Kommentar zur WM in DohaDie Leichtathletik ist künstlich, korrupt und krank

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Weltmeister Christian Coleman (links) verpasste gleich drei Dopingtests, Silbermedaillen-Gewinner Justin Gatlin wurde bereits mehrfach überführt.

  • Die Leichtathletik-WM in Katar offenbart die dunkle Seite des Sports.
  • Alles an diesem Event ist fragwürdig: Gastgeberland, Wetter und viele der Topstars.
  • Nicht einmal schöne Bilder sind aus Doha zu erwarten.

Köln – Niemand hat erwartet, dass uns die Leichtathletik-WM in Katar  als Festival des Frohsinns und der Weltoffenheit in ihren Bann schlägt. Alles an dieser Leichtathletik-WM ist fragwürdig: Das Gastgeberland, die Jahreszeit, das Wetter, der Geist, in dem diese Veranstaltung einst vergeben wurde und  jetzt durchgepeitscht wird. Aber man hätte schon erwartet, dass wenigstens die Bilder aus Doha schön sein würden. Aber das sind sie nicht.

Ein 100-Meter-Finale in einem nicht einmal zur Hälfte  mit Menschen gefüllten Stadion hat es in der Geschichte der Leichtathletik-Weltmeisterschaften noch nicht gegeben. Ebenso wenig Langdistanz-Entscheidungen, die ohne Publikum weit nach Mitternacht enden, nachdem ein guter Teil des Starterfeldes wegen unmenschlicher Bedingungen  aufgegeben hat. Allgemeines Desinteresse und  technologischer Schnickschnack sind die Markenzeichen dieser WM. Die Sprinterinnen merkten erst, als sie in die Startblöcke stiegen, dass sie von einer in den Mechanismus eingebauten Spionagekamera   aus allernächster Nähe beobachtet wurden. Das ist ein klarer Verstoß gegen das Recht am eigenen Körper, aber das scheint in Katar außer den Betroffenen selbst niemanden zu stören.

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In diese obskure Umgebung passte die Besetzung der sportlichen Heldenrolle.  Christian Coleman krönte sich in 9,76 Sekunden über 100 Meter zum schnellsten Mann der Welt.  Der Großteil der Leichtathletik-Welt ist sich allerdings einig darin, dass der US-Amerikaner nach drei verpassten Doping-Tests gar nicht hätte starten dürfen. Auch nicht nach einer späten Datumskorrektur,  die den fraglichen Zeitraum auf  über ein Jahr ausdehnte. An den Verdacht als ständigen Begleiter hat man sich gewöhnt. Aber Athleten wie Coleman und der dreimal überführte Doper Justin Gatlin, der im Alter von 37 Jahren hinter Coleman Zweiter wurde, sind eine schwere Belastung für die  Leichtathletik.

Schöne Bilder wären falsch

Man muss deshalb zum Schluss kommen, dass schöne Bilder von einer solchen Veranstaltung falsch wären. Viel zu oft schon haben sie von  den dunklen Seiten dieses Sports abgelenkt, der in den letzten 50 Jahren vermutlich nie ganz sauber war. Der Zustand der Leichtathletik ist so, wie wir sie jetzt am Fernseher sehen: Inszeniert, künstlich, korrupt und krank.

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