NationalmannschaftLöw holt Müller zurück – Ter Stegen verpasst die EM

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Marc-Andre Ter Stegen

Köln – Zusage für Thomas Müller, Absage von Marc-André ter Stegen: Schon vor der offiziellen EM-Nominierung von Joachim Löw wurden zwei Personalien bekannt. Und was viele Fans und Experten erwartet hatten - der Bundestrainer holt einem Medienbericht zufolge den vor zwei Jahren aussortierten Thomas Müller für die EM ins deutsche Fußball-Nationalteam zurück.

Löw beabsichtige, den 31-Jährigen für die EM in diesem Sommer zu nominieren, schrieb die „Bild“-Zeitung am Montag ohne Quellenangabe auf ihrer Internetseite. Der DFB bestätigte die Personalie zunächst nicht. Löw will seinen Kader für die EM-Endrunde an diesem Mittwoch offiziell bekanntgeben - bis dahin darf auch über den Dortmunder Mats Hummels spekuliert werden.

Marc-André ter Stegen muss operiert werden

Nicht mitwirken kann bei dem Turnier vom 11. Juni bis 11. Juli Torhüter Marc-André ter Stegen. Der 29 Jahre alte Schlussmann des FC Barcelona teilte am Montag auf Instagram mit, dass er wegen eines medizinischen Eingriffs nicht zur Verfügung stehe. „Ich bin traurig, dass ich diesen Sommer die EURO 2020 mit Deutschland verpassen werde“, schrieb ter Stegen: „Zum ersten Mal seit vielen Jahren werde ich zu Hause ein Fan sein und mein Land unterstützen.“ Als Torhüter neben dem Münchener Stammkeeper Manuel Neuer sind nun Bernd Leno vom FC Arsenal und Kevin Trapp von Eintracht Frankfurt fest eingeplant.

Ob auch der BVB-Verteidiger Hummels zurückkehrt, der wie die Bayern-Profis Müller und Jérôme Boateng von Löw im März 2019 aus der Nationalmannschaft aussortiert worden war, ist weiter unklar. Der kritisch beobachtete Bundestrainer werde einige „Überraschungsgäste“ mitbringen, wenn er nach fast 15 Jahren im Amt in dieser Woche mit der EM-Nominierung seine letzte Mission als Bundestrainer startet, kündigte der Verband geheimnisvoll auf der eigenen Homepage an. „Er selbst habe „mit allen möglichen Leuten“ telefoniert, sagte Löw.

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Sein 100. und bislang letztes Länderspiel hatte der heute 31 Jahre alte Müller im November 2018 in der Nations League gegen die Niederlande (2:2) bestritten. Vier Monate später folgte die damals unerwartete Ausbootung durch Löw. Der Bundestrainer hatte den umstrittenen Schritt damit begründet, nach der WM-Enttäuschung 2018 in Russland und dem folgenden Abstieg aus der besten Gruppe der Nations League einen personellen Neuanfang einleiten zu wollen.

Angesichts weiterer sportlicher Enttäuschungen und offensichtlicher Probleme in der Team-Hierarchie wurde aber besonders der öffentliche Ruf nach einer Rückkehr des Führungsspielers Müller immer lauter. Seit seiner Rücktrittsankündigung Anfang März hat der immer mehr unter Druck geratene Löw eigentlich nur noch diese Aufgabe im Kopf: Bei seinem siebten großen Turnier als Bundestrainer will der 61-Jährige beweisen, dass er es doch noch kann.

Zweifel an Löw sind groß

Die Zweifel daran sind nach den jüngsten historischen Pleiten in Spanien (0:6) und gegen Nordmazedonien (1:2) beim schwarz-rot-goldenen Anhang weiter groß. „Wir müssen uns stabilisieren“, hat der Weltmeister-Trainer von 2014 als zentralen Punkt bereits benannt. Müller und womöglich auch Hummels könnten dabei helfen. Rücksicht auf den weiteren Verjüngungsprozess im DFB-Team muss und will Löw, der im Sommer ein Jahr vor Ablauf seines Vertrages aufhört, ohnehin nicht mehr nehmen. Am Mittwoch (12.30 Uhr) dürfen in einem Video-Call auch vorab registrierte Fans den nach der Europameisterschaft scheidenden Löw direkt Fragen zur Auswahl der 26 EM-Fahrer stellen. Über die Überraschungen darf zunächst noch gerätselt werden.

Müller hatte zeitgleich beim FC Bayern zu alter Stärke zurückgefunden und war ein Schlüsselspieler für die sieben Titel unter Trainer Hansi Flick - inklusive dem Erfolg in der Champions League im August 2020. Seine Bereitschaft für ein DFB-Comeback hatte er nie aufgegeben. „Ich habe Lust, im Sommer nach Titeln zu jagen“, sagte er kürzlich. Sein Debüt in der Nationalmannschaft hatte Müller im März 2010 in München gegen Argentinien (0:1) gegeben. Gut vier Monate später wurde er in Südafrika mit fünf Treffern WM-Torschützenkönig. Auch zum WM-Sieg 2014 steuerte er in Brasilien fünf Tore bei. Vier Jahre später gehörte er zu den großen Enttäuschungen beim WM-Vorrunden-Aus in Russland. Aus DFB-Spitzenkreisen wurde damals sein Ende im DFB-Team gefordert - Löw hielt noch für einige Monate an Müller fest.

Nun könnte Müller noch zu insgesamt neun weiteren Länderspielen kommen. Erste Möglichkeit für das Comeback ist am 2. Juni der Test in Innsbruck gegen Dänemark im Rahmen des Trainingslagers, das am 28. Mai in Seefeld in Tirol beginnt. Nach einem weiteren Testspiel am 7. Juni in Düsseldorf gegen Lettland zieht das Team ins EM-Stammquartier nach Herzogenaurach um, wo DFB-Partner adidas mit dem „Home Ground“ perfekte Bedingungen beschaffen hat.

Schon die EM-Vorrunde mit den Spielen am 15. Juni gegen Weltmeister Frankreich, am 19. Juni gegen Titelverteidiger Portugal und am 23. Juni gegen Ungarn wird für Löw und sein Team zur Qualitäts- und Charakterprobe. Ob der dreimalige Europameister (1972, 1980, 1996) in den drei Spielen in München vom Heimvorteil profitieren kann, wird auch vom Verlauf des Corona-Infektionsgeschehens abhängen. Wenn die Zahlen weiter sinken, könnten die geplanten 14 500 Zuschauer und zumindest etwas EM-Stimmung in der Allianz Arena Wirklichkeit werden. (dpa) 

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