Kommentar zur Eishockey-WMEin Hauch von Pyeongchang in Riga

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Jubel bei den deutschen Spielern um Moritz Müller (Mitte)

Köln – Deutschlands 3:1-Sieg gegen Kanada bei der Eishockey-WM in Riga ist ein Erfolg der besonderen Art. Nicht nur, weil es der erste deutsche Sieg bei einer WM gegen die Nordamerikaner seit 25 Jahren ist, sondern auch weil er Erinnerungen an das olympische Eishockey-Turnier 2018 in Pyeongchang aufkommen lässt, für das die NHL ihre Spieler nicht freigegeben hatte. Ohne die weltbesten Profis waren die Leistungsunterschiede zwischen den Nationen geringer als sonst, die deutschen Spieler nutzten die Gunst der Stunde und stießen dank einer großartigen Mannschaftsleistung bis ins Finale vor.

Die WM in Riga ist nun auch eine besondere Veranstaltung. Die strengen Corona-Quarantäne-Regeln haben viele illustre Spieler abgeschreckt, so dass auch in der lettischen Hauptstadt keine Über-Mannschaften am Start sind. Mit Zusammenhalt und Kampfgeist könnte also wieder viel möglich sein.  Zumal der spezielle deutsche Teamspirit von Pyeongchang den Trainerwechsel von Marco Sturm zu Toni Söderholm überlebt hat. Er war Grundlage des Sieges gegen die Kanadier, die keine Stars nach Riga geschickt haben, sondern junge, eher unbekannte Spieler aus der NHL. Gegen die DEB-Mannschaft machte dieses kanadische Team sogar sein bestes Spiel bei der WM – und verlor trotz spielerischer Überlegenheit, da die Torhüter und Abwehrleistungen der DEB-Auswahl überragend waren.

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Es fallen darüber hinaus ein paar neue Eigenschaften der Nationalmannschaft auf, die Fortschritte bedeuten: zum Beispiel eine nie gekannte Effizienz vor dem gegnerischen Tor. In drei Spielen haben die DEB-Profis 17 Tore geschossen. Nach den Begegnungen vom Montag standen drei deutsche Stürmer – Marcel Noebels, Mathias Plachta und Lukas Reichel – unter den ersten vier der WM-Scorerliste. Außerdem hat die Mannschaft gezeigt, dass sie flexibel verschiedene Arten von Aufgaben zu bewältigen weiß. Den Außenseiter Italien besiegte sie spielerisch mit 9:4, beim 5:1 gegen Norwegen war Abwehr- und Spielstärke gefragt. Gegen Kanada folgte eine Defensivschlacht, gegen Aufsteiger Kasachstan werden die deutschen Spieler am Mittwoch wieder andere Qualitäten zeigen müssen. Es folgen Duelle mit Finnland, USA und Lettland.

DEB-Team braucht alle Kräfte

Wie es sich gehört, denken Söderholm und seine Profis nur von Spiel zu Spiel, um nicht durch Träumereien vom Weg abzukommen. Mit den kargen Bedingungen in Riga scheinen sie dabei gut zurecht zu kommen. Die Spieler haben zwar keinen Ausgang, sehen nur Eishallen und ihre Hoteletage, klagen aber nicht darüber, denn so etwas betrachten sie als Energieverschwendung. Und sie brauchen alle Kräfte. Es könnte bei der WM noch ein weiter Weg vor ihnen liegen.

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