Auf dem Scheiterhaufen verbranntDie letzte Hexe von Köln

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Die Zeichnung zeigt zwei Männer, die einen Scheiterhaufen entzünden, auf dem drei Frauen verbrannt werden, die man für Hexen hält

Zeitgenössische Darstellung einer Hexenverbrennung aus dem 16. Jahrhundert

Die neue Folge der Podcastreihe „True Crime Köln“ befasst sich mit einem dunklen Kapitel der Stadtgeschichte. Am 7. Mai 1653 wird die erst 12-jährige Entgen Lenarts hingerichtet. Es war die letzte Hexenverbrennung in Köln.

Im Namen Gottes und der ganzen Stadt wird eine erst 12-Jährige zum Scheiterhaufen geführt. Ein Kind, das sich selbst der Hexerei, bezichtigt hat, ist zum Tode verurteilt worden. Entgen Lennarts war der letzte Hexe von Köln – genauer gesagt: der letzte Mensch, der in Köln wegen Hexerei angeklagt war und dann hingerichtet wurde. Aus heutiger Sicht scheint kaum vorstellbar, was in der frühen Neuzeit überall in Europa dazu geführt hat, dass Frauen und auch einige Männer auf Scheiterhaufen verbrannt wurden.

Und doch führt auch heute noch Wahn und Hysterie in vielen Ländern der Welt dazu, dass Menschen für Phänomene und Ereignisse verantwortlich gemacht werden, die sich nicht jeder rational erklären kann. Auch heute werden noch Menschen verfolgt und getötet, weil man sie für Hexen oder Zauberer hält.

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In der neuen Folge von „True Crime Köln“ ist die Historikerin und Initiatorin des Kölner Frauengeschichtsvereins, Irene Franken, zu Gast, um über die Hexenverfolgungen in der Stadt und das furchtbare Ende von Entgen Lenarts zu sprechen. Das Mädchen lebte allein in der Stadt und bettelte auf der Straße, bevor sie behauptete, dem Teufel begegnet zu sein. Beim Verhör, in dem sie sich als Hexe bezeichnete, war das Kind erst 10 Jahre alt. Das Gericht verurteilte sie zum Tode.

Weil sie für die Todesstrafe noch zu jung war, musste sie nach dem Urteil zwei Jahre lang auf die Vollstreckung warten. Anhand von sogenannten „Hexenprotokollen“ lässt sich das Schicksal von Entgen Lenarts gut nachvollziehen. „True Crime Köln“ taucht ein in eine Zeit, die die Menschen schon damals als düster und hoffnungslos empfanden. Man sprach vom „Eisernen Zeitalter“, das vom Dreißigjährigen Krieg und immer neuen Pest-Wellen geprägt war. 

Das Logo des Podcasts "True Crime Köln"

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Köln war im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland und Europa keine Hochburg der Hexenverfolgung. Nach der ersten dokumentierten Hinrichtung Mitte des 15. Jahrhunderts wurden bis zur Hinrichtung von Entgen Lenarts 34 Frauen, zwei Männer und ein weiteres Kind zum Tode verurteilt. Der bekannteste Fall ist der der Katharina Henoth, wo man eine Intrige vor dem Hintergrund der Konkurrenz um das Post-Monopol vermutet. Historikerin Franken äußerst Zweifel an dieser Darstellung, die unter anderem zu einer kölschen Hymne der Bläck Fööss geführt hat.

Aktuelle "Weltkarte des Hexenwahns" listet 43 Länder auf

Das Hilfswerk „Missio“ und die Katholische Hochschule NRW haben mit einer „Weltkarte zum Hexenwahn“ dokumentiert, wie aktuell das Thema immer noch ist. Demnach werden in 43 Ländern immer noch Menschen wegen angeblicher Hexerei verfolgt, gefoltert und nicht selten auch getötet.

Die Ordensschwester Lorena Jenal sitzt mit der Überlebenden einer Hexenverbrennung in Papua Neuguinea in einer Kirche in Kundiawa und hält ihre Hand.

Ordensschwester Lorena Jenal (r.) sitzt mit der Überlebenden einer Hexenverbrennung in Papua Neuguinea in einer Kirche in Kundiawa.

In der neuen Folge von „True Crime Köln“ spricht Helmut Frangenberg auch mit der Ordensschwester Lorena Jenal, die Erschütterndes aus Papua Neuguinea berichten kann. Dort kämpft sie gegen Hexenwahn und Verfolgung. Zweimal hatte sie bereits selber ein Messer am Hals. Sie rettet Frauen vor Folter und Tod.

„True Crime Köln“ hören Sie überall, wo es Podcasts gibt, und natürlich über die Homepage ksta.de.

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