5,6 Jahren und ist seit 8,6 Jahren hauptamtlich im Club tätig.“ Eine vorherige Karriere als Profifußballer gehöre hingegen nicht zum klassischen Profil.

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CSU-Ministerin Bär: Bundesliga schlechter als deutsche Wirtschaft

„Die Ergebnisse zeigen, dass noch viel zu tun ist – mit 6 Prozent Frauen im Top-Management schneiden die Bundesliga-Clubs erheblich schlechter ab als vergleichbare kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland“, sagte auch Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) laut Mitteilung.

Auch in den Kontrollgremien der 36 Clubs, die für die Berufung des Top-Managements zuständig sind, ist der Frauenanteil weiterhin gering. Von insgesamt 271 Positionen sind lediglich 28 mit Frauen besetzt – das entspricht einem Anteil von 10,3 Prozent. Noch niedriger fällt der Anteil an internationalen Profilen aus: Er liegt bei gerade einmal 3,3 Prozent.

Fußballfunktionäre wollen mehr Diversität

Funktionäre der Bundesliga-Clubs wollen, dass sich der Fußball mehr für Frauen öffnet. „Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen im Fußball“, sagte Axel Hellmann, Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt, Präsidiumsmitglied bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und Co-Beiratsvorsitzender der FKM. „Wir werden das aber nur erreichen, wenn dies in den Vereinen, von den Mitgliedern und Fans getragen und vorangetrieben wird.“

Vorstandsvorsitzender beim VfB Stuttgart, Alexander Wehrle, erklärte: „Unsere Zahlen zeigen, dass wir noch nicht da sind, wo wir hinwollen.“ Bayer Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro sagte, Diversität sei „für unsere Organisation und für die gesamte Gesellschaft“ wichtig. „Im Fußball ist strukturell noch einiges an Arbeit zu tun.“

Katja Kraus: „Keine Schuldzuweisung“

„Diese Analyse ist keine Schuldzuweisung, aber Fußball ist ein Ergebnissport“, sagt Katja Kraus, Co-Beiratsvorsitzende von FKM. Im Jahr 2003 war die frühere Nationaltorhüterin die erste Frau, die in den Vorstand eines Fußball-Bundesligisten berufen wurde – beim Hamburger SV. „All die positiven Gespräche und Veränderungsbestrebungen vieler Entscheider münden bislang nicht in entsprechenden Zahlen.“ (dpa)